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Minka vom DornenClan


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Achtung: 1. Bitte keine Kommentare drunterhauen, weil ich diese Story noch weiterschreiben werde. 2. Es wird ziemlich nach Fantasy gerichtet sein.

Wer es also nicht mag: Nicht lesen.

 

Kapitel 1: Die Flucht

 

Es war ein besonderer Tag. Heute würde das jährliche Festessen der Floraner stattfinden. Pünktlich zu Sonnenuntergang trat die junge Floranerin aus ihrem blättrigen Zuhause. Die ersten Sterne waren bereits am Himmel zu sehen. Gerade als sie losgehen wollte, bemerkte sie etwas im Augenwinkel. Sie drehte sich um und schaute hinauf zu der Stelle, wo ihr Nachbarplanet war. Entsetzt entdeckte sie dort mehrere feurige Punkte. Auf dem Planeten brannte es! Panisch suchte sie den nächstbesten Veteranen ihres Dorfes und gerade als sie einen entdeckte, brachen überall um sie herum Schreie aus, gefolgt von einer Explosion. Der große Hauptbaum des Dorfes stand in Flammen und sämtliche floranische Krieger stürmten plötzlich an ihr vorbei. Die junge Floranerin folgte mit dem Blick der Richtung, in der die Krieger rannten und sah die Bedrohung. Nicht weit entfernt kamen Raumschiffe dem Dorf immer näher. Ihre Farbe und Form ließen erkennen, dass es sich um Hylotl handeln musste.

Sowie sie die Schiffe gesichtet hatte, erkannte sie nun auch hunderte kleiner Schemen am Horizont. Erst jetzt wurde ihr klar, dass diese fischigen Wesen auch bei ihrem Nachbarplaneten gewesen sein mussten und alles zerstörten. Wütend wollte sie sich mit in den Kampf stürzen, doch etwas packte sie am Arm. Sie wirbelte herum und sah ihren besten Freund, der ihr direkt in die Augen sah.

"Minka, wir müssen fliehen, es sind zu viele...", sagte er bekümmert. Mit hasserfüllten Augen blickte Minka zurück, wo ihre Floranerkameraden bereits gegen die Hylotl kämpften. Ihr Freund hatte recht, es waren zu viele und zu starke. Sie knurrte leise und ohne ein Wort machte sie kehrt, weg von dem Gemetzel.

 

Zusammen mit ein paar anderen Floranern hatten sie und ihr Freund einmal ein altes Raumschiff abseits des Dorfes, tief im Dschungel, entdeckt und geheim gehalten. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, es zu nutzen. Kein anderer war dort, was Minka nicht wunderte. Die anderen mussten mit in den Kampf gezogen sein.

"Gut, dass wir es schon zum Laufen gebracht haben.", meinte ihr Freund. Minka stieg ein und schaltete sofort das Schiff an. Gerade als auch ihr Freund einsteigen wollte, hörten beide schnelle Schritte von weiter weg immer näher kommen. Es waren Hylotl-Krieger. Ohne lange zu zögern, griff sich Minkas Freund ihren Speer und ging in Abwehrhaltung.

"Flieg", befahl er ihr ruhig. "Ich halte sie auf." Minka zischte verärgert.

"Nein!", rief sie. Wenn sie schon ihren Planeten den Hylotl überließ, dann wollte sie wenigstens ihren besten Freund bei sich haben.

"Flieg!", sagte er erneut und diesmal dringlicher. Er schaute sie an und Minka sah die Entschlossenheit in seinem Blick. "Du wirst es schaffen.", flüsterte er. Dann drehte er sich um und rannte seinen Feinden entgegen. Minka konnte nicht hinsehen, ihrer Wut wich Trauer. Sie mochte ihn sehr und das nicht nur, weil er klüger als die anderen war. Ruckartig schloss sie die Luke des Schiffes und hebte ab. Sie wagte einen letzten Blick aus dem Fenster und sah ihr Heimatdorf, welches schon zur Hälfte in Asche verwandelt war. Dann stellte sie das Schiff auf Autopilot und schleppte sich erschöpft ins Bett...

 

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Kapitel 2: Jäger und Gejagte

 

Fast ein Jahr lang war Minka allein unterwegs, flog von Planet zu Planet und sammelte sich zusammen, was sie zum Überleben brauchte. Einmal fand sie sogar ein Dorf, welches von Avians bewohnt war. Sie waren freundlich gesinnt, sodass Minka sich bei den Händlern einen neuen Speer erhandeln konnte. Aber die Avians konnten sie auch nicht aufheitern. Immer wieder träumte Minka von den Hylotl und ihrem verlorenen Zuhause.
Als sie am nächsten Tag aufwachte, musste sie feststellen, dass ihr Essensvorrat wieder mal knapp wurde. Also steuerte Minka kurzerhand den nächstbesten Planeten an: ein Dschungelplanet. Ein starkes Unwetter tobte, als sie dort ankam, aber das machte ihr nichts aus. Sie nahm ihren Speer und ging los.

 

Frust machte sich in Minka breit, weil sie nach Stunden immer noch keine Beute gemacht hatte und das Unwetter wollte auch nicht aufhören. Mittlerweile war sie in sumpfigem Gebiet unterwegs. Überall gab es riesige Bäume, aber keine Spur von Tieren. Ein Blitz erleuchtete gerade den Himmel und Minka erkannte eine Bewegung hinter einem der riesigen Bäume. Langsam schlich sie voran, bis sie nahe genug an dem Baum war. Sie hielt kurz inne, machte dann einen Satz und wollte gerade den Speer in ihr Opfer stechen, als sie erkannte, was da eigentlich vor ihr war.

Ein Monster, mindestens viermal so groß wie Minka selbst, stand vor ihr. Minka konnte es nicht genau mustern, aber als wieder ein Blitz über den Himmel zuckte, sah sie riesige scharfe Klauen und unzählige Reißzähne aufblitzen. Das Monster hatte sie bemerkt, denn es richtete seine drei hellblau leuchtenden Augen direkt auf sie. Minka stand wie angewurzelt da und betrachtete ihr Gegenüber. Ruckartig löste sich ihre Starre.

"Endlich, Essen!", rief sie erfreut. Als hätte sie das Monster beleidigt, trat es einen Schritt auf sie zu und brüllte ihr laut und wütend entgegen. Es holte mit einer Klaue aus, aber Minka war schneller und wich zur Seite aus. Sie wollte nach hinten springen, um dem Monster auf den Rücken zu klettern, aber da kam ihr sein mit Stacheln besetzter echsenartiger Schwanz entgegen, traf sie und schleuderte sie gegen einen Baum. Schnell rappelte sie sich auf, kraxelte den Baum hinauf und schwang sich auf einen Ast. Unten drückte das Monster gegen den Stamm und bog ihn immer mehr, aber bevor es den Baum brechen konnte, sprang Minka von oben ab und zielte mit dem Speer direkt auf seinen Kopf. Leider war sie zu hoch oben gewesen und das Monster öffnete schon seine großen Kiefer um sie komplett zu fressen. Gerade noch schaffte Minka es, ihren Speer so zu platzieren, dass das Monster seine Kiefer nicht mehr zubekam und sprang zur Seite weg. Nun war sie aber ohne Waffe und zu allem Überfluss zerbarste das Monster den Speer einfach, als wäre es nur ein Stock.

"He, der war neu!" Jetzt brauchte sie sofort einen neuen Plan. Das Monster stürzte sich bereits wieder auf sie, wütender als vorher und Minka musste die Flucht ergreifen. Es war viel schneller als sie und kam immer näher.

Dann gab es plötzlich einen lauten Knall. Ein Blitz war mit voller Wucht in einen der riesigen Bäume gekracht, auf den Minka gerade zusteuerte. Der angeschlagene Riese fiel erst langsam, dann immer schneller und drohte sie zu erschlagen. Stehenbleiben konnte sie nicht, dann wäre sie Monsterfutter, also beschleunigte sie ihr Tempo. Sie spürte keinen Regen mehr von oben und wusste, dass sie unter dem Stamm war. Mit einem letzten Schub macht sie einen Salto nach vorne und hörte das Knarren des Baumes, gefolgt von einem lauten Knochenbrechen. Äste schlugen ihr ins Gesicht und stießen sie um.

Das Knurren des Monsters war nicht mehr zu hören und Minka wagte einen Blick durch die Äste nach hinten, wo sie das Monster eingequetscht unter dem gefallenen Baum liegen sah.

Es zuckte noch ein paar Augenblicke, dann blieb es reglos liegen. Minka wollte sich ihm gerade nähern, da hörte sie etwas. Seltsame Rufe. Sie lugte durch die Äste und sah bekannte Gestalten.
Floraner!

 

Spoiler

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Kapitel 3: Neue Freunde

 

Das riesige Monster war sofort vergessen, Minka wollte diese Floraner kennenlernen. Sie kämpfte sich aus den Ästen des umgestürzten Baumes und eilte der Gruppe entgegen. Die Fremden hielten vor ihr an. Der Anführer der Gruppe, ein Floraner mit golden-grüner Rüstung, schaute zuerst zum Monster, dann zu Minka.
"Wie sssein dein Name?", fragte er und Minka musste sich bemühen ihn zu verstehen, weil es immer noch so stürmte. Sie sagte ihren Namen, woraufhin der Floraner ihr zunickte.
"Du mitkommen."
Glücklich darüber, endlich wieder unter floranischer Gesellschaft zu sein, folgte Minka der Gruppe ohne Widerrede und bemerkte nicht mal, dass drei Floraner bei dem Monster blieben.

 

Der Gruppenführer führte sie aus dem Sumpfgebiet heraus und tiefer in einen Dschungel hinein. Mittlerweile ließ sogar das Unwetter nach, es wurde wieder heller und Donnergrollen war nur noch in der Ferne zu hören.
Nach einer Weile, die Minka wie eine Ewigkeit vorkam, weil sie so aufgeregt war, erreichte sie mit der Gruppe ein Floranerdorf. Einige Floraner tuschelten leise miteinander, als sie Minka bei der Gruppe sahen. Bei einem großen Hauptbaum blieb der Gruppenführer stehen.
"Du hier warten", befahl er Minka und lief hinein. Die beiden anderen Floraner der Gruppe hielten sich etwas entfernt von Minka und beobachteten sie. Wahrscheinlich damit sie nicht fliehte. Es dauerte nicht lange, da kam der Gruppenführer zurück und in Begleitung eines weiteren Floraners. Minka sah diesen überrascht an, denn er trug ein seltsames Geweih auf dem Kopf.
Ein Greenfinger!, erinnerte sie sich. Sie hatte ihre Freunde damals immer von solchen Floranern reden hören.
Beide kamen auf sie zu.
"Du bist also Minka." Der Greenfinger klang sehr freundlich.
"Ako hat mir erzählt, du hättest Scharfzahn getötet. Stimmt das?"
Minka wurde etwas unwohl, weil der Greenfinger sie mit seinem Blick zu durchbohren drohte.
"Wenn Scharfzahn dieses riesige weiße Monster war...", hob sie vorsichtig an, "dann ja."
Sofort erstrahlte der Greenfinger.
"Wunderbar!", rief er. "Das müssen wir mit einem Festessen feiern!" Er schaute zu Ako. "Und ich weiß schon genau, was wir dafür nehmen."
Ako antwortete mit einem stummen Nicken, winkte seine Gruppenmitglieder heran und schickte beide Richtung Sumpf. Er selbst ging dann zum nächsten Haus, wohl um die Neuigkeiten zu verkünden.
"Ich heiße übrigens Chinzah", stellte sich der Greenfinger vor und ging auf den Hauptbaum zu.
"Folge mir bitte, Minka."

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Kapitel 4: Gefiederter Chaot

 

Im Hauptbaum gab es eine Etage mit einem riesigen Raum, wo sich nun sämtliche Floraner des Dorfes tummelten und den lecker zubereiteten Scharfzahn verspeisten. Greenfinger Chinzah hatte allen berichtet, dass Minka Scharfzahn getötet hatte, worauf sich die meisten bei ihr bedankt und gejubelt hatten.
Minka war immer noch ganz warm vor Verlegenheit, vor allem, weil sie direkt neben Chinzah sitzen durfte. Sie hatte ihm schon von ihrem Heimatplaneten erzählt und den Kampf mit Scharfzahn genauer erklärt. Chinzah nickte verständlich, dann schweifte sein Blick über die anderen Floraner.
"Scharfzahn hat uns so lange tyrannisiert. Es war wie ein Fluch! Immer, wenn die meisten unserer Jäger unterwegs waren, überfiel er unser Dorf, versuchte so viele wie möglich von uns zu fressen und beschädigte unsere Häuser."
Minka, die sich gerade über ein knuspriges Stück Scharfzahn hermachte, schaute zu ihm.
"Jetzt wird er euch jedenfalls nicht mehr stören."
Der Greenfinger nickte und erwiderte ihren Blick. "Wie können wir dir das nur danken?"
Minka blinzelte. "Also ehrlich gesagt, würde es mir reichen, wenn ich bei euch leben dürfte."
"Es wäre mir eine Ehre."
Sein Blick wurde ernst. "Durch dieses Monster haben wir sowieso ein paar leere Zimmer."

 

Nach dem Essen führte Chinzah Minka aus dem Hauptbaum. Sie wollte ihn gerade etwas fragen, als über ihr ein schriller Schrei ertönte.
Was zum...? Verwirrt blickte sie nach oben, wo etwas auf sie zugestürzt kam. Geschickt sprang sie zur Seite und sah sich im nächsten Moment einem Vogel gegenüber, der genauso groß war, wie sie selbst. Sein Gefieder war braun, Kopf und Flügel hatten die Form wie bei einem Falken.
"Oh richtig, das hatte ich ganz vergessen", meldete sich Chinzah.
"Jeder unserer besten Jäger hat seinen eigenen Wächter. So einen wie ihn." Er deutete auf den braunen Vogel, der neben ihm gelandet war. "Die Wächter bewachen das Dorf, wenn sie nicht mit ihrem Besitzer auf Jagd gehen." Er schaute nach oben und Minka folgte seinem Blick bis sie weit oben am Hauptbaum einen weiteren Vogel entdeckte.
"Ako muss ihn hergeschickt haben...", murmelte Chinzah eher zu sich selbst.
"Nun denn, Minka! Dieser hier soll deiner werden!"
Der Vogel gab einen fröhlichen Laut von sich und hüpfte zu Minka. Chinzah musste grinsen.
"Weißt du, er ist sehr frech. Wir..." Minka  unterbrach ihn.
"Greenfinger Chinzah. Ich habe eine Bitte. Ich... möchte lernen. Vor allem möchte ich mehr über die Hylotl wissen. Du bist doch sehr klug, kannst du mich nicht etwas unterrichten?"
Chinzah zögerte. Er schien sich unsicher und Minka dachte schon, er würde Nein sagen, aber dann sagte er: "Du möchtest das unbedingt, hm? Na gut. Wir werden ab und zu eine kleine Lernstunde für dich einlegen." Er zwinkerte ihr freundlich zu. Minka wollte schon einen kleinen Freudenhüpfer machen, da zupfte etwas an ihrem Kopfblatt.
"He!" Sie schaute zur Seite und sah, dass ihr neuer Wächter an ihr zupfte.
"Aus! Ich bin doch kein Snack!" Sie schubste ihn beiseite und Chinzah lachte auf.
"Ich hatte dich gewarnt, dass er frech ist."

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Kapitel 5: Ein lorbeeriges Zeichen

 

Die Jahre vergingen und Minka lebte sich gut ein. Wenn sie nicht mit auf Jagd ging, trainierte sie mit ihrem Wächter, den sie Sommerwind taufte, oder lernte von Greenfinger Chinzah etwas über das Universum und andere Völker.
Normalerweise trafen sich die beiden in einem kleinen Haus am Rand des Dorfes, aber heute hatte der Greenfinger sie zu sich in den Hauptbaum eingeladen.
Es war früher Nachmittag und Minka musste sich aus ihrem Haus schleichen, weil Sommerwind schlief. Sie hatte mit ihm den ganzen Tag trainiert, aber so richtig hören wollte er immer noch nicht. Auf dem Weg zu Chinzah grübelte sie, wie es bei ihm wohl aussah. Als sie dann ankam und eintreten durfte, musste sie erstmal staunen. Neben ein paar Jagdtrophäen hingen an den Wänden sehr viele Karten und Bilder und die Regale waren voll mit etlichen Büchern. In der Mitte des Raumes stand ein riesiger Globus und Minka fragte sich, welcher Planet das wohl sein sollte.
"Nur zu, sieh dich um. Aber nichts umwerfen", ertönte Chinzahs Stimme aus einer Ecke des Raumes. Das Angebot nahm Minka sofort an und beäugte die seltsamen Bilder. Ihr Blick blieb bei einem halb zerrissenen Banner hängen.
"Was ist das hier für ein Zeichen?", fragte sie neugierig.
Chinzah, der gerade in einem Buch auf einem Pult blätterte, sah zu ihr rüber.
"Ein Lorbeerkranz. Nein, es ist nicht von uns", fuhr er fort, bevor Minka fragen konnte. "Akos Jagdtrupp hatte es gefunden. Er meinte, ein ahnungsloser Reisender hätte unser Sumpfgebiet erkundet und wurde von Scharfzahn erwischt, denn er fand eine Menge Blutspuren."
Minka bekam leuchtende Augen. Sie dachte an ihre damalige Flucht und wie sie dann lange alleine im Universum unterwegs war, was sie alles entdeckte und wen sie kennenlernte. Chinzah schien zu wissen, woran sie dachte, denn er fragte: "Vermisst du das Reisen?"
Minka sah ihn überrascht an, mit dieser Frage hätte sie nicht gerechnet. "Irgendwie schon. Es war immer so aufregend und ich wusste nie, was mich erwartet", antwortete sie begeistert.
"Willst du es wieder tun?"
Minka musterte ihn, ob er diese Frage wirklich ernst meinte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sie einfach wieder ins Unbekannte reisen lassen würde.
"Dein Raumschiff ist immer noch dort, wo du es damals gelagert hattest. Südlich vom Dorf."
Minka überlegte. Einerseits wollte sie wirklich wieder durch das Universum reisen und neue Dinge entdecken, andererseits wollte sie ihre neue Heimat nicht schon wieder verlassen. Wehmütig schaute sie Chinzah an.
"Du musst doch nicht für immer wegbleiben", lachte er. "Ich kann unseren Planeten im Schiffscomputer einspeichern, dann kannst du, wann immer du willst, hierher zurück."
Das klang akzeptabel für Minka. "Na gut. So machen wir es", sagte sie, nun wieder motivierter.

 

Am nächsten Morgen war Minka hellwach und wollte so schnell wie möglich los. Sie packte sich ein paar Sachen in ihren Pelzbeutel und ging nach draußen, wo Sommerwind auf sie wartete.
"Hallo mein Großer! Bereit für Abenteuer?"
Sommerwind war genauso wach wie sie und schlug als Antwort wild mit den Flügeln, während er einen schrillen Ruf von sich gab.
"Dann los!", rief Minka und rannte schon voraus zum Landeplatz.

 

Bereits vom Weitem erkannte Minka Ako zusammen mit Chinzah, der diesmal mit einem Speer da stand, als würde er gleich jagen gehen. Minka stoppte ruckartig vor den beiden, sodass Sommerwind fast in sie hineinkrachte.
"Das üben wir noch mal", grinste sie ihren Wächter an.
"Minka", begrüßte Ako sie. "Zusammen wir haben gefertigt diesssen Sspeer für dich."
"Ako meinte, du solltest ihn Scharfzahnschlitzer nennen." Belustigt übergab Chinzah ihr den neuen Speer. Minka nahm ihn dankend an und analysierte das Holz.
Woah! Das ist das Holz der Sumpfbäume!
"Falls du dort draußen interessante Technologien findest, bring sie ruhig mit. Ich würde mich freuen", bat Chinzah und machte ihr den Weg zur Schiffsluke frei. Minka nickte eifrig und begab sich zum Eingang. Sie hörte, wie Ako zu Sommerwind sagte: "Gut aufpasssen du musst auf ssie." Dann stieg ihr Wächter hinter ihr ein.
"Ich habe den Tank gefüllt, damit solltest du erstmal weit kommen", erklärte Chinzah.
"Also dann... Auf bald!"
"Auf bald", erwiderte Minka, schloss die Schiffsluke und begab sich ans Steuer.
Es ist wie damals, nur diesmal kann ich zurückkehren.
Sommerwind kam zu ihr getappt.
"Und ich bin nicht alleine", flüsterte sie und streichelte ihn.

Voller Vorfreude flog sie einen Waldplaneten an, unwissend, was sie dort erwarten könnte...

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Kapitel 6: Kluex' Bote

 

Auf dem Planeten war helllichter Tag, als Minka eintraf. Beim Aussteigen überflutete sie regelrecht die Wärme der Sonne.
"Wenn ich nicht so wild aufs Erkunden wäre, würde ich ein Sonnenbad vorschlagen. Oder was meinst du, Sommerwind?" Sie drehte sich zu ihrem Wächter um und sah ihn mit aufgeplustertem Gefieder, hochgereckten Kopf und geschlossenen Augen neben dem Raumschiff stehen. Minka kicherte.
"Ich nehme das als eindeutiges Ja."
Nachdem sie ihren Speer von drinnen geholt hatte, stupste sie Sommerwind an, um ihn aus seiner Trance zu erwecken.
"Los, ab mit dir in die Lüfte, Ausschau halten!", befahl sie ihm. Widerstrebend erhob sich der große Vogel in die Luft und flog davon. Sobald er außer Sichtweite war,

machte sich auch Minka auf den Weg.

 

Einige Stunden waren vergangen und es wurde bereits dunkel, als Minka Sommerwinds Ruf hörte. Er hatte etwas entdeckt! Sofort ließ sie ihre gerade erlegte Beute fallen und  eilte voraus, wich elegant ein paar Bäumen aus und stoppte hinter einem niedrigen Hügelkamm. Vor ihr waren Stimmen zu hören, also duckte sich Minka und lauschte.
"... werden wir keinen neuen finden", endete gerade eine schlechte gelaunte Stimme.
"Nur Mut, die Monde sind noch nicht zu sehen", erwiderte eine andere ruhigere.
"Kluex wird nicht erfreut sein...", wimmerte eine dritte Stimme.
Kluex?
Vorsichtig wagte Minka einen Blick über den Hügel und entdeckte eine Gruppe Avianer, alle samt Rüstung und Waffen.

Nur einer unterschied sich von den anderen, denn er trug ein rötliches Gewand und eine Federkrone auf dem Kopf.

Weil sie so sehr damit beschäftigt war, diesen seltsam gekleideten Avianer zu mustern, bemerkte Minka gar nicht, wie sich einer der anderen Avianer in ihre Richtung drehte.
"Seht mal, da!", rief die erschrockene Stimme, worauf sich Minka sofort wieder hinter den Hügel duckte.
So ein Mist... So unachtsam war ich noch nie gewesen!, ärgerte sie sich im Stillen.
Langsam zog sie ihren Speer hervor, um sich zu wehren, falls diese Avianer ihr schaden wollten. Schritte kamen näher und blieben direkt auf der anderen Seite des Hügelkamms stehen.

Dann sprach eine ruhige, tiefe Stimme.
"Komm bitte heraus. Wir werden dir nichts tun."
Als Minka nicht reagierte, versuchte die Stimme es weiter.
"Du bist doch Abenteurer, oder nicht? Es gibt da etwas, das dich interessieren könnte."
Das weckte nun doch Minkas Interesse, also beschloss sie, sich zu zeigen.
Mit einem geübten Sprung hievte sie sich über den Hügelkamm und stand nun direkt vor dem Avianer mit dem roten Gewand.

Seine Begleiter standen mit geschockten Gesichtern und gezogenen Waffen vor ihr.
"Friedlich, ja?", neckte Minka, wobei sie ein Lachen unterdrückte, weil sie die Avianer mit ihrem ruckartigen Sprung wohl erschreckt hatte.

Einige schauten nun noch erschrockener und Minka hörte jemanden flüstern: "Sie zischelt gar nicht!"
Der Avianer im Gewand war der einzige, der nicht erschrocken war, im Gegenteil. Er stand seelenruhig dort und sah Minka musternd an.
"Also was ist jetzt? Zeig mir, was so interessant sein soll!", drängelte sie.
Mittlerweile hatte dieser besondere Avianer ein leichtes zufriedenes Lächeln im Gesicht.
"Natürlich. Folge mir", antwortete er und ging, ohne darauf zu achten, ob Minka ihm folgte, voraus.
Aufgeregt, aber auch auf einen Hinterhalt vorbereitet, trottete Minka hinter ihm her, während sein geschocktes, verwirrtes Gefolge unsicher nebenherging...

 

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Kapitel 7: Vision aus der Vergangenheit

 

Die Nacht war vollends hereingebrochen und am Himmel waren zwei gleichgroße Vollmonde erschienen. Minka bemerkte, wie die Wachen des Avianers im roten Gewand immer unruhiger wurden.

Alle liefen stillschweigend dahin.
Trotz der Dunkelheit konnte Minka erkennen, worauf die Truppe zulief. Vor ihnen öffnete sich ein Höhleneingang, in dem es stockfinster war. Wollten diese Avianer sie in eine Falle locken?

Seltsamerweise drängelten sich die Wachen jetzt nach vorne zu ihrem Anführer, der zielstrebig die Höhle betrat. Minka musste genau auf die Schritte der Avianer hören, um sie in der Finsternis nicht zu verlieren.
Wenn ich mich hier verlaufe... Sie erschauderte.

 

Nach einigen Herzschlägen in der endlosen Finsternis sah Minka ein schwaches Licht direkt voraus. Der Gang öffnete sich zu einer großen Höhle. Oben in der Decke war ein Loch, durch das das Mondlicht hineindrang und in der Mitte der Höhle ragte ein großer Fels aus dem Boden. Er sah besonders aus, denn er hatte fast nur glatte Seiten und erinnerte Minka an einen Schieferstein. Das Mondlicht fiel direkt auf diesen Fels und gab ihm einen silbernen Glanz.
Erst jetzt bemerkte Minka, dass sich die Avianer nacheinander rundum den Felsen niederließen, als würden sie eine Gottheit anbeten. Sie streckten alle eine Hand aus, berührten die glatten Flächen des Felsens und schlossen die Augen. Nur der Avianer im Gewand war stehengeblieben und blickte zum Loch in der Decke. Verwirrt folgte Minka seinem Blick und sah, dass sich die beiden Monde
näher aufeinander zubewegt hatten. Als sie zum Avianer zurücksah, lud dieser sie mit einer Handgeste ein, sich den anderen anzuschließen.
Ich weiß zwar nicht, was das soll...  Aber ich bin mal so nett.
Sie näherte sich dem Felsen, ließ sich nieder, schloss die Augen und berührte ihn, was sich als Fehler herausstellte. Die Oberfläche war eiskalt und ließ Minka erstarren. Panisch versuchte sie sich
loszureißen und die Augen wieder zu öffnen, aber sie konnte sich weder bewegen, noch verschwand die Dunkelheit.
Was passiert hier?!
Plötzlich konnte Minka wieder sehen, allerdings befand sie sich nicht mehr in der Höhle, sondern stand mitten in einem Dorf.
"Träume ich?", fragte sie sich laut.
Das Dorf war umgeben von seltsamen Bäumen, die gefährlich stachelig aussahen und die Wohnbäume sahen auch komplett fremd aus.
"Ihr seid die Beute und ich die Jägerin!", ertönte eine aufgeregte Stimme hinter Minka. Sie drehte sich um und sah ein paar sehr junge Floraner, die wohl zusammen spielten.
"Och manno, warum müssen wir immer die Beute sein?", jammerte ein junger Floraner. Die Floranerin, die zuerst gesprochen hatte, gab nur einen bedrohlichen Zischlaut von sich und zog einen
kleinen Holzspeer hervor, woraufhin die anderen spaßig kreischend wegrannten. Die Jägerin verfolgte sofort ihre Beute und rannte dabei an Minka vorbei.
Hey, Moment mal...
Erst jetzt fiel Minka auf, dass die kleine Jägerin genau wie sie aussah. Einziger Unterschied war die Blütenfarbe.
"Der Clan wird angegriffen!", rief plötzlich jemand und riss Minka aus ihren Gedanken. Ehe sie sich versehen konnte, stürzten überall schemenhafte Kreaturen ins Dorf und griffen die Floraner an.

Minka wollte gerade bei der Verteidigung helfen, da wechselte die Umgebung ruckartig zu dem Moment zurück, als die Hylotl ihren Heimatplaneten angriffen. Nun stand sie inmitten kämpfender Floraner und Hylotl, aber niemand schien sie zu bemerken. Dann kamen zwei Hylotl direkt auf sie zugestürmt. Minka packte ihre Waffe und wollte einen Gegenangriff starten, da verschmolzen die beiden Feinde plötzlich zu Scharfzahn, der brüllend auf sie zukam. Gerade als Minka dachte, sie wäre Monsterfutter, verschwand Scharfzahn ruckartig und ließ Minka in Dunkelheit zurück.
"Dieser Traum gefällt mir nicht... Komm schon, wach auf!", zwang sie sich und schloss die Augen. Hochkonzentriert stellte sie sich vor, wieder bei dem Fels und den Avianern zu sein und fühlte bereits die kalte Höhlenluft. Doch da durchfuhr ein stechender Schmerz ihren Körper, nahm ihr alle Sinne und sie wurde ohnmächtig...

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Kapitel 8: Silberflügel wider Willen

 

Etwas kitzelte sie im Gesicht und weckte Minka. Total erschöpft und müde öffnete sie langsam die Augen und sah einen sternenklaren Himmel über sich, wo die beiden Monde immer noch schienen. Dann neigte sich etwas Dunkles über ihr Gesicht und starrte mit großen schwarzen Augen auf sie herab. Als Minkas Sicht klarer wurde, erkannte sie ihn.
"Sommerwind!"
Der große Vogel gab einen erleichterten Laut von sich und flatterte mit den Flügeln.
"Was ist denn passiert? Wo sind diese Piepmätze hin? Habe ich etwa alles nur geträumt...?"
"Nein, es war alles real. Mehr oder weniger..."
, antwortete ihr eine weibliche Stimme und ließ Minka zusammenzucken. Trotz schmerzender Muskeln kämpfte Minka sich hoch und konnte nun genauer sehen, wo sie überhaupt war. Um sie herum erstreckte sich eine weite Wiesenlandschaft, die vom Licht der Monde in ein leuchtendes Silber getaucht wurde.
Die Stimme kam von links und als Minka nachschaute, entdeckte sie nicht weit entfernt von sich eine Frau. Sie saß auf der Wiese und hatte den Blick auf Minka gerichtet. In ihrer Hand hielt sie ein Notizbuch und neben ihr im Gras stand eine kleine Lampe mit unnatürlichem blauen Licht.
Instinktiv wollte Minka nach ihrem Speer greifen, konnte ihn aber nicht finden.
"Suchst den hier, hm?", fragte die Frau und hob den Speer kurz hoch, den sie hinter sich versteckt hatte. "Wollte auf Nummer sicher gehen, dass du mich nicht direkt erstichst und auffrisst."
"Wer bist du?", fragte Minka ernst. "Und wo sind die Avianer?"
"Die Avianer..."
, begann die Frau mit nachdenklichem Unterton, dann schaute sie in die Ferne und schwieg. Plötzlich begann sie zu schmunzeln und brach dann in Lachen aus.
"Das hättest du sehen sollen!", fuhr sie lachend fort.
"Dein großer Vogel ist im Sturzflug in die Höhle geflogen. Es dauerte gar nicht lange, da rannten diese Avianer panisch schreiend raus und riefen Sachen wie: "Kluex ist erzürnt!" Ich glaube, dein Freund war echt wütend und hatte sie angegriffen und diese Gläubigen hielten ihn für eine Erscheinung Kluex' oder sowas", endete sie schmunzelnd.
Stolz wandte sich Minka an ihren Wächter und streichelte ihn.
"Gut gemacht, mein Großer. Was denen einfällt, mich in diese Höhle voller Albträume zu locken..." Minka zischte kurz verärgert.
Die Frau blinzelte und schien kurz in Gedanken versunken zu sein. Dann lockerte sie sich und fragte: "Wie war denn deine Wandlung?"
"Wandlung?"
, fragte Minka mit misstrauischem Blick.
"Hast du's noch gar nicht bemerkt? Guck doch mal auf deinen Rücken!"
Verwirrt drehte Minka den Kopf zur Seite, schaute hinter sich und erschrak, als sie einen großen schwarzen Flügel an sich heften sah. Um ganz sicher zu sein, schaute sie auf der anderen Seite nach, wo allerdings auch ein Flügel an ihr heftete. Ungläubig schaute Minka zu der Frau zurück und erwartete eine Erklärung. Aber noch bevor diese etwas sagen konnte, wurde es Minka klar.
"Ha ha, sehr lustig. Erst komische Piepmätze, die mich in eine Höhle locken und dann ein Mensch, der mir Flügel auf den Rücken klebt, während ich ohnmächtig bin. Sehr sehr nett."
Leicht gereizt wollte Minka die Flügel abziehen, stellte dann aber fest, dass sie doch nicht einfach angeklebt waren. In einer Mischung aus Wut und Verzweiflung sprang sie auf und zog kräftiger an den Flügeln, tat sich damit aber nur selber weh.
Sie gab auf.
Die Frau saß immer noch seelenruhig auf der Wiese und schrieb etwas in ihr Notizbuch. Jetzt war Minka richtig wütend. Sie nutzte den Augenblick und stürzte sich ruckartig auf die Frau, hatte aber nicht mit einem Konter gerechnet. Blitzschnell rollte die Frau sich zur Seite weg, packte Minkas Arme, zog beide nach hinten und fesselte sie mit Handschellen, woraufhin Minka das Gleichgewicht verlor und nach vorne umfiel.
Wieso ist sie so schnell?!
"Willst du nicht lieber wissen, was passiert ist, anstatt mich umbringen zu wollen?"

"Wie werde ich diese Flügel los?!", blaffte Minka die Frau an, während sie versuchte wieder aufzustehen.
"Gar nicht", gab diese lässig zurück. "Du bist jetzt ein Silberflügel."
"Ich will aber kein Silberflügel sein!", protestierte Minka.
"Es geht hier nicht darum, was du willst", meinte die Frau und machte eine Pause. Ihre Stimme wurde sanfter und bekam einen wehmütigen Unterton. "Der letzte Flügel ist tot, also musste ein neuer her. Aber sei nicht traurig." Der wehmütige Unterton wurde durch einen aufheiternden abgelöst. "Du hast jetzt zwar nervige Flügel, aber dafür auch einen neuen Sinn! Nämlich einen, der dich vor sämtlichen Gefahren warnt."
Mittlerweile stand Minka wieder und eigentlich fand sie diese Sache mit dem neuen Sinn interessant, wollte es sich aber nicht anmerken lassen. Mit immer noch feindseligem Blick wandte sie sich der Fremden zu und versuchte heimlich hinter dem Rücken aus den Handschellen zu schlüpfen, was ihr nach kurzem Bemühen auch gelang.
"Wie soll ich mir das vorstellen?", versuchte sie abzulenken.
"Ganz einfach: Du wirst es spüren. Genauer kann ich's leider nicht erklären, da ich diese Fähigkeit selbst nie hatte."
Die Fremde hob Minkas Speer auf und warf ihn ihr zu. Instinktiv fing Minka den Speer, wodurch die Handschellen hinter ihr zu Boden fielen und sie sich verriet.
"Die waren ein bisschen zu groß für eine Floranerin. Hab leider keine anderen mehr", gestand die Fremde. Nach kurzem Schweigen fragte sie dann freundlich: "Möchtest du mich nicht auf einem nächtlichen Spaziergang begleiten? Ich könnte dir mehr über die ganze Sache erzählen. Vorausgesetzt, du frisst mich nicht auf."
Minka seufzte tief. "Na gut, überredet."
Zufrieden nickte die Fremde, steckte ihr Notizbuch ein und hob ihre Lampe auf.
"Übrigens. Mein Name ist Isa."

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Kapitel 9: Der Spezialsinn

 

Die Morgendämmerung brach langsam heran und warf lange Schatten über die üppige Landschaft. Gemütlich liefen Minka und Isa auf einem Pfad zwischen den Bäumen dahin, während Isa gerade von ihrer Heimat, einem Planeten namens Erde, erzählte. Sommerwind hatte sich geweigert wieder aus der Luft auszukundschaften und tappte aufmerksam hinter den beiden her.
"Nachdem die Erde zerstört war, musste ich mich allein im Universum zurechtfinden. Eigentlich war ich auf der Suche nach anderen Überlebenden, begegnete dann aber diesen Avianern, die von Mondsteinen und Sonnenfelsen sprachen. Du musst wissen: Der Flügel vor dir war ein Flammenflügel."
"Lass mich raten", unterbrach Minka die Erzählungen. "Die bei Mondsteinen werden zu Silberflügeln und die bei Sonnenfelsen zu Flammenflügeln."
Isa nickte. "Korrekt."
"Aber eins frage ich mich. Warum heißt es Silber und Flammen? Meine Flügel sind schließlich schwarz und nicht silbern"
, wunderte Minka und warf einen Blick über ihre Schulter auf ihre Flügel.
"Jeder Flügel hat bestimmte Farben. Ich kenne nicht alle, habe aber die Theorie, dass Silberflügel nur kalte Farben und Flammenflügel nur warme Farben haben können."
Das klang logisch für Minka. Allerdings wollte sie nicht mehr über die Farben der Flügel nachdenken, denn ihr Ziel stand fest: Sie wollte diese Flügel um jeden Preis loswerden. Wieder wurde sie leicht wütend.
Ich bin eine Floranerin und kein Vogel!
Grummelnd senkte sie den Blick auf den Boden.
"Und ich werde die wirklich nie mehr los?"
Isa kicherte. "Selbst wenn du sie ausreißen, absägen oder verbrennen würdest, würdest du eher dabei draufgehen. Soweit ich weiß, wachsen sie wieder nach."
"Erneut in diese Höhle gehen bringt auch nichts?"
Minka schaute Isa hoffnungsvoll an.
Sie erwiderte kurz ihren Blick, schüttelte dann aber den Kopf. Moment mal... warum hatte sie gezögert?
Minka sah sie prüfend aus zusammengekniffenen Augen an, aber gerade als sie nachfragen wollte, spürte sie etwas. Ihr Herz schlug schneller und kräftiger.
"Da ist etwas", warnte Minka. Etwas wie ein Gefühl sagte ihr, dass Gefahr drohte.
"Von wo?" Isa war ebenfalls stehengeblieben und die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme überraschte Minka. Bisher wirkte diese Frau immer so ruhig und gelassen.

Unsicher schaute sich Minka um.
"Ich weiß nicht", gestand sie.
"Pass genau auf. Kurz bevor es dich erreicht, wirst du wissen, was und wo es ist", erklärte Isa und bewegte sich kein Stück.
Plötzlich sah Minka eine Vision vor ihrem geistigen Auge. Ein blitzschnelles Geschoss flog an ihr vorbei und traf... Isa! Die Vision verschwand, Minka packte Isa und riss sie von ihrem Standort weg hinter eine Tanne in Sicherheit. Nur wenige Sekunden später schlug ein Geschoss in die Erde ein, wo sie eben noch stand. Sommerwind erschrak und erhob sich laut rufend in die Lüfte.
"Scharfschütze... Danke für die Rettung, das hätte mich voll erwischt", bedankte sich Isa flüsternd bei Minka. Dann lugte sie vorsichtig um die Tanne herum in die Richtung, aus der der Schuss kam, rief: "Zeigt euch, ihr Feiglinge!" und ging wieder in Deckung. Zum Glück hatte Minka ihren Speer zurück und machte sich schon bereit auf einen Kampf.
"Oh man, du Loser triffst aber auch gar nichts", hörte Minka eine freche Stimme rechts von sich.
"Sagt der Typ, der letztens einen Avianer entkommen ließ", konterte eine andere Stimme links von ihr.
"Klappe, ihr zwei. He, ihr da! Gebt uns alles, was ihr habt, dann lassen wir euch vielleicht laufen."
Minka wirbelte herum und sah hinter sich einen Mann in Banditenkleidung, der zwei Pistolen auf sie gerichtet hatte.
"Ey, das ist doch eine von diesen Auserwählten mit den Flügeln. Ob wir die teuer verkaufen können?"
"Oder wir nutzen sie für uns!"

Die beiden anderen Banditen hatten sich hinter Isa flankiert. Der eine trug das Scharfschützengewehr und der andere schwang vergnügt eine Axt hin und her, wobei er finster grinste.
"Männer machen nur Ärger", seufzte Isa kopfschüttelnd. "Passt auf Jungs, wie wärs hiermit. Meine Freundin und ich gehen einfach weiter unseres Weges und niemandem wird etwas geschehen. Na, wie klingt das?"
Als einzige Antwort hörte Minka, wie das Scharfschützengewehr nachgeladen wurde.
"Floranerin. Waffe her. Jetzt", drohte der Mann mit den Pistolen.
Isa zuckte mit den Schultern. "Gut, dann nicht."
Erst jetzt bemerkte Minka ein kleines seltsames Gerät um Isas linken Unterarm, das auf den ersten Blick wie eine viereckige Armbanduhr aussah. Sie tippte darauf herum bis es einen Piepton von sich gab.
"Abflug", grinste Isa und teleportete sich und Minka weg.

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Kapitel 10: Die Vorliebe für Katzen

 

Binnen eines Augenblicks fand sich Minka auf einem Raumschiff wieder. Es hatte größtenteils weiß-graue Wände und sah sehr modern aus.
"Du hast uns auf dein Schiff teleportiert! Perfekt die Banditen ausgetrickst!", lobte sie und sah sich neugierig um. Doch dann fiel ihr etwas ein.
"Moment. Was ist mit Sommerwind?"
"Manchmal müssen eben Opfer gebracht werden."
"Opfer? Du hast sie wohl nicht alle! Lass mich sofort wieder auf den Planeten!"
Bedrohlich stellte Minka sich Isa gegenüber.
"Oh man. Das war doch nur ein Scherz. Ihr Floraner werdet viel zu schnell aggressiv."
Sie nahm das viereckige Gerät und tippte wieder darauf herum. Wie aus dem Nichts wurde Sommerwind neben Minka teleportiert und flog direkt auf sie zu. Isa hatte ihn wohl mitten im Flug erwischt. Gerade noch so konnte Minka ausweichen, wobei ihr Wächter nicht so schnell reagieren konnte und mit Wucht gegen die Wand flog.
Autsch... "Alles okay, mein Großer?"
Seine krächzende Antwort wurde von einem hohen aufdringlichen Laut abgeschnitten. Verwirrt blickte Minka sich um, sah aber sonst niemanden. Wieder hörte sie diesen Laut, diesmal aggressiver und näher. Sie sah an sich herunter und entdeckte die Ursache. Ein kleines Tier, gerade mal so groß wie Minkas Kopf und mit beige und weißem Fell saß vor ihr und schaute sie mit großen blauen Augen an.
"Oh! Wie niedlich, ein kleiner Tiger!"
Diese kleinen runden Pfoten, diese rosa Stupsnase, diese wachsam aufgestellten Ohren... Minka war überwältigt von diesem kleinen Wesen.
"Das nennt man Katze, nicht Tiger", korrigierte Isa.
Ohne auf Isa zu achten, hob Minka die Katze hoch.

"Diese Augen und Krallen! Du jagst bestimmt so gut wie ein Floraner!" schwärmte Minka weiter.
Die Katze reckte den Kopf höher und schnüffelte an Minkas Kopfblatt.
"Ähm, wenn ich du wäre, würde ich sie lieber..." Isa brach ihre Warnung ab, als die Katze zubiss.
"He! Böser Tiger, aus!", schimpfte Minka und zerrte sie von ihrem Kopf weg.
"Warum hat sie das gemacht?", wollte sie von Isa wissen.
"Es gibt da etwas, das Katzen lieben. Nämlich Katzenminze. Und nimm es nicht persönlich, aber du riechst tatsächlich nach Minze. Bestimmt heißt du auch so."
"Nein. Ich heiße Minka."

Ein lautes Schnurren lenkte Minkas Aufmerksamkeit wieder zur Katze.
"Du bist zu niedlich, ich kann dir nicht böse sein."
"Ich störe euch beide ja nur ungern... Aber hast du schon einen Plan, wie es jetzt weitergeht, Minka?"
, fragte Isa ruhig und ließ sich auf einem Ledersessel nieder.
Nachdenklich setzte Minka das schnurrende Fellbündel ab.
"Ich denke, ich werde erst einmal Greenfinger Chinzah aufsuchen und ihn fragen, ob er weiß, wie ich diese Flügel wieder loswerde." Sie wandte sich Isa zu und bemerkte ihren ernsten Blick.
"Was ist?"
"Ich bezweifle, dass deine Floranerfreunde jemals von Silber- oder Flammenflügeln gehört haben. Ich kenn' die Legenden auch nur, weil ich den Avianern hier begegnet bin."

Minka verstand, worauf sie hinauswollte und bekam Panik.
Sie könnte recht haben. Was mache ich, wenn mich jetzt keiner mehr als Floranerin anerkennt?

 

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Kapitel 11: Eine Bitte

 

"Hilfe! Minka, hilf mir!"
Mit rasendem Herzen schlug Minka die Augen auf und realisierte, wo sie wirklich war. Der Wind und die Wellen brausten um sie herum.
Blöde Albträume... Sie seufzte und beruhigte sich langsam.
Nachdem sie den Banditen entkommen waren, bestand Isa darauf, dass sie gemeinsam mit Minkas Schiff ein paar Planeten erkunden sollten.
"Ich kann mein Schiff jederzeit zu mir rufen, also lass uns deins nehmen und ein bisschen das Universum unsicher machen", hatte Isa vorgeschlagen.
Um sich von der ganzen Sache mit den Flügeln abzulenken, hatte Minka zugestimmt.
Jetzt saß sie auf einem warmen Sandstrand an einem weiten Ozean und genoss die Sonne. Isa hatte sie dazu überredet, diesen Ozeanplaneten anzufliegen. Gerade saß sie nicht weit von Minka entfernt unter einer Palme und wischte mit einem Pinsel an den Hylotlknochen herum, über die sie bei ihrer Ankunft auf dem Planeten gestoßen waren.
"Verdient", hatte Minka beim Anblick der Knochen gemurmelt, woraufhin Isa sie fragte, was sie denn gegen Hylotl habe. Minka hatte ihr dann von ihrem Heimatdorf erzählt und wie die Hylotl alles zerstörten.
Seitdem schwelgte Minka wieder in Erinnerungen. Ihr Blick schweifte zu Isa rüber.
"Bist du eigentlich Knochenjägerin oder was findest du an denen so interessant?"
"Wenn dann Archäologin. Aber nein, bin ich nicht. Ich versuche nur, so viel über andere Völker rauszufinden, wie ich kann."

Fröhliches Geschnatter drang aus den Lüften herab. Minka sah, wie Sommerwind mit einigen kleineren Vögeln um die Wette flog und sie synchron Saltos schlugen.
Schritte knirschten auf dem Sand. Isa hatte die Knochen beiseite gelegt und sich neben Minka gesetzt.
"Hör mal. Ich hätte da eine Bitte", fing Isa zögernd an. "Ich kenne da eine kleine Kolonie. Überlebende von der Erde. Sie haben sich als Zufluchtsort einen nicht ganz so tollen Planeten ausgesucht und du hast erzählt, dass dein neues Zuhause auf einem besseren sei. Glaubst du, ihr hättet da noch Platz?"
"Hm. Im Sumpf ist noch genug Platz"
, neckte Minka.

Als Isa beleidigt dreinschaute, räusperte sich Minka schnell. "Ich meinte... ja, sicher. Blöderweise habe ich mein eigenes neues Zuhause noch nicht komplett erforscht. Ich kann dir also nicht sagen, wo der beste Platz ist", gestand sie und war peinlich berührt, weil sie ihre neue Heimat nicht erkundet hatte.
"Das macht nichts. Zur Not scanne ich ihn einfach vom Schiff aus."
Sie scheint eine Menge Technologien zu kennen. Das wird Greenfinger Chinzah freuen, dachte sich Minka. Doch da fiel ihr ein, dass sie jetzt ein sogenannter Silberflügel war.
"Wollen wir sofort aufbrechen?", fragte Isa plötzlich und hinderte Minka so daran, weiter über die Folgen der Flügel nachzudenken.
Unsicher zeichnete Minka Linien in den Sand. "Ich weiß nicht. Ich fühle mich noch nicht bereit."
"Ich will ja nicht drängeln, aber würdest du mir trotzdem schonmal die Koordinaten geben? Die Kolonie würde sich sicher freuen."

Für einen Moment überlegte Minka, ob sie dieser Frau wirklich trauen konnte. Was, wenn diese Kolonie insgeheim eine kleine Armee war, die ahnungslose Dörfer ausraubte?
Als hätte Isa ihre Gedanken gelesen, sagte sie: "Ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange. Aber hey, ich hätte dich auch einfach töten können, als du bewusstlos in der Höhle lagst. Aber hab ich das? Nein. Also könntest du mir wenigstens ein bisschen vertrauen."
Minka war erstaunt, wie ernst diese Frau immer wieder sein konnte. Und sie hatte recht, wiedermal.
"In Ordnung. Ich hoffe, dass ihr ehrliche Leute seid." Mit diesen Worten erhob sich Minka und pfiff ihren Wächter zu sich. Auf dem Weg zu ihrem Raumschiff beschloss sie, erst noch weitere Planeten zu bereisen und später heimzukehren.
Nachdem sich Isa die Koordinaten notiert hatte, verabschiedete sie sich dankend von Minka und teleportierte sich davon.

 

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Kapitel 12: Ein schwerer Verlust

 

Sie war auf dem Weg nach Hause. Völlig aufgeregt lief Minka vor ihrem Wächter hin und her.
"Ob alles gut geht? Ich weiß nicht, ob alles gut geht... Ich hoffe, dass alles gut geht. Oh Sommerwind! Was mache ich bloß, wenn alles schiefgeht?"
Die Flügel wippten hinter ihr auf und ab. Minka hielt inne und betrachtete sie eingehend.
"Wir müssen umkehren!", rief sie so laut und so plötzlich, dass ihr Wächter einen erschrockenen Sprung nach hinten machte. Doch es war zu spät.
Das Raumschiff setzte zur Landung an. Die bekannten Floranerwohnungen waren bereits zu sehen.
"Okay, jetzt gibt es kein Zurück mehr", murmelte Minka und versuchte sich zu beruhigen. Langsam schlich sie ans Fenster, spähte hinaus und entdeckte einige Floraner, die sich dem Landepunkt näherten, darunter Chinzah und Ako.
Wenn ich das überstanden habe, brauche ich einen Beruhigungssnack...
Das Raumschiff war gelandet, die Schiffsluke öffnete sich, Minka hüpfte hinaus und ging der Floranergruppe entgegen, die stehengeblieben war. Ihr Wächter tappte fröhlich hinterher.
Als Minka vor Chinzah stehenblieb, erkannte sie, dass er keinen abweisenden Ausdruck zeigte.
"Willkommen zurück, Silberflügel Minka", sagte er, als würde eine Gottheit vor ihm stehen.
"Willkommen zurück", wiederholten die anderen Floraner im Chor.
Minka machte große verwirrte Augen. "W-wie...", fing sie stotternd an.
"Eine nette Dame in blau besuchte das Dorf und hat uns alles erzählt", erklärte Chinzah.
"In blau...?" Jetzt war Minka noch verwirrter.
Aber Isa trug doch keine blaue Kleidung, überlegte sie.
"Nun... Ich nehme an, du möchtest eine Menge mit mir besprechen."
Minka nickte und ging mit Chinzah davon.

 

Am nächsten Tag war Minka weniger zuversichtlich. Selbst Greenfinger Chinzah hatte ihr nicht weiterhelfen können, da er, wie Isa schon angedeutet hatte, noch nie etwas über Silberflügel gehört hatte. Vorerst wollte Minka nicht weiter darüber nachdenken und machte sich auf den Weg zu Isa. Laut Chinzah gab es westlich vom Dorf eine avianische Siedlung, in deren Nähe sich Isa und ihre Kolonie befinden sollten. Ihren Reisespeer, den Minka damals von Ako geschenkt bekam, ließ sie bei sich zu Hause und nahm dafür ihren Jagdspeer mit.
Noch nicht weit entfernt vom Dorf konnte sie Tiere durch die hohen Büsche huschen hören.
Ein wenig zu jagen wäre wohl keine schlechte Idee...
Vorsichtig und so leise wie möglich schlich Minka voran. Direkt vor ihr, hinter dichten Lianen, war graues Fell zu sehen. Minka verharrte, holte aus, zielte und schleuderte den Speer auf ihre Beute. Aber anstatt das Tier zu durchbohren, gab es einen metallischen Klang und der Speer prallte ab. Das Tier schreckte auf und flüchtete.
Was war denn das?, fragte sich Minka verwirrt und ging zu der Stelle, wo ihr Speer lag.

Doch da meldete sich ihr Silberflügel-Sinn und für einen kurzen Moment sah sie vor ihrem geistigen Auge, wie scharfe Reißzähne auf sie zugerast kamen. Die Vision verschwand und ein bedrohliches Knurren näherte sich von hinten. Minka reagierte schnell und sprang zur Seite. Das graue Fell, was sie eben noch jagte, stellte sich als eigener Jäger heraus: Ein Wolf schoss an ihr vorbei und verfehlte nur knapp ihren linken Flügel. Er stoppte, drehte sich um und sah Minka knurrend mit tief schwarzen Augen an. Ohne Vorwarnung sprang er wieder schnappend auf sie zu, Minka aber wich nach hinten aus. Da machte er plötzlich einen hohen weiten Sprung auf sie zu, sodass er ungeschickt hinter ihr landete, als sich Minka wegduckte. Jetzt war der Weg zu ihrer Waffe frei. So schnell sie konnte sprintete Minka zu ihrem Speer.
Sommerwinds Ruf schallte durch die Bäume, als er sich mit Sturzflügen auf den Wolf stürzte und immer direkt wieder wegflog.
Sehr gut! Lenk ihn ab!
Gerade hatte Minka ihren Speer zurück, da ertönte ein lauter schriller Entsetzensschrei, der abrupt verstummte. Minka drehte sich um und sah ihren Wächter am Boden liegen. Der Wolf hatte ihn an der Kehle gepackt, Blut tropfte auf den Boden.
"Nein!", rief Minka entsetzt und stürmte auf den Wolf zu.

In hohem Bogen schleuderte er Sommerwind beiseite, sodass eine lange Blutspur entstand und rannte Minka entgegen. Kurz vor dem Zusammenstoß zielte Minka auf den Kopf ihres Feindes, der zum Sprung ansetzte. Als sie zum Angriff ausholte, musste sie mit Entsetzen zusehen, wie der Speer am Kopf ihres Feindes zerbarst, als wäre das Tier wirklich aus Metall. Zu allem Überfluss verbiss sich der Wolf nun auch noch in ihrem rechten Flügel. Sein Gewicht war unnormal schwer, sodass er sie zu Boden zog. Verzweifelt packte Minka ihn im Nacken und versuchte ihn von ihrem Flügel wegzuzerren, was ihr auch gelang, allerdings riss der Wolf ihr dabei einen Teil des Flügels aus. Minka biss die Zähne zusammen und schluckte die Schmerzen runter, ließ dabei aber den Wolf los, der die Chance ergriff und sie erneut ansprang und diesmal auch umwarf. Mit aller Kraft versuchte Minka den Wolf wegzudrücken, der jetzt an ihre Kehle wollte, aber sein Gewicht und ihre Schmerzen bewirkten, dass sie immer schwächer wurde.
Plötzlich fegte eine Feuerwelle über die beiden hinweg und jemand rief: "Verschwinde, du Biest!" und tatsächlich ließ der Wolf von Minka ab.
Langsam erhob sich Minka und sah eine fremde Floranerin mit grünen Blättern und einer lila Blume auf dem Kopf neben sich stehen, in ihrer Hand ein Schwert, das in Flammen stand. Der Wolf war aber nicht weg, sondern versperrte jetzt knurrend den Weg zu Sommerwind. Mit einem Pfeiflaut wollte Minka ihren Wächter zu sich rufen. Keine Reaktion. Sie wirbelte zu der Fremden herum.
"Du! Er hat Angst vor deinem Schwert, kannst du nicht...", sie brach ab, als Regentropfen vom Himmel fielen und Donnergrollen in der Ferne erklang. Augenblicklich erlischte das Feuer des Schwertes. Die Floranerin schüttelte den Kopf.
"Lass uns lieber gehen, dieses Ding da ist nicht normal und außerdem bist du verletzt!"
"Aber..."
Minka schaute wehmütig zu Sommerwind rüber, der immer noch regungslos dalag und bemerkte nicht einmal, dass die Fremde nicht zischelte.
Plötzlich schoss der Wolf wieder mit gefletschten Zähnen vor.
"Komm schon!" Die fremde Floranerin packte Minka an ihrer Kleidung, zog sie noch rechtzeitig weg und rannte Richtung Floranerdorf. Minka stolperte hinterher, warf einen letzten Blick auf ihren verlorenen Freund und merkte, dass der Wolf ihnen nicht folgte.
Als das Dorf in Sicht kam, riss sich Minka von der Floranerin los und stakste zu ihrem Haus. Sie ignorierte Ako, der ihr entgegenkam und fragte, was passiert sei und knallte die Tür hinter sich zu. Durchnässt und mit blutendem Flügel ließ sie sich auf ihr Bett fallen.
Sommerwind... ich schwöre, dass ich dich rächen werde!

 

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Kapitel 13: Kein Land in Sicht

 

Nur wenige Augenblicke schienen vergangen zu sein, da klopfte es an der Tür.
"Geht weg!", rief Minka, aber die Tür öffnete sich trotzdem. Genervt rollte sie sich zur Seite, sodass sie nicht sah, wer dort kam.
"Hab gehört, was passiert ist. Du hattest echt Glück." Das war Isa, die sich näherte und neben Minka aufs Bett setzte. "Trotzdem solltest du hier nicht so verletzt rumliegen."
Minka merkte, wie Isa anfing ihren Flügel zu verarzten.
"Ich werde dieses Monster finden und als Trophäe an meine Wand hängen, wenn ich mit ihm fertig bin", murrte sie.
"Was genau war das denn für ein Tier, dass selbst du es nicht erledigen konntest?", wollte Isa wissen.
"Ich weiß auch nicht. Es kam mir so vor, als wäre es ein Wolf aus Metall gewesen. Ein Roboter war es aber nicht, dafür war es zu gelenkig."
"Und ich dachte, es gab Wölfe nur auf der Erde...", murmelte Isa nachdenklich zu sich selbst.
"Die Floranerin, die dich gerettet hat, hatte einige eurer Jäger zu der Stelle geführt, aber weder dieser Wolf noch dein Vogelfreund waren dort." Isa beendete die Behandlung von Minkas Flügel.
"Das ist nicht fair. Erst verliere ich meine Heimat und jetzt auch noch Sommerwind!", jammerte Minka.
"Aber deine beste Freundin ist doch noch hier", konterte Isa aufmunternd.
Nach kurzem Zögern rollte sich Minka zurück und sah ihre beste Freundin an. Dabei fiel ihr auf, dass Greenfinger Chinzah recht hatte und sie jetzt tatsächlich blaue Kleidung trug, die aber sehr an einen Attentäter der Apex erinnerte.
Minka setzte sich auf. "Was bist du eigentlich?"
"Nenn mich eine Ordnungshüterin. Ich passe in der Kolonie auf, dass alle brav und artig sind", erklärte Isa und stand auf. "Komm, lass uns ins Avianerdorf gehen."
Tief seufzend erhob sich Minka und folgte Isa nach draußen, wo sie die fremde Floranerin erblickte, die im anhaltenden Nieselregen wohl gewartet hatte. Denn als sie Minka sah, eilte sie sofort herbei.
"Es geht dir gut, was ein Glück! Ich hatte in dem Chaos keine Chance mich vorzustellen... ich heiße Lilietta", stellte sie sich vor und wurde nervös. "Tut mir leid wegen dem Vorfall. Ich hab von anderen hier gehört, dass ihr große Vögel als Begleiter und Helfer nutzt... Das wusste ich nicht! Ich dachte, du hättest ihn erlegt und dieser Wolf würde..."
Minka hob die Hand als Zeichen, dass sie schweigen soll.
"Schon gut. Immerhin hast du mich gerettet", sagte Minka ruhig. "Entschuldige mich jetzt, ich habe zu tun." Sie machte kehrt und deutete Isa mit einer Handgeste, sich ihr anzuschließen.
"Du solltest ihr lieber dankbar sein. Ohne sie wärst du jetzt Frischfleisch", flüsterte Isa Minka zu, als die beiden sich etwas entfernt hatten. Als Antwort kam nur ein abweisendes Grummeln.

 

Der Besuch in der avianischen Siedlung war ein Reinfall.
Während die Wachen Minka größtenteils misstrauisch beobachteten, traten die normalen Bewohner entweder ehrfürchtig vor ihr zurück oder versteckten sich und niemand konnte ihr mit dem Silberflügel-Problem weiterhelfen.
Isa hatte darauf bestanden, Minka noch bis ins Dorf zurückzubegleiten.
"Macht nichts, dann findest du eben woanders Hilfe", sagte sie auf dem Rückweg.
"Ich bezweifle, dass mir jemand anderes mit dieser Sache helfen kann", murmelte Minka geknickt.
"Schlechte Einstellung. Hmm... hey, ich weiß was! Würde es dir was ausmachen, für eine Weile nicht auf Entdeckungsflüge zu gehen?"
Minka schaute sie verwirrt an. "Denkst du wirklich, ich würde diesen Planeten verlassen, ohne dieses Metall-Monster gefunden und erledigt zu haben?"
Isa nickte schmunzelnd. "Gut. Dann bleib bitte in nächster Zeit deinem Raumschiff fern."
Was hatte Isa bloß mit dem Raumschiff vor? Wollte sie etwas sabotieren? Oder etwas aufbessern?
Abgelenkt durch diese Überlegungen vergaß Minka glatt ihre eigentlichen Probleme.

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Kapitel 14: Unbewusste Vorbereitung

 

So verging die Zeit, in der Minka einerseits nach dem Monster suchte und andererseits versuchte herauszufinden, was mit ihrem Raumschiff passieren wird. Und nach einem halben Jahr war es dann soweit. Früh am Morgen war Isa vorbeigekommen und hatte garantiert, dass die Überraschung zum Abend fertig sein würde.
Als die Sonne unterging kehrte Minka mit ihrer Gruppe von der Jagd zurück. Greenfinger Chinzah hatte angeordnet, dass es sicherer wäre, nicht alleine das Dorf zu verlassen. Nachdem sie sich von ihren Kameraden getrennt hatte, machte sich Minka direkt auf zum Landeplatz.
Wie erwartet befand sich Isa dort, aber auch einige Floraner des Dorfes, die um das Raumschiff herumschlichen. Isa scheuchte die Floraner weg, als sie Minka kommen sah. Bei näherem Hinsehen war zu erkennen, dass das vorher hellgraue Material des Schiffes jetzt dunkler war und auch die Dornen und Ranken, die um das Schiff herum wuchsen, sahen kräftiger aus.
"Heyhey, perfektes Timing. Komm her!", rief Isa.
"Ich sehe, du hast es aufgebessert", staunte Minka und gesellte sich zu ihr.
"Nicht nur das." Isa hielt Minka eines dieser viereckigen Geräte hin, das sie selbst um ihr Handgelenk trug. "Überraschung!"
Neugierig nahm Minka es an sich und untersuchte es. Ein großes Display in der Mitte und nur ein paar kleine Knöpfe am Rand.
"Das kleine Ding hat eine Menge toller Eigenschaften. Am besten daran ist aber, dass du Gegenstände darin aufbewahren kannst. Das wird dir auf Reisen noch sehr nützlich sein. Am wichtigsten für dich wird aber das hier sein", meinte Isa und zeigte auf eines der Symbole.
"Dein Schiff besitzt jetzt nämlich einen Teleporter! Dadurch brauchst du nicht mehr auf Planeten zu landen, sondern kannst dein Schiff im Orbit kreisen lassen und einfach mit diesem Knopf runter- oder hochteleportieren. Cool, oder?"
"Wow, also so wie du uns damals von den Banditen wegteleportiert hattest! Das ist toll. Und... was macht der Rest?", fragte Minka, während sie die anderen Symbole betrachtete.
"Das solltest du selbst austesten. Ich muss jetzt los, einige meiner Leute beschweren sich schon, dass ich so viel Zeit bei euch verbringe...", sagte Isa und rollte genervt mit den Augen.
"Oh, dann... vielen Dank für die, äh, Geschenke!", bedankte sich Minka und befestigte das kleine Gerät um ihren Arm.
"Keine Ursache. Ich hoffe, du verbringst ein bisschen Zeit damit es auszuprobieren. Man sieht sich." Isa zwinkerte ihr zu und ging davon.
Minka schaute ihr nach. Sie will mich wirklich von meinen Problemen ablenken... Und das hat sie sogar geschafft, dachte sie und machte sich auf den Weg nach Hause, wobei sie ihr neues Gerät weiter untersuchte.
In der kommenden Nacht hatte Minka allerdings mysteriöse Träume...

 

Kaum war sie eingeschlafen, fand sich Minka im Floranerdorf wieder, von dem sie schon damals beim Mondstein geträumt hatte. Es war genau der Moment, wo jemand rief: "Der Clan wird angegriffen!" und von allen Seiten schemenhafte Kreaturen ins Dorf stürzten. Diesmal waren es keine Hylotl, sondern die Schemen, die auf Minka zugerannt kamen. Aber auch diese beiden verschmolzen miteinander, als Minka ihre Waffe hervorzog, allerdings nicht zu Scharfzahn, sondern zum metallenen Wolf, der Sommerwind auf dem Gewissen hatte.
"Zeit für Rache", flüsterte Minka ernst und träumte, dass ihr Speer Feuer fangen würde. Sie stürmte auf ihn zu, bekam aber keine Chance zum Angriff, denn auf einmal verschwand das Tier und das Kampffeld um sie herum und alles wurde dunkel.
"Nein! Komm sofort zurück und kämpfe!", rief Minka und blickte sich wütend nach allen Seiten um. Ein tiefes und sehr lautes Dröhnen ertönte, fleischige Tentakel schossen aus der Dunkelheit hervor und fesselten Minka, sodass sie ihren Speer fallen ließ.
"Igitt, was wird das denn jetzt?!"
Angewidert versuchte sie sich zu befreien, als sich plötzlich ein riesiges gelbes Auge vor ihr öffnete und auf sie hinabschaute. Wie hypnotisiert und unfähig sich zu bewegen starrte Minka zurück, während die Tentakel sich immer enger zogen...

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Kapitel 15: Nächtlicher Aufbruch

 

"Wach auf! Minka, wach auf!"
Liliettas panische Stimme drang in den Albtraum. Völlig verschreckt schlug Minka die Augen auf und fand sich in ihrem Bett wieder. Ruckartig setzte sie sich auf und schaute wild um sich.
"Ganz ruhig! Hier bin nur ich", meldete sich Lilietta, die neben Minkas Bett stand.
"Du hast im Schlaf geredet und seltsam gezuckt, da dachte ich, es wäre besser dich zu wecken."
Alles war noch dunkel, nur das grüne Licht der Leuchtpflanzen erhellte etwas den Raum.
"Wie spät ist es?"
"Äh, mitten in der Nacht. Wieso...?"

Gerade als Minka fragen wollte, was Lilietta nachts vor ihrem Haus zu suchen hatte, schaltete sich ihr Silberflügel-Sinn ein.
Wie eine unsichtbare Welle schlug ihr pure bösartige Energie entgegen und für einen Moment glaubte Minka, das laute Dröhnen aus ihrem Traum wieder zu hören.
Sie sprang auf und stürmte nach draußen, in der Erwartung, dass das Dorf angegriffen wurde. Aber außer den nächtlichen Dschungelgeräuschen war alles ruhig und friedlich.
"Was ist los? Wovon hast du denn geträumt?", wollte Lilietta wissen, als sie Minka eingeholt hatte.
Wieder strömte diese bösartige Energiewelle über Minka hinweg.
"Es ist weiter weg... sehr weit", sagte Minka eher zu sich selbst und blickte hinauf zu den Sternen.
"Was?"
"Tut mir leid, aber ich muss ganz schnell wohin! Keine Zeit für Erklärungen!"
Minka raste davon und ließ Lilietta unwissend zurück.

 

Nachdem sie ihr Raumschiff betreten hatte, fand sie einen Zettel mit den Worten "Check mal deine Teleport-Ziele". Obwohl Minka es eilig hatte, konnte sie nicht widerstehen und folgte der Anweisung. Zwischen den wenigen Orten, die sie sich eingespeichert hatte, befand sich plötzlich ein neuer, den sie nicht kannte.
Außenposten. Was soll das sein?
Neugierig gab sie das Ziel im Schiffscomputer ein und musste mit Staunen feststellen, dass es in der selben Richtung lag, wie die Energiewellen, die sie immer noch spürte. Kurzerhand hob Minka mit dem Schiff ab und steuerte den Außenposten an.

 

Je näher sie dem Außenposten kam, umso stärker und erdrückender fühlten sich die Energiewellen an. Dann endlich: Das Schiff verließ den Hyperraum und ein gewaltiger Asteroid mit einem großen Gebäude tat sich vor ihr auf. Mehrere kleine Geschäfte waren rund um das Hauptgebäude zu erkennen. Dank des neuen Teleporters musste Minka nicht dort landen, sondern ließ ihr Raumschiff einfach in sicherem Abstand um den Asteroiden kreisen und nutzte nun zum ersten Mal den Teleporter.
"Hoffentlich finde ich dort die Ursache", murmelte sie und teleportierte sich runter.
Unten angekommen, stand sie plötzlich auf einem dunklen altertümlichen Stein, rechts und links ragten zwei große Säulen aus dem gleichen Stein empor und bildeten fast einen geschlossenen Bogen. Direkt neben Minka befand sich eine Art antike Kontrolleinheit. Als ihr Blick zu den Spitzen der Säulen schweifte, fiel ihr sofort etwas auf: Die Tentakel und das Auge, von denen sie geträumt hatte, waren dort oben in Stein gemeißelt. Noch während Minka sich fragte, was es bloß damit auf sich hatte, flog blitzschnell ein Messer an ihr vorbei und schlug in eine der Säulen ein, wo es sogar stecken blieb.
"Ey Pflanze. Coole Flügel, kannste damit auch fliegen?", fragte jemand frech.
Minka wirbelte angriffsbereit herum.
Hylotl...

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Kapitel 16: Erzfeind als Begleitung

 

"Was'n? Hat's dir etwa die Sprache verschlagen?"
Vergnügt und mit frechem Grinsen warf die fremde Hylotl einen Dolch in die Luft und fing ihn perfekt wieder auf.
"Fischfrau...", knurrte Minka leise.
Die Hylotl trug eine auffallend weiße Piratenjacke, eine graue Hose mit rotem Gürtel und ein schwarzes Bandana, das ihr drittes oberes Auge verdeckte. Ihre Schuppenfarben waren hellblau und weiß.
"Erzähl schon. Sind die echt oder nich'?", drängte sie weiter.
"Ich habe keine Zeit für dich, also tu uns beiden den Gefallen und verschwinde!", blaffte Minka sie an.
"Jemand wie du sieht aber nach Abenteuer aus. Und ich steh' auf Abenteuer", sagte die Fremde und ging langsam auf Minka zu. "Also. Was suchst'n hier? Die alten Storys von Ruin werden dich ja wohl kaum interessieren, aye?"
Ruin...?
In dem Moment, als Minka an das riesige Auge aus ihrem Traum zurückdachte, schlug ihr eine so heftige Energiewelle entgegen, dass sie kurz das Gleichgewicht verlor und nach hinten stolperte.
"Ich weiß, dass ich umwerfend bin, aber du musst nich' gleich übertreiben", sagte die Hylotl eitel.
Als Minka sich wieder gefangen hatte, konnte sie nicht anders als nachzufragen.
"Dieses Ruin, was ist das? Was weißt du darüber?"
"Hmm, glibbrige Tentakel... 'n zu großes Auge... hat Planet Erde zerstört."

Das ist dieses Monster, von dem mir Isa damals erzählt hat!, erinnerte sich Minka.
"Aye, die sind wirklich echt! Haha! Biste aus 'nem Apex Lab geflohen oder was?"
Durch ein Zupfen an ihren Federn wurde Minka aus ihren Gedanken gerissen.
"Argh, Finger weg!", sagte sie aggressiv, wehrte die neugierigen Hände ab und wich ein paar Schritte zurück.
Die Hylotl schlenderte gemütlich zu der Steinsäule, in der noch das Messer steckte und zog es heraus.
"Willste zu Ruin?", fragte sie plötzlich und mit unheilvollem Grinsen.
Wahrscheinlich habe ich eh keine Ruhe, bevor ich das nicht wenigstens versucht habe...
Minka nickte knapp. "Wie komme ich da hin?"
"Nicht du. Wir!", verbesserte die Fremde.
"Wir?! Ich lasse dich doch nicht auf mein Schiff!", empörte sich Minka.
"Kein Wir, kein Ruin."
Als die Hylotl sich zum Gehen wandte, gab Minka doch nach.
Leise knurrend sagte sie: "Na schön, du kommst mit."
"Perfekt! Dann lass uns..."
Ausreden konnte sie nicht, weil Minka sie aufs Schiff teleportierte und sich sofort hinterher.

"Eine falsche Bewegung und du fliegst. Mir auch egal, ob wir dann mitten im All sind. Dann erstickst du eben", stellte Minka klar.
"Mach dir ma' nich' in die Pelzhosen, Pflanze. Name is' Nyura, berüchtigte Piratin", stellte sich Nyura kurz vor und schlenderte zum Cockpit.
Wachsam und auf jeden ihrer Schritte achtend, folgte Minka ihr.
"Weißte... die meisten glauben, Ruin wurde vom Kultivator in 'ne andere Welt verbannt." Die Piratin gab Koordinaten ins Navigationssystem ein. "Totaler Blödsinn, sag ich dir. Die gute alte Erde is' noch genau da, wo se schon immer war. Nur 'n bisschen ruinierter. Hehe, verstehste? RUINierter."
Als Minka genervt mit den Augen rollte, düste ihr Schiff plötzlich ruckartig los, wodurch sie unvorbereitet nach hinten geschleuderte wurde. Nur dank ihrer guten Reaktionsfähigkeit konnte sie sich gerade noch festhalten.
"Aye! Ganz vergessen: Achtung, geht los!", amüsierte sich die Piratin.
Murrend kämpfte sich Minka wieder nach vorne. Worauf habe ich mich bloß eingelassen?

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Kapitel 17: Ruin

 

Mehrere Stunden war das Raumschiff bereits außerhalb des Hyperraums unterwegs, aber seit dem Start hatte sich Minkas Silberflügelsinn nicht mehr gemeldet.
Wenn wir angekommen sind, werde ich Treibstoffprobleme haben, stellte Minka fest.
Sie drehte sich um und sah, wie ihre Begleitung immer noch im hinteren Teil des Schiffes herumschlich.
"Würdest du bitte aufhören herumzuschnüffeln? Ich habe keine geheimen Schätze versteckt."
"Glaub ich dir sogar. Ihr Pflanzen hortet ja nur langweilige Hörner oder Knochen von irgendwelchen Tieren. Oder Pelze."
Neckisch schaute die Piratin über die Schulter zu Minka.
"Haste mal dran gedacht, Baumwollkleidung zu tragen?"
Am liebsten hätte Minka ihren Speer gezogen und diese Fischfrau aufgespießt, aber sie zwang sich zur Ruhe und atmete tief ein und aus.
Ganz ruhig bleiben. Es ist nur diese eine Reise, danach kann ich wieder... huch!
Ein Warnton des Schiffes und heftige Turbolenzen lenkten sie ab. Die Sternenkarte im Navigationssystem war komplett von dichtem kosmischem Nebel verdeckt. Panisch schaute Minka aus dem Fenster, wo ihr allerdings auch dichter Nebel keine Weitsicht ließ.
"Was zur... wo hast du uns hingebracht?!", fuhr sie die Hylotl an.
"Ruhig Blut, kleine Knospe. Gehört alles zum Plan", antwortete diese seelenruhig, während sie langsam zu Minka trottete, den Blick auf die Frontscheibe gerichtet.
"Wenn sich der Nebel verzieht, sind wir da", flüsterte sie mit Anspannung in der Stimme.
Wie auf Befehl schlug Minka wieder eine bösartige Energiewelle entgegen. Alarmiert wirbelte sie herum und sah, wie sich der Nebel lichtete und die Sicht freigab auf einen rosaroten Planeten, auf dessen Oberfläche die bekannten Tentakel zu erkennen waren.
"Das ist Ruin?"
"Aye, das is' Ruin"
, bestätigte Nyura.
Aber wo ist das riesige Auge?
Plötzlich zeigte sich ihr eine Vision.
Bilder zogen blitzschnell an Minka vorbei und deuteten einen Weg ins Innere Ruins. Das letzte, was sie sah, waren reinweiße Federn und ein Gefühl der Entschlossenheit umgab sie.
"Ey! Ich red' mit dir!"
Nyuras Stimme ließ die Vision verschwinden.
Verwirrt blinzelte sich Minka in die Realität zurück.
"Im Planetenkern muss jemand sein...", murmelte sie leise.
"Hm? Du willst zum Planetenkern? Aye, das is' doch mal 'ne Ansage!"
Bevor Minka überhaupt realisieren konnte, was Nyura gesagt hatte, stürzte die Piratin ans Steuer und gab Vollgas direkt auf Ruin zu.
"Was soll das? Bist du vollkommen wahnsinnig geworden?!"
"Endlich Action!"
, rief die Piratin erfreut.
"Du bringst uns noch um!"
Als Minka sie von der Steuereinheit wegzerren wollte, fuhr Nyura kampflustig herum, ihre beiden Dolche bereithaltend.
"War lange genug öde. Du verdirbst mir nich' den Spaß!"

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Kapitel 18: Das Ende...?

 

Okay, jetzt reicht's!
Mit einem Knopfdruck ließ sich Minka ihren Speer aus ihrem neuen Inventar materialisieren und griff Nyura frontal an, die mühelos zur Seite auswich. Während Minka noch bremsen musste, um ihren Speer nicht in die Steuereinheit zu schlagen, wurde sie brutal in die Seite getreten und taumelte erst mal ein paar Schritte. Gerade wollte sie einen blitzschnellen Gegenangriff starten, da kollidierte das Raumschiff mit dem Planeten. Durch den Aufprall wurde Minka quer durch den Raum geschleudert und knallte mit dem Kopf gegen die Schiffswand. Ein lautes, anhaltendes Piepen betäubte ihr Gehör und obwohl ihr Spezialsinn keine Gefahr durch die Hylotl meldete, wollte Minka so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen. Doch dann bemerkte sie, dass sich das Schiff immer noch stoßweise fortbewegte.
"Yeah! Einmal durch Ruin und wieder zurück!", hörte sie die Hylotl gedämpft jubeln.
Sie stand ganz vorne, hielt sich am Kapitänssessel fest und schaute begeistert zur Frontscheibe hinaus. Minka folgte ihrem Blick und stellte erschrocken und gleichzeitig erstaunt fest, dass sich das Schiff durch eine Art Fleischschicht bohrte. Widerlich rosafarbenes Blut bespritzte immer mehr die Fenster und kleine schleimige Lebewesen krachten ab und an gegen das Schiff. Als das Piepen endlich nachließ, hörte Minka abgehackte Sprachübertragungen, die vom Schiff aufgefangen wurden.
"... ist komisch... Ruin... instabil!", warnte jemand.
"... da raus...!", rief ein Hylotl befehlerisch.
Plötzlich krachte das Raumschiff durch eine weitere Fleischwand und vor ihnen tat sich eine große Lichtung auf und Minka erkannte jemanden ohnmächtig mitten auf der Lichtung liegen. Die Zeit schien langsamer zu werden, wie eine Zeitlupe. Instinktiv hievte sich Minka zum Teleporter und betätigte einen Knopf, um die unbekannte Person im richtigen Augenblick aufs Schiff zu teleportieren. Es funktionierte und auf einmal lag eine Menschengestalt in Rüstung mit großen reinweißen Flügeln vor ihr, der Helm der Rüstung und ein Schwert direkt daneben.
Ein Mensch? Mit Flügeln? Ich bin nicht die Einzige?, überlegte Minka.

Doch da sah sie etwas im Augenwinkel und erschrak, als sie das riesige gelbe Auge aus ihrem Traum wiedererkannte, welches jetzt allerdings von pochenden Blutadern durchzogen war.
"...Nyura an Knospe. Bitte kommen, Knospe."
Ein leichter Schlag auf ihren Kopf folgte.
Die Zeit verlief wieder normal und Nyura stand neben ihr. Minka war noch zu verblüfft vom ganzen Geschehen, dass sie sich nur schweigend den Kopf rieb. Ein heftiger Ruck erschütterte das Schiff. Es hatte die Lichtung durchquert und krachte nun wieder durch Fleischschichten.
"Will deine neue Bekanntschaft ja nich' stören, aber wenn man den Typen von eben glauben kann, dann werden wir hier nich' lebend rauskommen."
Die Piratin verschränkte die Arme.
"Dieses Ruin wird explodieren und wir sind mitten drin", fügte sie gleichgültig hinzu, obwohl Minka eine Spur Begeisterung hörte.
"Hm ja. Und wer ist schuld daran?", murmelte Minka leise. "Nur du!", schrie sie die Hylotl dann an, sprang auf und stürmte ans Steuer, um Vollgas zu geben.
Zu allem Übel wurden sie immer langsamer, weil sich das Schiff im fleischigen Gewebe verfangen hatte.
Komm schon, komm schooon..., flehte Minka im Stillen.
Grüner Schleim tropfte auf die Frontscheibe, eine starke Erschütterung folgte... Der ganze Planet bebte!
Verzweiflung machte sich in Minka breit. Sie schwor, nie mehr einen Hylotl auf ihr Raumschiff zu lassen, falls sie überlebte.

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Kapitel 19: In letzter Sekunde

 

Die Erschütterungen wurden immer stärker und schleimige Substanzen schienen das Raumschiff bereits komplett verschluckt zu haben. So sehr Minka es auch versuchte, ihr Schiff steckte fest. Sie gab auf und ließ langsam vom Steuer ab. Es war seltsam ruhig geworden, also schaute sie sich nach Nyura um. Diese hockte unbekümmert neben der ohnmächtigen Person und analysierte die weißen Federn der Flügel, die sie neugierig anhob.
Minka wurde richtig wütend. Diese Hylotl schien überhaupt nicht zu wissen, was sie angerichtet hatte!
Gerade wollte Minka ihrer Wut freien Lauf lassen, da wurde das Raumschiff so stark erschüttert, dass es jede Sekunde hätte auseinanderbrechen können. Stehen war nicht mehr möglich, so versuchte Minka sich irgendwie am Kapitänssessel festzukrallen.
Jetzt ist alles aus. Es tut mir leid, Greenfinger Chinzah...
In dem Moment, als sie die Augen schloss, um das Schicksal über sich ergehen zu lassen, wurde ihr Schiff so schnell nach vorne katapultiert, als wäre es aus dem Stand direkt in den Hyperraum eingedrungen. Weder Minka noch Nyura hatten damit gerechnet und beide wurden an die hinterste Schiffswand gedrückt, die Ohnmächtige landete rüstungsschwer auf ihnen.
Uff...
Das Schiff wurde abrupt langsamer. Minka erhaschte einen Blick aus dem Fenster und konnte es kaum glauben, als sie das dunkle Weltall wieder vor sich sah. Sie hatten es tatsächlich lebend rausgeschafft!
Ohne auf irgendetwas um sich herum zu achten, kämpfte Minka sich zum Seitenfenster vor und warf einen Blick zurück auf Ruin, das genau in dem Moment in viele einzelne fleischige Teile zerbrach, die sich langsam im All verteilten. Plötzlich hörte sie ein seltsames Geräusch, das zuerst wie eine Alarmanlage klang, was aber nicht sein konnte, da es zu lange nachhallte, als wäre sie unterwasser.
Aus dem Nichts sprach eine anmutige hohe Stimme ruhig: "Nachfahrin des DornenClans, deine Zukunft hat keine Flügel."
Auch die Stimme hallte leise nach, Minka konnte aber nicht ausmachen, von wo sie kam.
"Aye Knospe! Das war hammer! Hat dein Schiff Nitro oder wie haste das gemacht?"
Der freche Kommentar löste Minkas Verwirrung sofort durch Wut ab. Sie wollte diese Hylotl keine Sekunde länger auf ihrem Schiff. Eiskalt zog sie ihr Armband-Inventar hervor und teleportierte die Unerwünschte aus ihrem Schiff raus, während sie sich gleichzeitig vom Fenster wegdrehte, um nicht zu sehen, wo diese landete.
Ich hatte sie ausdrücklich gewarnt, dachte Minka und wandte sich dann der immer noch ohnmächtigen Person zu.

 

Was danach geschah...

 

Nachdem Ruin zerstört und Minka die Piratin losgeworden war, flog sie zu einem nächstgelegenen Wüstenplaneten, auf dem sie ein Oasenbiom mit hübschen Sandsteinstatuen entdeckte, von denen sie welche mitgehen ließ. Die mysteriöse Stimme, die sie bei der Flucht aus Ruin wahrgenommen hatte, schob sie einfach auf ihre Fantasie im Eifer des Gefechts.
Nach mehreren Tagen erwachte dann auch die Unbekannte mit den reinweißen Flügeln. Minka erzählte ihr alles, was passiert war, woraufhin sich die Fremde bedankte und als Elsa of Spielburg vorstellte, ihrerseits Spezies Engel. Da Minka noch nie von Engeln gehört hatte, nahm sie zuerst an, dass sie auch einer wäre, nur mit schwarzen Flügeln. Elsa aber erklärte ihr, dass es keine floranischen Engel gäbe. Enttäuscht musste Minka akzeptieren, dass sie wohl doch nur ein Silberflügel war. Davon wiederum hatte Elsa noch nie gehört und lauschte aufmerksam, als Minka ihr von ihrer damaligen Wandlung erzählte. Damit Minkas Flügel nicht nur als Accessoire dienten, brachte Elsa ihr ein paar Tricks und Tipps bei, unter anderem das Gleiten, damit sie Stürze aus gefährlichen Höhen überleben könnte. Die beiden verstanden sich äußerst gut und einigten sich darauf, zusammen auf Reisen zu gehen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann machen sie noch heute das Universum unsicher.

 

 

 

~The End~

(Hier bitte Credits einspielen)

Staffel 2 coming soon 2022!

 

 

 

Hauptrollen/meine OCs:

SbDrei.png.81b7c42f9db08e665803f37e55dda1ec.png

 

Wichtige Wörter/Sätze erklärt:

 

Kap. 5: Lorbeerkranz

Wahrzeichen der alten Republik.

 

Kap. 7: seltsame Bäume, die gefährlich stachelig aussahen; der Clan

Heimatort des längst vergessenen DornenClans (mehr dazu in Staffel 2).

 

Kap. 8: Silberflügel

Ein/e von Kluex Auserwählte/r, der/dem Flügel in bestimmter Farbe und ein Spezialsinn verliehen werden.

 

Kap. 12: Ein Wolf mit tief schwarzen Augen und aus Metall

Ein Feind, der in Staffel 2 erklärt wird.

Floranerin mit grünen Blättern und einer lila Blume auf dem Kopf

Wer kann das nur sein? Lilietta!

 

Kap. 14: fleischige Tentakel, riesiges gelbes Auge

*teuflische Stimme* Ruuuuiiiin.

 

Kap. 17: reinweiße Flügel

Vision mit Hinweis auf Elsa.

 

Kap. 19: "Nachfahrin des DornenClans, deine Zukunft hat keine Flügel"

Anspielung auf eine 2. Staffel.

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