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JimmyRustleton

Starbound-Gamemaster
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    JimmyRustleton got a reaction from DragonsForce in Im Westen Nichts Neues [Filler Episode]   
    Während ich noch an einer Fortsetzung arbeite bzw. solange mir keine Fortsetzung einfällt dachte ich es ist vielleicht eine gute Idee ein paar Fillers zu schreiben, in denen Chars, Orte usw. etwas durchleuchtet werden um allem ein bisschen mehr Kontext und Inhalt zu geben. Minka war wieder mal ein Schatz und hat alles fleissig lektoriert. An dieser Stelle wieder ein großes Lob! <3



    Spin Off I: Der alte Man und das All
     
     
     
    Der alte Mann starrt aus dem großen Panoramafenster. Vor ihm die Untiefen des unendlichen Weltraums, mit seinen Sternenbildern die schon damals reisenden Seefahrern beim Navigieren in unbekannten Gewässern halfen den rechten Weg zu finden. Mit seinen rauen Fingern streift er sich gedankenverloren den weißen Bart glatt. Nicht einen wie ihn weise Männer tragen. Eher wie ein in die Jahre gekommener Krieger. Nein, eher wie der Bart eines alten Kapitäns. Denn das ist er ja auch. Nun, gewissermaßen. Oberst Leutnant Edvard Mosken ist ein alter Offizier und hat das Kommando über das Dritte Armee Korp oder vielmehr über das was von der einst so starken Armee seiner Heimat übrig geblieben ist.
    Edvard ist ein alter, erfahrener Offizier der sich, im Gegensatz zu so manch anderen Schreibtischhelden, seine Orden redlich verdient hat. Ein harter Hund, würde so mancher sagen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters ist seine Statur immer noch beeindruckend, gehärtet durch etliche Einsätze und blutigen Feldzügen in denen er Mut und Kampfgeist -und bewies. Aber vor allem zeichnete er sich durch seine Kaltblütigkeit aus. Edvard war kein Soldat der Gefangene machte. Er war ein Krieger und mit dem Feind kennt ein wahrer Krieger keine Gnade. Er war ein eiskalter Killer, skrupellos und durchtrieben aber er war auch ein berechnender Stratege. Das fiel auf und so arbeitete er sich die Karriereleiter hinauf, erntete sowohl Beifall als auch Misfallen bei seinen Vorgesetzen.
    Edvard Mosken, mehrfach dekorierter Kriegsheld war das Ebenbild eines perfekten Soldaten. Aber die Fassade bekam bald Risse. Denn vielmehr als seine eiskalte Art war seine Gier ein Laster was Kratzer auf der Medaille hinterließ.
    Bei Feldzügen kam es wiederholterweise zu Plünderung und Brandschatzungen, willkürlicher Gewalt und Schlimmerem. Er befehligte sein Armeekorp wie ein Freibeuter und ließ seine Soldaten wie die Soldateska wüten und plündern und bald war das respektierte Dritte Armeekorp zu einem gefürchtetem Haufen gewandelt. Das einzige was die Tätigkeiten des Generals von der Piraterie unterschied war die Uniform und der Freibrief alles in seiner Macht stehende zu tun um die Interessen seiner Heimatwelt zu schützen und zu wahren. Es war ein skrupeloser Feldzug unter dem Deckmantel der heiligen Pflicht seinem Land zu dienen. Er hob die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. Edvard Mosken war niemand den man sich zum Feind machen will.
    Und so blickte er weiter stur ins endlose Weltall wie einst Kapitän Ahab auf die Weiten der Meere, argwöhnisch nach seinem weißen Wal Ausschau haltend. Nur gab es in seiner Geschichte keinen Mobby Dick den es zu jagen galt. Sicher, man hatte ihm eine neue Aufgabe zugeteilt. Nach der Zerstörung seiner Heimat war das dritte Armeekorp tatsächlich zu sowas wie einer Piratenbande geworden. Eine durchaus mächtige, wohlgemerkt. Aber ohne Heimat in die man zurückkehren kann, keinem Land dem man dienen kann waren er und die knapp 620 000 Soldaten und Soldatinnen ohne Aufgaben und vor allem ohne Versorgung. Durch die etlichen Raubzüge war die kleine Streitmacht durchaus gut versorgt. Aber es würde nicht lange dauern und sie müssten bald auf Kapperfahrt.
    Das Blatt wendete sich jedoch -als durch einen seiner Majore, einen merkwürdigen Sonderling namens James Rustleton, der Kontakt zur neuen Republik hergestellt hatte. Die Republik war ein großer Zusammenbund aus teils föderierten, teils autonomen Welten der durch einen Senat regiert wurde. Politik waren nie Edvard's Stärken aber da die noch recht junge Republik einen starken Arm benötigte kam man recht schnell ins Gespräch. Das dritte Armee Korp hatte nun endlich wieder eine Aufgabe die einer Streitkraft würdig war und wurde damit zur republikanischen Garde. Das hieß selbst redend vorerst keine Kapperfahrten, aber konnte man einem opportunistischen alten Soldaten wie Edvard die unternehmerische Ader so ausschlagen?
    Aber der General hatte andere Sorgen. Ein Planet am Rande des republikanischen Sektor beanspruchte Welten die sich im Hoheitsgebiet der Republik befanden und attackierte und bedrohte regelmäßig Handelsschiffe und Transporter. Kurzerhand entschied sich Edvard dies auf seine Art zu regeln und entsandte, natürlich mit Befugnissen des Senats, die Garde in den weit entfernten Sektor. Doch die Kampagne entpuppte sich als Debakel. Mehrere Jahre nun lieferte er sich heftige Gefechte auf dieser kargen Felswüste von einem Planeten und hatte sich in einem trägen und mühseligen Stellungskrieg verbissen. Rückzug war keine Option. Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht! Jedoch schien jedes Vorankommen letztendlich an der besonders harten Witterung zu scheitern. Wie konnte man diese trostlose Welt eine Heimat nennen? Er selbst hatte natürlich nie die Heimat der Menschen besuchen können, die lange vor seiner Geburt zerstört wurde aber verbissen und hartnäckig wie die Einwohner es taten würde er niemals um diesen leblosen Felsbrocken kämpfen. Was der Planet aber durchaus zu bieten hatte waren Bodenschätze und davon gab es reichlich. Das war der Teil der für den alten Piraten besonders interessant war.
    Es war immer schon schwer die Beweggründe des Generals zu verstehen, er selbst gab sich recht verschlossen aber stille Wasser sind tief.
    Ein sanftes, melodisches Läuten kündigte einen Besucher an. Edvard gelang es sich aus seiner Starre zu lösen und sprach, jedoch ohne den Blick von der Aussicht abzuwenden mit rauer, tiefer Stimme.
     
    "Was gibt es?"
     
    "General Mosken, es...Es tut mir leid Sie zu stören aber..." sagte eine unsichere Stimme aus den in der Decke versenkten Lautsprechern blechern.
     
    "Jetzt sprechen Sie schon." Er sprach ruhig, aber die Stimme war befehlend und der dunkle heisere Timbre könnt so manch schüchternen Kadetten das Blut in den Adern gefrieren lassen. Und wenn es eine Sache gab die Mosken hasste dann waren es eingeschüchterte, junge Kadeten.
     
    "Wir... Wir haben ein Problem."
     
    Edvard seufzte resigniert und wandte sich an einen still in der Ecke stehenden Mann. Da er im Schatten stand erkannte man sein Gesicht nicht gut aber er trug die Uniform eines Offiziers.
     
    "Sagen Sie das Dinner für heute Abend ab. Und geben sie den Offizieren Bescheid dass ich in zwei Minuten auf der Brücke bin."
     
     
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    JimmyRustleton got a reaction from Sonnenstreif in Im Westen Nichts Neues [Filler Episode]   
    Während ich noch an einer Fortsetzung arbeite bzw. solange mir keine Fortsetzung einfällt dachte ich es ist vielleicht eine gute Idee ein paar Fillers zu schreiben, in denen Chars, Orte usw. etwas durchleuchtet werden um allem ein bisschen mehr Kontext und Inhalt zu geben. Minka war wieder mal ein Schatz und hat alles fleissig lektoriert. An dieser Stelle wieder ein großes Lob! <3



    Spin Off I: Der alte Man und das All
     
     
     
    Der alte Mann starrt aus dem großen Panoramafenster. Vor ihm die Untiefen des unendlichen Weltraums, mit seinen Sternenbildern die schon damals reisenden Seefahrern beim Navigieren in unbekannten Gewässern halfen den rechten Weg zu finden. Mit seinen rauen Fingern streift er sich gedankenverloren den weißen Bart glatt. Nicht einen wie ihn weise Männer tragen. Eher wie ein in die Jahre gekommener Krieger. Nein, eher wie der Bart eines alten Kapitäns. Denn das ist er ja auch. Nun, gewissermaßen. Oberst Leutnant Edvard Mosken ist ein alter Offizier und hat das Kommando über das Dritte Armee Korp oder vielmehr über das was von der einst so starken Armee seiner Heimat übrig geblieben ist.
    Edvard ist ein alter, erfahrener Offizier der sich, im Gegensatz zu so manch anderen Schreibtischhelden, seine Orden redlich verdient hat. Ein harter Hund, würde so mancher sagen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters ist seine Statur immer noch beeindruckend, gehärtet durch etliche Einsätze und blutigen Feldzügen in denen er Mut und Kampfgeist -und bewies. Aber vor allem zeichnete er sich durch seine Kaltblütigkeit aus. Edvard war kein Soldat der Gefangene machte. Er war ein Krieger und mit dem Feind kennt ein wahrer Krieger keine Gnade. Er war ein eiskalter Killer, skrupellos und durchtrieben aber er war auch ein berechnender Stratege. Das fiel auf und so arbeitete er sich die Karriereleiter hinauf, erntete sowohl Beifall als auch Misfallen bei seinen Vorgesetzen.
    Edvard Mosken, mehrfach dekorierter Kriegsheld war das Ebenbild eines perfekten Soldaten. Aber die Fassade bekam bald Risse. Denn vielmehr als seine eiskalte Art war seine Gier ein Laster was Kratzer auf der Medaille hinterließ.
    Bei Feldzügen kam es wiederholterweise zu Plünderung und Brandschatzungen, willkürlicher Gewalt und Schlimmerem. Er befehligte sein Armeekorp wie ein Freibeuter und ließ seine Soldaten wie die Soldateska wüten und plündern und bald war das respektierte Dritte Armeekorp zu einem gefürchtetem Haufen gewandelt. Das einzige was die Tätigkeiten des Generals von der Piraterie unterschied war die Uniform und der Freibrief alles in seiner Macht stehende zu tun um die Interessen seiner Heimatwelt zu schützen und zu wahren. Es war ein skrupeloser Feldzug unter dem Deckmantel der heiligen Pflicht seinem Land zu dienen. Er hob die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. Edvard Mosken war niemand den man sich zum Feind machen will.
    Und so blickte er weiter stur ins endlose Weltall wie einst Kapitän Ahab auf die Weiten der Meere, argwöhnisch nach seinem weißen Wal Ausschau haltend. Nur gab es in seiner Geschichte keinen Mobby Dick den es zu jagen galt. Sicher, man hatte ihm eine neue Aufgabe zugeteilt. Nach der Zerstörung seiner Heimat war das dritte Armeekorp tatsächlich zu sowas wie einer Piratenbande geworden. Eine durchaus mächtige, wohlgemerkt. Aber ohne Heimat in die man zurückkehren kann, keinem Land dem man dienen kann waren er und die knapp 620 000 Soldaten und Soldatinnen ohne Aufgaben und vor allem ohne Versorgung. Durch die etlichen Raubzüge war die kleine Streitmacht durchaus gut versorgt. Aber es würde nicht lange dauern und sie müssten bald auf Kapperfahrt.
    Das Blatt wendete sich jedoch -als durch einen seiner Majore, einen merkwürdigen Sonderling namens James Rustleton, der Kontakt zur neuen Republik hergestellt hatte. Die Republik war ein großer Zusammenbund aus teils föderierten, teils autonomen Welten der durch einen Senat regiert wurde. Politik waren nie Edvard's Stärken aber da die noch recht junge Republik einen starken Arm benötigte kam man recht schnell ins Gespräch. Das dritte Armee Korp hatte nun endlich wieder eine Aufgabe die einer Streitkraft würdig war und wurde damit zur republikanischen Garde. Das hieß selbst redend vorerst keine Kapperfahrten, aber konnte man einem opportunistischen alten Soldaten wie Edvard die unternehmerische Ader so ausschlagen?
    Aber der General hatte andere Sorgen. Ein Planet am Rande des republikanischen Sektor beanspruchte Welten die sich im Hoheitsgebiet der Republik befanden und attackierte und bedrohte regelmäßig Handelsschiffe und Transporter. Kurzerhand entschied sich Edvard dies auf seine Art zu regeln und entsandte, natürlich mit Befugnissen des Senats, die Garde in den weit entfernten Sektor. Doch die Kampagne entpuppte sich als Debakel. Mehrere Jahre nun lieferte er sich heftige Gefechte auf dieser kargen Felswüste von einem Planeten und hatte sich in einem trägen und mühseligen Stellungskrieg verbissen. Rückzug war keine Option. Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht! Jedoch schien jedes Vorankommen letztendlich an der besonders harten Witterung zu scheitern. Wie konnte man diese trostlose Welt eine Heimat nennen? Er selbst hatte natürlich nie die Heimat der Menschen besuchen können, die lange vor seiner Geburt zerstört wurde aber verbissen und hartnäckig wie die Einwohner es taten würde er niemals um diesen leblosen Felsbrocken kämpfen. Was der Planet aber durchaus zu bieten hatte waren Bodenschätze und davon gab es reichlich. Das war der Teil der für den alten Piraten besonders interessant war.
    Es war immer schon schwer die Beweggründe des Generals zu verstehen, er selbst gab sich recht verschlossen aber stille Wasser sind tief.
    Ein sanftes, melodisches Läuten kündigte einen Besucher an. Edvard gelang es sich aus seiner Starre zu lösen und sprach, jedoch ohne den Blick von der Aussicht abzuwenden mit rauer, tiefer Stimme.
     
    "Was gibt es?"
     
    "General Mosken, es...Es tut mir leid Sie zu stören aber..." sagte eine unsichere Stimme aus den in der Decke versenkten Lautsprechern blechern.
     
    "Jetzt sprechen Sie schon." Er sprach ruhig, aber die Stimme war befehlend und der dunkle heisere Timbre könnt so manch schüchternen Kadetten das Blut in den Adern gefrieren lassen. Und wenn es eine Sache gab die Mosken hasste dann waren es eingeschüchterte, junge Kadeten.
     
    "Wir... Wir haben ein Problem."
     
    Edvard seufzte resigniert und wandte sich an einen still in der Ecke stehenden Mann. Da er im Schatten stand erkannte man sein Gesicht nicht gut aber er trug die Uniform eines Offiziers.
     
    "Sagen Sie das Dinner für heute Abend ab. Und geben sie den Offizieren Bescheid dass ich in zwei Minuten auf der Brücke bin."
     
     
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    JimmyRustleton got a reaction from Tinado in Im Westen Nichts Neues [Filler Episode]   
    Während ich noch an einer Fortsetzung arbeite bzw. solange mir keine Fortsetzung einfällt dachte ich es ist vielleicht eine gute Idee ein paar Fillers zu schreiben, in denen Chars, Orte usw. etwas durchleuchtet werden um allem ein bisschen mehr Kontext und Inhalt zu geben. Minka war wieder mal ein Schatz und hat alles fleissig lektoriert. An dieser Stelle wieder ein großes Lob! <3



    Spin Off I: Der alte Man und das All
     
     
     
    Der alte Mann starrt aus dem großen Panoramafenster. Vor ihm die Untiefen des unendlichen Weltraums, mit seinen Sternenbildern die schon damals reisenden Seefahrern beim Navigieren in unbekannten Gewässern halfen den rechten Weg zu finden. Mit seinen rauen Fingern streift er sich gedankenverloren den weißen Bart glatt. Nicht einen wie ihn weise Männer tragen. Eher wie ein in die Jahre gekommener Krieger. Nein, eher wie der Bart eines alten Kapitäns. Denn das ist er ja auch. Nun, gewissermaßen. Oberst Leutnant Edvard Mosken ist ein alter Offizier und hat das Kommando über das Dritte Armee Korp oder vielmehr über das was von der einst so starken Armee seiner Heimat übrig geblieben ist.
    Edvard ist ein alter, erfahrener Offizier der sich, im Gegensatz zu so manch anderen Schreibtischhelden, seine Orden redlich verdient hat. Ein harter Hund, würde so mancher sagen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters ist seine Statur immer noch beeindruckend, gehärtet durch etliche Einsätze und blutigen Feldzügen in denen er Mut und Kampfgeist -und bewies. Aber vor allem zeichnete er sich durch seine Kaltblütigkeit aus. Edvard war kein Soldat der Gefangene machte. Er war ein Krieger und mit dem Feind kennt ein wahrer Krieger keine Gnade. Er war ein eiskalter Killer, skrupellos und durchtrieben aber er war auch ein berechnender Stratege. Das fiel auf und so arbeitete er sich die Karriereleiter hinauf, erntete sowohl Beifall als auch Misfallen bei seinen Vorgesetzen.
    Edvard Mosken, mehrfach dekorierter Kriegsheld war das Ebenbild eines perfekten Soldaten. Aber die Fassade bekam bald Risse. Denn vielmehr als seine eiskalte Art war seine Gier ein Laster was Kratzer auf der Medaille hinterließ.
    Bei Feldzügen kam es wiederholterweise zu Plünderung und Brandschatzungen, willkürlicher Gewalt und Schlimmerem. Er befehligte sein Armeekorp wie ein Freibeuter und ließ seine Soldaten wie die Soldateska wüten und plündern und bald war das respektierte Dritte Armeekorp zu einem gefürchtetem Haufen gewandelt. Das einzige was die Tätigkeiten des Generals von der Piraterie unterschied war die Uniform und der Freibrief alles in seiner Macht stehende zu tun um die Interessen seiner Heimatwelt zu schützen und zu wahren. Es war ein skrupeloser Feldzug unter dem Deckmantel der heiligen Pflicht seinem Land zu dienen. Er hob die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. Edvard Mosken war niemand den man sich zum Feind machen will.
    Und so blickte er weiter stur ins endlose Weltall wie einst Kapitän Ahab auf die Weiten der Meere, argwöhnisch nach seinem weißen Wal Ausschau haltend. Nur gab es in seiner Geschichte keinen Mobby Dick den es zu jagen galt. Sicher, man hatte ihm eine neue Aufgabe zugeteilt. Nach der Zerstörung seiner Heimat war das dritte Armeekorp tatsächlich zu sowas wie einer Piratenbande geworden. Eine durchaus mächtige, wohlgemerkt. Aber ohne Heimat in die man zurückkehren kann, keinem Land dem man dienen kann waren er und die knapp 620 000 Soldaten und Soldatinnen ohne Aufgaben und vor allem ohne Versorgung. Durch die etlichen Raubzüge war die kleine Streitmacht durchaus gut versorgt. Aber es würde nicht lange dauern und sie müssten bald auf Kapperfahrt.
    Das Blatt wendete sich jedoch -als durch einen seiner Majore, einen merkwürdigen Sonderling namens James Rustleton, der Kontakt zur neuen Republik hergestellt hatte. Die Republik war ein großer Zusammenbund aus teils föderierten, teils autonomen Welten der durch einen Senat regiert wurde. Politik waren nie Edvard's Stärken aber da die noch recht junge Republik einen starken Arm benötigte kam man recht schnell ins Gespräch. Das dritte Armee Korp hatte nun endlich wieder eine Aufgabe die einer Streitkraft würdig war und wurde damit zur republikanischen Garde. Das hieß selbst redend vorerst keine Kapperfahrten, aber konnte man einem opportunistischen alten Soldaten wie Edvard die unternehmerische Ader so ausschlagen?
    Aber der General hatte andere Sorgen. Ein Planet am Rande des republikanischen Sektor beanspruchte Welten die sich im Hoheitsgebiet der Republik befanden und attackierte und bedrohte regelmäßig Handelsschiffe und Transporter. Kurzerhand entschied sich Edvard dies auf seine Art zu regeln und entsandte, natürlich mit Befugnissen des Senats, die Garde in den weit entfernten Sektor. Doch die Kampagne entpuppte sich als Debakel. Mehrere Jahre nun lieferte er sich heftige Gefechte auf dieser kargen Felswüste von einem Planeten und hatte sich in einem trägen und mühseligen Stellungskrieg verbissen. Rückzug war keine Option. Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht! Jedoch schien jedes Vorankommen letztendlich an der besonders harten Witterung zu scheitern. Wie konnte man diese trostlose Welt eine Heimat nennen? Er selbst hatte natürlich nie die Heimat der Menschen besuchen können, die lange vor seiner Geburt zerstört wurde aber verbissen und hartnäckig wie die Einwohner es taten würde er niemals um diesen leblosen Felsbrocken kämpfen. Was der Planet aber durchaus zu bieten hatte waren Bodenschätze und davon gab es reichlich. Das war der Teil der für den alten Piraten besonders interessant war.
    Es war immer schon schwer die Beweggründe des Generals zu verstehen, er selbst gab sich recht verschlossen aber stille Wasser sind tief.
    Ein sanftes, melodisches Läuten kündigte einen Besucher an. Edvard gelang es sich aus seiner Starre zu lösen und sprach, jedoch ohne den Blick von der Aussicht abzuwenden mit rauer, tiefer Stimme.
     
    "Was gibt es?"
     
    "General Mosken, es...Es tut mir leid Sie zu stören aber..." sagte eine unsichere Stimme aus den in der Decke versenkten Lautsprechern blechern.
     
    "Jetzt sprechen Sie schon." Er sprach ruhig, aber die Stimme war befehlend und der dunkle heisere Timbre könnt so manch schüchternen Kadetten das Blut in den Adern gefrieren lassen. Und wenn es eine Sache gab die Mosken hasste dann waren es eingeschüchterte, junge Kadeten.
     
    "Wir... Wir haben ein Problem."
     
    Edvard seufzte resigniert und wandte sich an einen still in der Ecke stehenden Mann. Da er im Schatten stand erkannte man sein Gesicht nicht gut aber er trug die Uniform eines Offiziers.
     
    "Sagen Sie das Dinner für heute Abend ab. Und geben sie den Offizieren Bescheid dass ich in zwei Minuten auf der Brücke bin."
     
     
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    JimmyRustleton got a reaction from Sir Kunz in Im Westen Nichts Neues [Filler Episode]   
    Während ich noch an einer Fortsetzung arbeite bzw. solange mir keine Fortsetzung einfällt dachte ich es ist vielleicht eine gute Idee ein paar Fillers zu schreiben, in denen Chars, Orte usw. etwas durchleuchtet werden um allem ein bisschen mehr Kontext und Inhalt zu geben. Minka war wieder mal ein Schatz und hat alles fleissig lektoriert. An dieser Stelle wieder ein großes Lob! <3



    Spin Off I: Der alte Man und das All
     
     
     
    Der alte Mann starrt aus dem großen Panoramafenster. Vor ihm die Untiefen des unendlichen Weltraums, mit seinen Sternenbildern die schon damals reisenden Seefahrern beim Navigieren in unbekannten Gewässern halfen den rechten Weg zu finden. Mit seinen rauen Fingern streift er sich gedankenverloren den weißen Bart glatt. Nicht einen wie ihn weise Männer tragen. Eher wie ein in die Jahre gekommener Krieger. Nein, eher wie der Bart eines alten Kapitäns. Denn das ist er ja auch. Nun, gewissermaßen. Oberst Leutnant Edvard Mosken ist ein alter Offizier und hat das Kommando über das Dritte Armee Korp oder vielmehr über das was von der einst so starken Armee seiner Heimat übrig geblieben ist.
    Edvard ist ein alter, erfahrener Offizier der sich, im Gegensatz zu so manch anderen Schreibtischhelden, seine Orden redlich verdient hat. Ein harter Hund, würde so mancher sagen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters ist seine Statur immer noch beeindruckend, gehärtet durch etliche Einsätze und blutigen Feldzügen in denen er Mut und Kampfgeist -und bewies. Aber vor allem zeichnete er sich durch seine Kaltblütigkeit aus. Edvard war kein Soldat der Gefangene machte. Er war ein Krieger und mit dem Feind kennt ein wahrer Krieger keine Gnade. Er war ein eiskalter Killer, skrupellos und durchtrieben aber er war auch ein berechnender Stratege. Das fiel auf und so arbeitete er sich die Karriereleiter hinauf, erntete sowohl Beifall als auch Misfallen bei seinen Vorgesetzen.
    Edvard Mosken, mehrfach dekorierter Kriegsheld war das Ebenbild eines perfekten Soldaten. Aber die Fassade bekam bald Risse. Denn vielmehr als seine eiskalte Art war seine Gier ein Laster was Kratzer auf der Medaille hinterließ.
    Bei Feldzügen kam es wiederholterweise zu Plünderung und Brandschatzungen, willkürlicher Gewalt und Schlimmerem. Er befehligte sein Armeekorp wie ein Freibeuter und ließ seine Soldaten wie die Soldateska wüten und plündern und bald war das respektierte Dritte Armeekorp zu einem gefürchtetem Haufen gewandelt. Das einzige was die Tätigkeiten des Generals von der Piraterie unterschied war die Uniform und der Freibrief alles in seiner Macht stehende zu tun um die Interessen seiner Heimatwelt zu schützen und zu wahren. Es war ein skrupeloser Feldzug unter dem Deckmantel der heiligen Pflicht seinem Land zu dienen. Er hob die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. Edvard Mosken war niemand den man sich zum Feind machen will.
    Und so blickte er weiter stur ins endlose Weltall wie einst Kapitän Ahab auf die Weiten der Meere, argwöhnisch nach seinem weißen Wal Ausschau haltend. Nur gab es in seiner Geschichte keinen Mobby Dick den es zu jagen galt. Sicher, man hatte ihm eine neue Aufgabe zugeteilt. Nach der Zerstörung seiner Heimat war das dritte Armeekorp tatsächlich zu sowas wie einer Piratenbande geworden. Eine durchaus mächtige, wohlgemerkt. Aber ohne Heimat in die man zurückkehren kann, keinem Land dem man dienen kann waren er und die knapp 620 000 Soldaten und Soldatinnen ohne Aufgaben und vor allem ohne Versorgung. Durch die etlichen Raubzüge war die kleine Streitmacht durchaus gut versorgt. Aber es würde nicht lange dauern und sie müssten bald auf Kapperfahrt.
    Das Blatt wendete sich jedoch -als durch einen seiner Majore, einen merkwürdigen Sonderling namens James Rustleton, der Kontakt zur neuen Republik hergestellt hatte. Die Republik war ein großer Zusammenbund aus teils föderierten, teils autonomen Welten der durch einen Senat regiert wurde. Politik waren nie Edvard's Stärken aber da die noch recht junge Republik einen starken Arm benötigte kam man recht schnell ins Gespräch. Das dritte Armee Korp hatte nun endlich wieder eine Aufgabe die einer Streitkraft würdig war und wurde damit zur republikanischen Garde. Das hieß selbst redend vorerst keine Kapperfahrten, aber konnte man einem opportunistischen alten Soldaten wie Edvard die unternehmerische Ader so ausschlagen?
    Aber der General hatte andere Sorgen. Ein Planet am Rande des republikanischen Sektor beanspruchte Welten die sich im Hoheitsgebiet der Republik befanden und attackierte und bedrohte regelmäßig Handelsschiffe und Transporter. Kurzerhand entschied sich Edvard dies auf seine Art zu regeln und entsandte, natürlich mit Befugnissen des Senats, die Garde in den weit entfernten Sektor. Doch die Kampagne entpuppte sich als Debakel. Mehrere Jahre nun lieferte er sich heftige Gefechte auf dieser kargen Felswüste von einem Planeten und hatte sich in einem trägen und mühseligen Stellungskrieg verbissen. Rückzug war keine Option. Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht! Jedoch schien jedes Vorankommen letztendlich an der besonders harten Witterung zu scheitern. Wie konnte man diese trostlose Welt eine Heimat nennen? Er selbst hatte natürlich nie die Heimat der Menschen besuchen können, die lange vor seiner Geburt zerstört wurde aber verbissen und hartnäckig wie die Einwohner es taten würde er niemals um diesen leblosen Felsbrocken kämpfen. Was der Planet aber durchaus zu bieten hatte waren Bodenschätze und davon gab es reichlich. Das war der Teil der für den alten Piraten besonders interessant war.
    Es war immer schon schwer die Beweggründe des Generals zu verstehen, er selbst gab sich recht verschlossen aber stille Wasser sind tief.
    Ein sanftes, melodisches Läuten kündigte einen Besucher an. Edvard gelang es sich aus seiner Starre zu lösen und sprach, jedoch ohne den Blick von der Aussicht abzuwenden mit rauer, tiefer Stimme.
     
    "Was gibt es?"
     
    "General Mosken, es...Es tut mir leid Sie zu stören aber..." sagte eine unsichere Stimme aus den in der Decke versenkten Lautsprechern blechern.
     
    "Jetzt sprechen Sie schon." Er sprach ruhig, aber die Stimme war befehlend und der dunkle heisere Timbre könnt so manch schüchternen Kadetten das Blut in den Adern gefrieren lassen. Und wenn es eine Sache gab die Mosken hasste dann waren es eingeschüchterte, junge Kadeten.
     
    "Wir... Wir haben ein Problem."
     
    Edvard seufzte resigniert und wandte sich an einen still in der Ecke stehenden Mann. Da er im Schatten stand erkannte man sein Gesicht nicht gut aber er trug die Uniform eines Offiziers.
     
    "Sagen Sie das Dinner für heute Abend ab. Und geben sie den Offizieren Bescheid dass ich in zwei Minuten auf der Brücke bin."
     
     
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    JimmyRustleton got a reaction from Hans Olo in Im Westen Nichts Neues   
    Vorwort: Nach über einem Jahr Abwesenheit und Funkstille kommt endlich die Fortsetzung zur Lore des 77sten Infanteriebataillon. Ich hoffe ihr habt, trotz einiger Form- und Rechtschreibfehler, Spaß beim Lesen (korrigierte Version kommt hoffentlich bald!
     
     
    Teil I: Grabenratten
     
     

    Kapitel 2: Feuertaufe
     
    Zuerst konnte er nur ein Pfeifen wahrnehmen. Nicht etwa ein Pfeifen wie von einem Teekessel oder einer Trillerpfeife. Es war in etwa wie ein sehr hoher Sinuston: durchgehend, eintönig und auf hoher Frequenz. Seine Sicht war verschwommen und er musste blinzeln um die Schärfe wieder herzustellen. Doch vergebens. Es war dunkel um ihn herum und er bekam Panik beim Gedanken eventuell erblindet zu sein. Sein Puls ging dennoch langsam, alles schien in Zeitlupe zu geschehen. Sein Gehör schien beschädigt zu sein, denn alles drang nur gedämpft in seine Ohren, als wäre er unter Wasser. Er schnappte nach Luft und sog diese gierig ein. Sie brannte in seinem Hals und seinen Nasenhöhlen. Scheinbar war er doch nicht unter Wasser. Aber wo dann? Alle seine Sinne schienen durcheinander geraten zu sein. Er versuchte sich zu rühren, aber seine Gelenke und Glieder, seine Muskeln und Sehnen schienen nicht zu reagieren. Der Befehl war klar aus seinem Hirn in sein Nervensystem gedrungen, schien aber unterwegs verloren gegangen zu sein, als ob seine Gedanken selbst nicht mehr wüssten wohin. Was war geschehen? Verwirrung und Unbehagen machte sich in seinen Gedanken breit. Benommen tastete er die Umgebung ab. Er lag auf harten Boden, auf dem Rücken wie ein Käfer und konnte sich nicht bewegen.
     
    "Verdammt!" Entfuhr es ihm.
     
    Er musste schwer keuchen und husten. Die stickige warme Luft drang brennend in seine Lungen durch seinen Mund und seine Nase und hinterließ einen eisenhaltigen Geschmack auf der Zunge. Er taste sich selbst ab. Langsam fing sein Körper wieder an ihm zu gehorchen und er spührte seine Zehen und Fingerspitzen. Scheinbar war noch alles dran. Er blinzelte erneut um etwas zu erkennen und erkannte irgendetwas wie leuchtende Streifen die sich in langen Parabeln am pech schwarzen Himmel abzeichneten. Offenbar war er auch nicht blind. Er winkelte die Knie an und versuchte sich zur Seite zu wenden um sich irgendwie aufzurappeln, doch ihm war noch zu schwindelig so dass er beim Versuch sich aufzurichten umkippte wie ein Besoffener und liegen blieb. Er ächzte auf und wand sich wieder auf dem Rücken wie zuvor und versuchte seine unregelmässige Atmung zu regulieren. Er schaute zu den Leuchtstreifen am Himmel und verfolgte deren Bahn. Sie erschienen im vorderen Rand seines Blickfeldes und verschwandet, gefolgt von mehreren Erschütterungen die die Erde beben liessen. Irgendwas rieselte aus seinen Ohren. Er entfernte die ledernen Handschuhe und tastete mit der Fingerspitze die Innenseite seines Ohres ab und hielt sich diese anschliessend vor die Augen. Er konnte immer noch nicht viel erkennen denn die Schärfe hatte sich nicht eingestellt aber er konnte erkennen dass seine Fingerkupe feucht war. War das Blut? Anscheinend ist sein Trommelfell geplatzt. Er verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse und schaute, keuchend und hustend am Boden liegend, dem Feuerwerk über ihm zu.
    Ihm war schlecht von dem Schwindelgefühl. Alles drehte sich in seinem Kopf und er hatte ernsthafte Schwierigkeiten damit einen klaren Gedanken zu fassen. Er versuchte sich zu erinnern. Wer war er? Wie hieß er, wo war er und warum? Er wendete den Blick nach rechts und betrachtete den Boden. Der Boden war teils mit Bretten und Holzplatten ausgekleidet. Er erkannte Seitenwände die ebenfalls mit Bretten und Holz verkleidet und verstärkt waren. Es war aber kein Dach über ihm und er war im Freien. Er suchte weiter die Umgebung ab und erkannte an einer seiner eine Kiste mit einer Beschriftung. Große weiße Buchstaben erklärten ihm dass es sich um eine Munitionskiste handelte. Ein Siegelprankte auf der Seite, eine Art Lorbeerenkranz. Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Auf der Kiste lag eine Waffe. Ein langes Gewehr aus Carbon, mit aufgesetztem Zielfernrohr, ganz in schwarz. Er konnte das erkennen da die Leuchtstreifen am Himmel die Umgebung kurzfristig erhellten ehe alles wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Er drehte den Kopf in die andere Richtung. Er erkannte einen ebenfalls unbedachten, mit Holzplatten und Brettern verkleideten Korridor der sich in der Finsternis verirrte. An dessen Anfang erkannte er ebenfalls zwei Stiefelsohlen. Ein lebloser Körper lag dahinter, spannungslos und erschlafft. Die Übelkeit überkam ihn und er musste würgen. Und wand sich wieder gen Himmel und dachte konzentriert nach. Langsam fügten sich die Eindrücke wie von selbst zusammen und ergaben ein Muster. Er lag auf dem Boden eines Schützengrabens und die Leuchtstreifen über ihm waren kein frohes Feuerwerk, sondern Artilleriegranaten die von der anderen Seite aus geschossen kamen. Die andere Seite.. Der Feind. Der Krieg! 'Verdammt, die beschiessen uns!' sagte er zu sich selbst, die Panik und Hilflosigkeit schlugen ein und er begann sich nervös zu winden. Er musste hier sofort weg! Die Einschläge kamen immer näher und auch die Erschütterungen wurden heftiger.

    Plötzlich erschien ein Gesicht in seinem Blickfeld. Direkt vor ihm. Es war auf einmal da, wie aus dem Nichts. Es war das Gesicht einer jungen Frau, etwas blass und von Sommersprossen gespickt. Ihre Augen, unter denen schwere, dunkle Tränensecke hingen blickten ihn flehend an. Einzelnde Haarstränen hingen ihr wild im Gesicht und ihr Mund formt Worte, aber sie drangen nicht zu ihm durch. Verwunderung machte sich in seinem Gesicht breit und er blinzelte sie verdutzt an.
     
    "Was zum-.. Wer..?" stammelte er benommen.
     
    Seine Stimme klang rau und heißer. Er brauchte dringend Wasser. Wasser war auf einmal das Wichtigste.
     
    "Major!" schrie die junge Dame ihn fast schon bettelnd an. "Wir.." Ihr Satz wurde von einer starken Erschütterung unterbrochen.
     
    Sie sah sich nervös um bevor sie wieder ansetzen und weiter eindringlich auf ihn einredete.
     
    "Major! Kommen Sie zu sich! Wir müssen sofort hier weg! Unsere Stellungen werden auf allen Fronten gleichzeitig angegriffen. Uns bleibt nicht viel Zeit wir...!" Ein erneuter Anschlag ließ die Erde erneut deutlich stärker zittern.
     
    Das schien ziemlich nahe gewesen zu sein. Doch er schaute sie weiter völlig verwundert an ehe sich die Synapsen in seinem Gehirn in Gang setzen. Alles kehrte auf einmal zurück, seine Sinne und seine Wahrnehmung. Er wußte wieder wo er war und was er hier tat. Er war Major James Rustleton. Soldat im dritten Infanterie Korp der republikanischen Garde und steckte in verdammt großen Schwierigkeiten. Die Erschütterung intensivierten. Er blickte die junge Frau erneut an. Er erholte sich recht schnell von dem Granatschock. Er. Der Soldat. Elwood. Der Schuss. Die Schüsse... Das Blut. 'Fuck' dachte er und zog eine schiefe Grimasse.
     
    "Elwood... Er... Wir können nicht ohne ihn..." sagte er, nach Luft ringend. Immer noch hustend und keuchend.

    "Verdammt, Major! Wir haben keine Zeit für sowas. Wir müssen hier verflucht nochmal verschwinden und zur Basis zurück!" Sagte sie mit drängendem Ton, während sie sich immer unruhiger und nervöser umblickte.
    In ihrer Stimme schwang Angst und Entsetzen mit. Sie hatte den Major mittlerweile an seinen Lederriemen hochgehieft und in eine bequeme Position gebracht.
     
    "Hier geht gerade die Hölle ab. Sowas.." sie wurde wieder von heftigen Einschlägen unterbrochen.
     
    Diesmal waren sie bedrohlich nahe. Erde und Gesteinsbrocken wurden aufgewirbelt und regneten über ihren Köpfen nieder. Die junge Frau hielt sich schützend ihre Hände über den Kopf und kniff die Augen fest zusammen. Wer war sie nur, was machte sie hier? Sie schien noch ein halbes Kind zu sein, kaum alt genug um in einer Bar ein Bier bestellen zu können und trotzdem war sie hier mit ihm. Und sie trug eine Uniform. Er musterte die dunkelblaue Kampfweste die unter dem Kevlar hervorragte. Auf der oberen rechten Seite der Schutzweste war ein Namensschild befestigt. Leutnant S. Jarih. Der Name. Er kannte ihn. Er dachte angestrengt nach ehe es ihm wieder einfiel. Er befehligte das 77ste Infanterie Bataillon und Shura Jarih war Leutnant unter seinem Befehl.
     
    "Shura!" Er fixiert sie mit festen Blick, schaute ihr tief in die Augen.
     
    "W-was?" Erwiderte sie und zuckte dabei leicht zusammen. Sie schien völlig aus dem Konzept gebracht worden zu sein.
     
    "Wir müssen hier sofort weg!"
     
    Perplex starrte sie ihn an und schüttelte den Kopf ehe sie sich neben ihn hockte und seinen rechten Arm packte und um ihre schmale Schulter legte. Das Mädchen schien keine 60kg auf die Wage zu bringen dennoch schaffte sie es, mit einigen Mühen den benommen Major, der ja nun auch nicht mehr der jüngste war, hoch zu stämmen so dass er sich aufrichten konnte. Gestützt von seinem Leutnant wollte er in den Gang humpeln den er schon vorher ausgemacht hatte, wurde aber gestoppt.
    "Den können wir nicht mehr nehmen." warf sie kopfschüttelnd ein und wand sich in die entgegengesetze Richtung in der sich ebenfalls ein Korridor befand. Der Frontabschnitt RR1 und RR2 sind überrannt worden und der Kontakt zum Hauptquartier ist auf sämtlichen Posten zusammengebrochen. Er gillt ein allgemeiner Rückzugbefehl. Alle Soldaten in den vordersten Frontabschnitten sollen sich in die hinteren Linien zurückziehen und mit den Reservetruppen den Gegenangriff vorbereiten." erklärte sie ihm, ohne ihn dabei anzusehen.
    Shura's Blick ging entweder starr gerade aus oder nervös über ihre Schulter nach hinten. Man könnte meinen sie wäre verfolgt und irgendwie war dieses Gefühl ja auch recht. Die Granaten kamen immer näher an sie ran, versuchten sie aus der Luft auszumachen nur um sie knapp zu verfehlen. Und mit jedem Mal schien sich ihre Zielsicherheit zu verbessern. Sie waren nur knapp dreißig Meter gegangen als eine weitere Granate genau an der Stelle einschlug an der sich sich eben befanden. Shurah und der Major schauten sich darauf hin kurz an ehe sie weiter hetzten ehe sie das Ende des Grabens erreichten. An dessen Kopfseite war eine wackelige Metalleiter montiert. Oben auf der Leiter stand ein nervöser Infanterist der sich, wie Shura eben, nervös umschaute, als könnte er es nicht erwarten hier endlich wegzukommen. Er richtete den Lauf des Gewehrs mal hier hin, mal dort hin und als der Leutnant und der Major hickend und schnaufend in seinem unteren Blickfeld erschienen richtete er instinktiv und aufgekratzt wie er war das Gewehr in ihre Richtung.
     
    "He, He! Sullivan, Ich bin's, Ich bin's... Leutnant Jarih!" Sie hob beschwiftigend den freien Arm hoch und winkte ihm zu. "Nicht schiessen Ich.. Ich hab' den Major gefunden!"
     
    "Major, sind Sie das?" Der Blick des Infanteristen Namens Sullivan wirkte skeptisch und unruhig.
     
    Er kniff die Augen zusammen und musterte den Mann vor sich. Dieser hatte eine normale Größe und trug die Uniform eines höheren Offiziers. Die goldenen Schulterklappen und die aufgenähten Rangabzeichen an seiner Schulter wiesen ihn in der Tat als Major der Infanterie aus. Das war auch alles was an ihm den Anschein eines Offiziers machte. Seine Haare waren zerwühlt und sauber an der Schläfen rasiert wie es eigentlich nur die Mannschaften machten. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten wild aus ihren Höhlen. Ein ungepflegter Bart zierte sein -Gesicht- markantes Gesicht. Zur Krönung zog sich eine breite, rosa Narbe von seinem Jochbein bis zum Nasenrücken quer durch seine linke Gesichtshälfte. Rote Äderchen in den Augenrändern zeugten von wenig Schlaf und starken Alkoholkonsum. All das gab ihm durchaus eine verwegene Allüre und ließ ihn so garnicht wie einen Offizier wirken. Im Grunde wirkt er nicht mal wie ein Soldat. Eher wie Söldner oder wie ein Vagabund...
     
    "Scheiße, Major.." kam es krächzend aus Sullivans Hals. "Ich hab'se fast über'n Hauf'n geballert, man!" Er lachte heißer in sich rein und schulterte das Gewehr. "Jetzt aber nichts wie weg hier! Diese Bastarde machen uns verdammt nochmal die Hölle heiß. Scheiße..."
    Er spuckte aus und wischt sich mit den Handrücken den Mund ab. "Ich wußte garnicht dass die Penner sowas können..."

    Der andere Soldat, der bisher regungslos mit verschränkten Armen, an die Wand gelehnt, unter halb der Treppe stand, gab ein bestätigendes Grunzen vor sich. Sein Gesicht konnte man nicht erkennen da er eine schwarze Gasmaske trug. Gekleidet war er mit einem verschmutzten, weißen Unterhemd unter dem sich ein trainierter Körper spannte. Seine Arme waren lang und muskulös und seine dunkle Haut mit etlichen Tätovierungen und Narben verziert. Er trug eine dunkelblaue Kampfhose der Infanterie und seine Kampfjacke hatte er sich mit den Ärmeln um die Hüften gebunden. Er wirkte bedrohlich und durch seine hühnenhafte Statur überragte er die meisten anderen Soldaten.
     
    "Wir sollten verschwinden, Wie Sully gesagt hat" Gab der Riese ruhig von sich. "Hier wird es langsam eng und heiß."
     
    Jimmy antwortete mit einem knappen Nicken und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Der Himmel über ihnen war mittlerweile von Suchlichtern und umherschwirrenden Leuchtspurgeschossen hell erleuchtet so dass es ihnen leicht gelang ihren Weg in der vernarbten Landschaft zu finden. Sie hechteten über Stacheldrähte und Trümmerteile, umgingen tiefe Granattrichter in denen sich Treibstoff und giftiges Gas sammelte. Tote und Verletzte lagen gleichermassen verteilt auf dem Schlachtfeld und feindliche Granaten schlugen weiterhin um sie herum ein. Heftige Explosionen rissen tiefe Krater in den felsigen Boden und schleuderten sowohl Erde, Gesteins- und Granatesplitter also auch Körper wirbelnd durch die Gegend. Die Luft war erfüllt von dem Geruch von verbranntem Fleisch, Schießpulver und geschmolzenem Metal gemischt mit brennenden Treibstoff und Giftgas. Eine chaotische Kakophonie aus Detonationen, Schreien und heulenden Mörsergranate erfüllte die Umgebung während der Boden dermaßen zitterte dass manche glaubten die Erde würde sich jeden Moment unter ihren Füßen auftun und sie alle verschlucken. Als sie vollkommen mit Dreck bedeckt und außer Atem den hinteren Teil der Frontlinie erreichten bot sich ein Bild der Verzweiflung: Überall war Material verteilt, Soldaten irrten verloren umher, jede bis jetzt aufrecht erhaltene Ordnung schien zusammenzubrechen. Verwundete schleppten sich humpelten und stolpernd mit letzten Kräften von überall heran, tote lagen wahllos am Boden verteilt. Einige Offiziere versuchten vergebens Befehle zu erteilen jedoch schien sich in der allgemeinen Panik keiner dafür zu interessieren: Jeder war damit beschäftigt seine eigene Haut zu retten und den Arsch aus dem Schussfeld zu schaffen.
     
    "Verfluchte Scheiße" brachte der Major hustend hervor. "Wir müssen schleunigst zum Landeplatz ehe dieser Abschnitt auch verloren geht!"
     
    Sein Blick schweifte über den rotglühenden Horizont von dem die Großoffensive gleich einer Feuerwalze heran rollte. Was war hier bloß los? Klar, in der Zeit in der das 77ste Bataillon hier stationiert war gab es einige harte Gefechte aber dies war mit keiner vorhergehenden Schlacht zu vergleichen. Die Gewalt, die sich plötzlich über und um ihn herum entfesselte versetzte auch hartgesottene Frontschweine wie den Major in eine besorgte Unruhe. Keiner hatte mit einer Offensive dieser Härte gerechnet und die Kampferprobten Soldaten des Dritten Armeekorps liefen wie aufgescheuchte Hühner herum, verzweifelt auf der Suche nach Deckung und einem Ausweg aus dieser Hölle. Jimmy betrachtete eine Weile die Szenerie und ihm wurde klar: Diese Schlacht war definitiv verloren, die Front brach an sämtlichen Abschnitten zusammen, die Armee befand sich auf einem ungeordneten Rückzug ohne Chance darauf sich in den hinteren Teilen neu zu formieren. Dies schien der Anfang vom Ende zu sein. Oder das Ende vom Anfang...
     
    (Fortsetzung folgt)
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    JimmyRustleton reacted to Sir Kunz in Elsa von Spielburg   
    Der Abend brach an. Elsa hatte den ganzen Tag mit ihrem Vater gefeiert. Ihr Magen war voll und und ihr Kopf drehte sich leicht vom Bier. Die Sonne setzte sich langsam am Horizont nieder während Elsa mit ihrem Vater, gefolgt von sämtlichen Gästen die Gärten durchstreifte. Schließlich sollte heute Abend hier noch ein Feuerwerk stattfinden. Mit ihren 17 Jahren war Elsa nun auch endlich Erwachsen laut den Gesetzen von Spielburg. Sie konnte nun theoretisch tun und lassen was sie wollte. Während des Spaziergangs dachte sie auch viel darüber nach was sie nun tun wollte.
     
    Ihr erster Gedanke war ein Besuch in Ätheria. Sie müsste einfach nur nach oben fliegen und sich das wunderschäne Königreich im Himmel ansehen. Ein weiterer Gedanke war es zu heiraten. Zwar hatte sie keinen direkten Verehrer in Spielburg, jedoch hatte sie wie jedes Mädchen den ein oder anderen Schwarm in der Jugend gehabt. Im Anschluss viel ihr ein, dass sie eines Tages Königin sein könnte. Wie würde sie regieren? Verträumt schaute Elsa in richtung Sonnenuntergang, welcher sich auf dem Wasser eines Brunnens spiegelte.
     
    Plötzlich hörten alle im Garten gewaltiges Flügelschlagen. Alle schauten nach oben und sahen unzählige geflügelte Geschöpfe in den Gärten landen. Es waren Engel aus Ätheria. Die Meisten von ihnen trugen dicke Rüstungen aus Gold, verziert mit einem roten Wappenrock. Sie waren bewaffnet mit gigantischen Breitschwertern und Schilden so groß wie eine Tür. Ein einziger Engel stach aus der Masse heraus. Sie trug ein weißes Gewand, eine weiße Krone und hatte vier Flügel, welche gleichmäßig und sanft ihren Körper in der Luft hielten. Langsam schwebte sie in Richtung Boden, ohne zu Landen. Ihre Haare waren lang, weiß und reichten bis zu ihrer Hüfte. Ihre Iris war ebenfalls nahezu komplett weiß. Ihr Gesicht strahlte einen perfekten neutralen Ausdruck aus. Als Elsa sich weiter umschaute bemerkte sie, dass alle aus Spielburg außer ihrem Vater und ihr sich verneigten.
     
    Schließlich fing sie an zu sprechen, wobei ihre Stimme in drei verschiedenen Stimmenlagen hallten.
     
    Es ist eine Ewigkeit her Kortas. Ich sehe du hast unsere Tochter zu einem echten Menschen aufgezogen. Welch weltliche Kleidung sie doch trägt.
    Es freut mich auch dich wieder zu sehen Erana. Doch welcher Anlass lässt dich in diese sterbliche Welt hinabgleiten?
    Ich bin gekommen um meine Tochter zu holen. Sie ist nun schließlich 17 und gehört sowohl zum Adel Ätherias als auch zu ihren Schwestern.
    Vater? Ich habe Schwestern?
    Ich sehe dein Vater hat dir kaum etwas über deine Abstammung erzählt mein Kind? Ich bin Königin Erana aus Ätheria, ich bin deine Mutter. Und du Elsa.. du warst von Geburt an zu höherem bestimmt. Sowohl dein Vater als auch deine Mutter haben heillige Fähigkeiten. Ebenso sind deine Schwestern gesegnet. Nun sollst auch du diese Vollkommenheit erfahren. Streck deine Flügel und erhebe dich mit uns in den Himmel.
     
    Inzwischen war die Sonne untergegangen. Bis auf ein paar Fackeln war es dunkel im Garten. Nur Erana selber strahlte in einem hellen Licht, welches sie wie eine Aura umgab.
     
    Aber was ist mit meinem Vater? Meinen Sachen?
    Dein Vater entschied sich vor 17 Jahren dazu den Himmel zu verlassen. Und deine Sachen nicht nichts wert im Vergleich zu den Dingen wie der Himmel für dich bereit hält.
    Elsa... geh mit ihr. Es wäre unfair dich hier zu behalten. Du bist ein Engel und sollst wissen woher du kommst.
    Dann ist es alles war?
    Ja. Solltest du mich vermissen brauchst du nur wieder runterfliegen... ich sorge dafür, dass deine Lieblingssachen dir nachgeschickt werden. Nun flieg mein Kind. Erfahre alles was der Himmel für dich bereit hält.
     
    Erana streckte Elsa mit einem leichten Lächeln eine Hand aus. Elsa selber umarmte ihren Vater noch einmal, blickte zurück auf Spielburg und nahm dann die Hand ihrer Mutter. Sie streckte ihre Flügel und flog mit Erana an der Hand und sämtlichen Wachen als Eskorte richtung Ätheria. Bereits wenige Meter über den Wolken umgab sie ein Gefühl der Ruhe. Unter ihr erkannte sie nur weiße Wolken. Um sie herum sah die einen klaren Sternenhimmel sowie die drei Monde, welche den Planeten umgaben. Niemand sagte ein Wort auf dem Flug nach oben. Elsa löste sich selber von Eranas Hand und flog frei durch den Himmel. Sie drehte ein paar Loopings, schnellte nach unten und dann wieder nach oben. Dann glitt sie friedlich mit ausgestreckten Flügeln sanft richtung Wolkenboden. Erana selber beobachte Elsa dabei und ein zartes Lächeln setzte sich ihr auf. Sie hatte selber vergessen wie schön es doch war fliegen zu können, frei zu sein, die Luft zu genießen...
     
    Nach gut zwei Stunden wurden dann Punkte im Himmel größer und größer. Dann waren Lichter und Gebäude auf den Inseln zu erkennen. Dann konnte Elsa auch Wasserfälle, Pflanzen und Vögel erkennen. Im weißen Licht der Monde erkannte sie Ätheria
     
     
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    JimmyRustleton got a reaction from Sonnenstreif in Im Westen Nichts Neues   
    Vorwort: Nach über einem Jahr Abwesenheit und Funkstille kommt endlich die Fortsetzung zur Lore des 77sten Infanteriebataillon. Ich hoffe ihr habt, trotz einiger Form- und Rechtschreibfehler, Spaß beim Lesen (korrigierte Version kommt hoffentlich bald!
     
     
    Teil I: Grabenratten
     
     

    Kapitel 2: Feuertaufe
     
    Zuerst konnte er nur ein Pfeifen wahrnehmen. Nicht etwa ein Pfeifen wie von einem Teekessel oder einer Trillerpfeife. Es war in etwa wie ein sehr hoher Sinuston: durchgehend, eintönig und auf hoher Frequenz. Seine Sicht war verschwommen und er musste blinzeln um die Schärfe wieder herzustellen. Doch vergebens. Es war dunkel um ihn herum und er bekam Panik beim Gedanken eventuell erblindet zu sein. Sein Puls ging dennoch langsam, alles schien in Zeitlupe zu geschehen. Sein Gehör schien beschädigt zu sein, denn alles drang nur gedämpft in seine Ohren, als wäre er unter Wasser. Er schnappte nach Luft und sog diese gierig ein. Sie brannte in seinem Hals und seinen Nasenhöhlen. Scheinbar war er doch nicht unter Wasser. Aber wo dann? Alle seine Sinne schienen durcheinander geraten zu sein. Er versuchte sich zu rühren, aber seine Gelenke und Glieder, seine Muskeln und Sehnen schienen nicht zu reagieren. Der Befehl war klar aus seinem Hirn in sein Nervensystem gedrungen, schien aber unterwegs verloren gegangen zu sein, als ob seine Gedanken selbst nicht mehr wüssten wohin. Was war geschehen? Verwirrung und Unbehagen machte sich in seinen Gedanken breit. Benommen tastete er die Umgebung ab. Er lag auf harten Boden, auf dem Rücken wie ein Käfer und konnte sich nicht bewegen.
     
    "Verdammt!" Entfuhr es ihm.
     
    Er musste schwer keuchen und husten. Die stickige warme Luft drang brennend in seine Lungen durch seinen Mund und seine Nase und hinterließ einen eisenhaltigen Geschmack auf der Zunge. Er taste sich selbst ab. Langsam fing sein Körper wieder an ihm zu gehorchen und er spührte seine Zehen und Fingerspitzen. Scheinbar war noch alles dran. Er blinzelte erneut um etwas zu erkennen und erkannte irgendetwas wie leuchtende Streifen die sich in langen Parabeln am pech schwarzen Himmel abzeichneten. Offenbar war er auch nicht blind. Er winkelte die Knie an und versuchte sich zur Seite zu wenden um sich irgendwie aufzurappeln, doch ihm war noch zu schwindelig so dass er beim Versuch sich aufzurichten umkippte wie ein Besoffener und liegen blieb. Er ächzte auf und wand sich wieder auf dem Rücken wie zuvor und versuchte seine unregelmässige Atmung zu regulieren. Er schaute zu den Leuchtstreifen am Himmel und verfolgte deren Bahn. Sie erschienen im vorderen Rand seines Blickfeldes und verschwandet, gefolgt von mehreren Erschütterungen die die Erde beben liessen. Irgendwas rieselte aus seinen Ohren. Er entfernte die ledernen Handschuhe und tastete mit der Fingerspitze die Innenseite seines Ohres ab und hielt sich diese anschliessend vor die Augen. Er konnte immer noch nicht viel erkennen denn die Schärfe hatte sich nicht eingestellt aber er konnte erkennen dass seine Fingerkupe feucht war. War das Blut? Anscheinend ist sein Trommelfell geplatzt. Er verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse und schaute, keuchend und hustend am Boden liegend, dem Feuerwerk über ihm zu.
    Ihm war schlecht von dem Schwindelgefühl. Alles drehte sich in seinem Kopf und er hatte ernsthafte Schwierigkeiten damit einen klaren Gedanken zu fassen. Er versuchte sich zu erinnern. Wer war er? Wie hieß er, wo war er und warum? Er wendete den Blick nach rechts und betrachtete den Boden. Der Boden war teils mit Bretten und Holzplatten ausgekleidet. Er erkannte Seitenwände die ebenfalls mit Bretten und Holz verkleidet und verstärkt waren. Es war aber kein Dach über ihm und er war im Freien. Er suchte weiter die Umgebung ab und erkannte an einer seiner eine Kiste mit einer Beschriftung. Große weiße Buchstaben erklärten ihm dass es sich um eine Munitionskiste handelte. Ein Siegelprankte auf der Seite, eine Art Lorbeerenkranz. Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Auf der Kiste lag eine Waffe. Ein langes Gewehr aus Carbon, mit aufgesetztem Zielfernrohr, ganz in schwarz. Er konnte das erkennen da die Leuchtstreifen am Himmel die Umgebung kurzfristig erhellten ehe alles wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Er drehte den Kopf in die andere Richtung. Er erkannte einen ebenfalls unbedachten, mit Holzplatten und Brettern verkleideten Korridor der sich in der Finsternis verirrte. An dessen Anfang erkannte er ebenfalls zwei Stiefelsohlen. Ein lebloser Körper lag dahinter, spannungslos und erschlafft. Die Übelkeit überkam ihn und er musste würgen. Und wand sich wieder gen Himmel und dachte konzentriert nach. Langsam fügten sich die Eindrücke wie von selbst zusammen und ergaben ein Muster. Er lag auf dem Boden eines Schützengrabens und die Leuchtstreifen über ihm waren kein frohes Feuerwerk, sondern Artilleriegranaten die von der anderen Seite aus geschossen kamen. Die andere Seite.. Der Feind. Der Krieg! 'Verdammt, die beschiessen uns!' sagte er zu sich selbst, die Panik und Hilflosigkeit schlugen ein und er begann sich nervös zu winden. Er musste hier sofort weg! Die Einschläge kamen immer näher und auch die Erschütterungen wurden heftiger.

    Plötzlich erschien ein Gesicht in seinem Blickfeld. Direkt vor ihm. Es war auf einmal da, wie aus dem Nichts. Es war das Gesicht einer jungen Frau, etwas blass und von Sommersprossen gespickt. Ihre Augen, unter denen schwere, dunkle Tränensecke hingen blickten ihn flehend an. Einzelnde Haarstränen hingen ihr wild im Gesicht und ihr Mund formt Worte, aber sie drangen nicht zu ihm durch. Verwunderung machte sich in seinem Gesicht breit und er blinzelte sie verdutzt an.
     
    "Was zum-.. Wer..?" stammelte er benommen.
     
    Seine Stimme klang rau und heißer. Er brauchte dringend Wasser. Wasser war auf einmal das Wichtigste.
     
    "Major!" schrie die junge Dame ihn fast schon bettelnd an. "Wir.." Ihr Satz wurde von einer starken Erschütterung unterbrochen.
     
    Sie sah sich nervös um bevor sie wieder ansetzen und weiter eindringlich auf ihn einredete.
     
    "Major! Kommen Sie zu sich! Wir müssen sofort hier weg! Unsere Stellungen werden auf allen Fronten gleichzeitig angegriffen. Uns bleibt nicht viel Zeit wir...!" Ein erneuter Anschlag ließ die Erde erneut deutlich stärker zittern.
     
    Das schien ziemlich nahe gewesen zu sein. Doch er schaute sie weiter völlig verwundert an ehe sich die Synapsen in seinem Gehirn in Gang setzen. Alles kehrte auf einmal zurück, seine Sinne und seine Wahrnehmung. Er wußte wieder wo er war und was er hier tat. Er war Major James Rustleton. Soldat im dritten Infanterie Korp der republikanischen Garde und steckte in verdammt großen Schwierigkeiten. Die Erschütterung intensivierten. Er blickte die junge Frau erneut an. Er erholte sich recht schnell von dem Granatschock. Er. Der Soldat. Elwood. Der Schuss. Die Schüsse... Das Blut. 'Fuck' dachte er und zog eine schiefe Grimasse.
     
    "Elwood... Er... Wir können nicht ohne ihn..." sagte er, nach Luft ringend. Immer noch hustend und keuchend.

    "Verdammt, Major! Wir haben keine Zeit für sowas. Wir müssen hier verflucht nochmal verschwinden und zur Basis zurück!" Sagte sie mit drängendem Ton, während sie sich immer unruhiger und nervöser umblickte.
    In ihrer Stimme schwang Angst und Entsetzen mit. Sie hatte den Major mittlerweile an seinen Lederriemen hochgehieft und in eine bequeme Position gebracht.
     
    "Hier geht gerade die Hölle ab. Sowas.." sie wurde wieder von heftigen Einschlägen unterbrochen.
     
    Diesmal waren sie bedrohlich nahe. Erde und Gesteinsbrocken wurden aufgewirbelt und regneten über ihren Köpfen nieder. Die junge Frau hielt sich schützend ihre Hände über den Kopf und kniff die Augen fest zusammen. Wer war sie nur, was machte sie hier? Sie schien noch ein halbes Kind zu sein, kaum alt genug um in einer Bar ein Bier bestellen zu können und trotzdem war sie hier mit ihm. Und sie trug eine Uniform. Er musterte die dunkelblaue Kampfweste die unter dem Kevlar hervorragte. Auf der oberen rechten Seite der Schutzweste war ein Namensschild befestigt. Leutnant S. Jarih. Der Name. Er kannte ihn. Er dachte angestrengt nach ehe es ihm wieder einfiel. Er befehligte das 77ste Infanterie Bataillon und Shura Jarih war Leutnant unter seinem Befehl.
     
    "Shura!" Er fixiert sie mit festen Blick, schaute ihr tief in die Augen.
     
    "W-was?" Erwiderte sie und zuckte dabei leicht zusammen. Sie schien völlig aus dem Konzept gebracht worden zu sein.
     
    "Wir müssen hier sofort weg!"
     
    Perplex starrte sie ihn an und schüttelte den Kopf ehe sie sich neben ihn hockte und seinen rechten Arm packte und um ihre schmale Schulter legte. Das Mädchen schien keine 60kg auf die Wage zu bringen dennoch schaffte sie es, mit einigen Mühen den benommen Major, der ja nun auch nicht mehr der jüngste war, hoch zu stämmen so dass er sich aufrichten konnte. Gestützt von seinem Leutnant wollte er in den Gang humpeln den er schon vorher ausgemacht hatte, wurde aber gestoppt.
    "Den können wir nicht mehr nehmen." warf sie kopfschüttelnd ein und wand sich in die entgegengesetze Richtung in der sich ebenfalls ein Korridor befand. Der Frontabschnitt RR1 und RR2 sind überrannt worden und der Kontakt zum Hauptquartier ist auf sämtlichen Posten zusammengebrochen. Er gillt ein allgemeiner Rückzugbefehl. Alle Soldaten in den vordersten Frontabschnitten sollen sich in die hinteren Linien zurückziehen und mit den Reservetruppen den Gegenangriff vorbereiten." erklärte sie ihm, ohne ihn dabei anzusehen.
    Shura's Blick ging entweder starr gerade aus oder nervös über ihre Schulter nach hinten. Man könnte meinen sie wäre verfolgt und irgendwie war dieses Gefühl ja auch recht. Die Granaten kamen immer näher an sie ran, versuchten sie aus der Luft auszumachen nur um sie knapp zu verfehlen. Und mit jedem Mal schien sich ihre Zielsicherheit zu verbessern. Sie waren nur knapp dreißig Meter gegangen als eine weitere Granate genau an der Stelle einschlug an der sich sich eben befanden. Shurah und der Major schauten sich darauf hin kurz an ehe sie weiter hetzten ehe sie das Ende des Grabens erreichten. An dessen Kopfseite war eine wackelige Metalleiter montiert. Oben auf der Leiter stand ein nervöser Infanterist der sich, wie Shura eben, nervös umschaute, als könnte er es nicht erwarten hier endlich wegzukommen. Er richtete den Lauf des Gewehrs mal hier hin, mal dort hin und als der Leutnant und der Major hickend und schnaufend in seinem unteren Blickfeld erschienen richtete er instinktiv und aufgekratzt wie er war das Gewehr in ihre Richtung.
     
    "He, He! Sullivan, Ich bin's, Ich bin's... Leutnant Jarih!" Sie hob beschwiftigend den freien Arm hoch und winkte ihm zu. "Nicht schiessen Ich.. Ich hab' den Major gefunden!"
     
    "Major, sind Sie das?" Der Blick des Infanteristen Namens Sullivan wirkte skeptisch und unruhig.
     
    Er kniff die Augen zusammen und musterte den Mann vor sich. Dieser hatte eine normale Größe und trug die Uniform eines höheren Offiziers. Die goldenen Schulterklappen und die aufgenähten Rangabzeichen an seiner Schulter wiesen ihn in der Tat als Major der Infanterie aus. Das war auch alles was an ihm den Anschein eines Offiziers machte. Seine Haare waren zerwühlt und sauber an der Schläfen rasiert wie es eigentlich nur die Mannschaften machten. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten wild aus ihren Höhlen. Ein ungepflegter Bart zierte sein -Gesicht- markantes Gesicht. Zur Krönung zog sich eine breite, rosa Narbe von seinem Jochbein bis zum Nasenrücken quer durch seine linke Gesichtshälfte. Rote Äderchen in den Augenrändern zeugten von wenig Schlaf und starken Alkoholkonsum. All das gab ihm durchaus eine verwegene Allüre und ließ ihn so garnicht wie einen Offizier wirken. Im Grunde wirkt er nicht mal wie ein Soldat. Eher wie Söldner oder wie ein Vagabund...
     
    "Scheiße, Major.." kam es krächzend aus Sullivans Hals. "Ich hab'se fast über'n Hauf'n geballert, man!" Er lachte heißer in sich rein und schulterte das Gewehr. "Jetzt aber nichts wie weg hier! Diese Bastarde machen uns verdammt nochmal die Hölle heiß. Scheiße..."
    Er spuckte aus und wischt sich mit den Handrücken den Mund ab. "Ich wußte garnicht dass die Penner sowas können..."

    Der andere Soldat, der bisher regungslos mit verschränkten Armen, an die Wand gelehnt, unter halb der Treppe stand, gab ein bestätigendes Grunzen vor sich. Sein Gesicht konnte man nicht erkennen da er eine schwarze Gasmaske trug. Gekleidet war er mit einem verschmutzten, weißen Unterhemd unter dem sich ein trainierter Körper spannte. Seine Arme waren lang und muskulös und seine dunkle Haut mit etlichen Tätovierungen und Narben verziert. Er trug eine dunkelblaue Kampfhose der Infanterie und seine Kampfjacke hatte er sich mit den Ärmeln um die Hüften gebunden. Er wirkte bedrohlich und durch seine hühnenhafte Statur überragte er die meisten anderen Soldaten.
     
    "Wir sollten verschwinden, Wie Sully gesagt hat" Gab der Riese ruhig von sich. "Hier wird es langsam eng und heiß."
     
    Jimmy antwortete mit einem knappen Nicken und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Der Himmel über ihnen war mittlerweile von Suchlichtern und umherschwirrenden Leuchtspurgeschossen hell erleuchtet so dass es ihnen leicht gelang ihren Weg in der vernarbten Landschaft zu finden. Sie hechteten über Stacheldrähte und Trümmerteile, umgingen tiefe Granattrichter in denen sich Treibstoff und giftiges Gas sammelte. Tote und Verletzte lagen gleichermassen verteilt auf dem Schlachtfeld und feindliche Granaten schlugen weiterhin um sie herum ein. Heftige Explosionen rissen tiefe Krater in den felsigen Boden und schleuderten sowohl Erde, Gesteins- und Granatesplitter also auch Körper wirbelnd durch die Gegend. Die Luft war erfüllt von dem Geruch von verbranntem Fleisch, Schießpulver und geschmolzenem Metal gemischt mit brennenden Treibstoff und Giftgas. Eine chaotische Kakophonie aus Detonationen, Schreien und heulenden Mörsergranate erfüllte die Umgebung während der Boden dermaßen zitterte dass manche glaubten die Erde würde sich jeden Moment unter ihren Füßen auftun und sie alle verschlucken. Als sie vollkommen mit Dreck bedeckt und außer Atem den hinteren Teil der Frontlinie erreichten bot sich ein Bild der Verzweiflung: Überall war Material verteilt, Soldaten irrten verloren umher, jede bis jetzt aufrecht erhaltene Ordnung schien zusammenzubrechen. Verwundete schleppten sich humpelten und stolpernd mit letzten Kräften von überall heran, tote lagen wahllos am Boden verteilt. Einige Offiziere versuchten vergebens Befehle zu erteilen jedoch schien sich in der allgemeinen Panik keiner dafür zu interessieren: Jeder war damit beschäftigt seine eigene Haut zu retten und den Arsch aus dem Schussfeld zu schaffen.
     
    "Verfluchte Scheiße" brachte der Major hustend hervor. "Wir müssen schleunigst zum Landeplatz ehe dieser Abschnitt auch verloren geht!"
     
    Sein Blick schweifte über den rotglühenden Horizont von dem die Großoffensive gleich einer Feuerwalze heran rollte. Was war hier bloß los? Klar, in der Zeit in der das 77ste Bataillon hier stationiert war gab es einige harte Gefechte aber dies war mit keiner vorhergehenden Schlacht zu vergleichen. Die Gewalt, die sich plötzlich über und um ihn herum entfesselte versetzte auch hartgesottene Frontschweine wie den Major in eine besorgte Unruhe. Keiner hatte mit einer Offensive dieser Härte gerechnet und die Kampferprobten Soldaten des Dritten Armeekorps liefen wie aufgescheuchte Hühner herum, verzweifelt auf der Suche nach Deckung und einem Ausweg aus dieser Hölle. Jimmy betrachtete eine Weile die Szenerie und ihm wurde klar: Diese Schlacht war definitiv verloren, die Front brach an sämtlichen Abschnitten zusammen, die Armee befand sich auf einem ungeordneten Rückzug ohne Chance darauf sich in den hinteren Teilen neu zu formieren. Dies schien der Anfang vom Ende zu sein. Oder das Ende vom Anfang...
     
    (Fortsetzung folgt)
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    JimmyRustleton got a reaction from Tinado in Im Westen Nichts Neues   
    Vorwort: Nach über einem Jahr Abwesenheit und Funkstille kommt endlich die Fortsetzung zur Lore des 77sten Infanteriebataillon. Ich hoffe ihr habt, trotz einiger Form- und Rechtschreibfehler, Spaß beim Lesen (korrigierte Version kommt hoffentlich bald!
     
     
    Teil I: Grabenratten
     
     

    Kapitel 2: Feuertaufe
     
    Zuerst konnte er nur ein Pfeifen wahrnehmen. Nicht etwa ein Pfeifen wie von einem Teekessel oder einer Trillerpfeife. Es war in etwa wie ein sehr hoher Sinuston: durchgehend, eintönig und auf hoher Frequenz. Seine Sicht war verschwommen und er musste blinzeln um die Schärfe wieder herzustellen. Doch vergebens. Es war dunkel um ihn herum und er bekam Panik beim Gedanken eventuell erblindet zu sein. Sein Puls ging dennoch langsam, alles schien in Zeitlupe zu geschehen. Sein Gehör schien beschädigt zu sein, denn alles drang nur gedämpft in seine Ohren, als wäre er unter Wasser. Er schnappte nach Luft und sog diese gierig ein. Sie brannte in seinem Hals und seinen Nasenhöhlen. Scheinbar war er doch nicht unter Wasser. Aber wo dann? Alle seine Sinne schienen durcheinander geraten zu sein. Er versuchte sich zu rühren, aber seine Gelenke und Glieder, seine Muskeln und Sehnen schienen nicht zu reagieren. Der Befehl war klar aus seinem Hirn in sein Nervensystem gedrungen, schien aber unterwegs verloren gegangen zu sein, als ob seine Gedanken selbst nicht mehr wüssten wohin. Was war geschehen? Verwirrung und Unbehagen machte sich in seinen Gedanken breit. Benommen tastete er die Umgebung ab. Er lag auf harten Boden, auf dem Rücken wie ein Käfer und konnte sich nicht bewegen.
     
    "Verdammt!" Entfuhr es ihm.
     
    Er musste schwer keuchen und husten. Die stickige warme Luft drang brennend in seine Lungen durch seinen Mund und seine Nase und hinterließ einen eisenhaltigen Geschmack auf der Zunge. Er taste sich selbst ab. Langsam fing sein Körper wieder an ihm zu gehorchen und er spührte seine Zehen und Fingerspitzen. Scheinbar war noch alles dran. Er blinzelte erneut um etwas zu erkennen und erkannte irgendetwas wie leuchtende Streifen die sich in langen Parabeln am pech schwarzen Himmel abzeichneten. Offenbar war er auch nicht blind. Er winkelte die Knie an und versuchte sich zur Seite zu wenden um sich irgendwie aufzurappeln, doch ihm war noch zu schwindelig so dass er beim Versuch sich aufzurichten umkippte wie ein Besoffener und liegen blieb. Er ächzte auf und wand sich wieder auf dem Rücken wie zuvor und versuchte seine unregelmässige Atmung zu regulieren. Er schaute zu den Leuchtstreifen am Himmel und verfolgte deren Bahn. Sie erschienen im vorderen Rand seines Blickfeldes und verschwandet, gefolgt von mehreren Erschütterungen die die Erde beben liessen. Irgendwas rieselte aus seinen Ohren. Er entfernte die ledernen Handschuhe und tastete mit der Fingerspitze die Innenseite seines Ohres ab und hielt sich diese anschliessend vor die Augen. Er konnte immer noch nicht viel erkennen denn die Schärfe hatte sich nicht eingestellt aber er konnte erkennen dass seine Fingerkupe feucht war. War das Blut? Anscheinend ist sein Trommelfell geplatzt. Er verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse und schaute, keuchend und hustend am Boden liegend, dem Feuerwerk über ihm zu.
    Ihm war schlecht von dem Schwindelgefühl. Alles drehte sich in seinem Kopf und er hatte ernsthafte Schwierigkeiten damit einen klaren Gedanken zu fassen. Er versuchte sich zu erinnern. Wer war er? Wie hieß er, wo war er und warum? Er wendete den Blick nach rechts und betrachtete den Boden. Der Boden war teils mit Bretten und Holzplatten ausgekleidet. Er erkannte Seitenwände die ebenfalls mit Bretten und Holz verkleidet und verstärkt waren. Es war aber kein Dach über ihm und er war im Freien. Er suchte weiter die Umgebung ab und erkannte an einer seiner eine Kiste mit einer Beschriftung. Große weiße Buchstaben erklärten ihm dass es sich um eine Munitionskiste handelte. Ein Siegelprankte auf der Seite, eine Art Lorbeerenkranz. Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Auf der Kiste lag eine Waffe. Ein langes Gewehr aus Carbon, mit aufgesetztem Zielfernrohr, ganz in schwarz. Er konnte das erkennen da die Leuchtstreifen am Himmel die Umgebung kurzfristig erhellten ehe alles wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Er drehte den Kopf in die andere Richtung. Er erkannte einen ebenfalls unbedachten, mit Holzplatten und Brettern verkleideten Korridor der sich in der Finsternis verirrte. An dessen Anfang erkannte er ebenfalls zwei Stiefelsohlen. Ein lebloser Körper lag dahinter, spannungslos und erschlafft. Die Übelkeit überkam ihn und er musste würgen. Und wand sich wieder gen Himmel und dachte konzentriert nach. Langsam fügten sich die Eindrücke wie von selbst zusammen und ergaben ein Muster. Er lag auf dem Boden eines Schützengrabens und die Leuchtstreifen über ihm waren kein frohes Feuerwerk, sondern Artilleriegranaten die von der anderen Seite aus geschossen kamen. Die andere Seite.. Der Feind. Der Krieg! 'Verdammt, die beschiessen uns!' sagte er zu sich selbst, die Panik und Hilflosigkeit schlugen ein und er begann sich nervös zu winden. Er musste hier sofort weg! Die Einschläge kamen immer näher und auch die Erschütterungen wurden heftiger.

    Plötzlich erschien ein Gesicht in seinem Blickfeld. Direkt vor ihm. Es war auf einmal da, wie aus dem Nichts. Es war das Gesicht einer jungen Frau, etwas blass und von Sommersprossen gespickt. Ihre Augen, unter denen schwere, dunkle Tränensecke hingen blickten ihn flehend an. Einzelnde Haarstränen hingen ihr wild im Gesicht und ihr Mund formt Worte, aber sie drangen nicht zu ihm durch. Verwunderung machte sich in seinem Gesicht breit und er blinzelte sie verdutzt an.
     
    "Was zum-.. Wer..?" stammelte er benommen.
     
    Seine Stimme klang rau und heißer. Er brauchte dringend Wasser. Wasser war auf einmal das Wichtigste.
     
    "Major!" schrie die junge Dame ihn fast schon bettelnd an. "Wir.." Ihr Satz wurde von einer starken Erschütterung unterbrochen.
     
    Sie sah sich nervös um bevor sie wieder ansetzen und weiter eindringlich auf ihn einredete.
     
    "Major! Kommen Sie zu sich! Wir müssen sofort hier weg! Unsere Stellungen werden auf allen Fronten gleichzeitig angegriffen. Uns bleibt nicht viel Zeit wir...!" Ein erneuter Anschlag ließ die Erde erneut deutlich stärker zittern.
     
    Das schien ziemlich nahe gewesen zu sein. Doch er schaute sie weiter völlig verwundert an ehe sich die Synapsen in seinem Gehirn in Gang setzen. Alles kehrte auf einmal zurück, seine Sinne und seine Wahrnehmung. Er wußte wieder wo er war und was er hier tat. Er war Major James Rustleton. Soldat im dritten Infanterie Korp der republikanischen Garde und steckte in verdammt großen Schwierigkeiten. Die Erschütterung intensivierten. Er blickte die junge Frau erneut an. Er erholte sich recht schnell von dem Granatschock. Er. Der Soldat. Elwood. Der Schuss. Die Schüsse... Das Blut. 'Fuck' dachte er und zog eine schiefe Grimasse.
     
    "Elwood... Er... Wir können nicht ohne ihn..." sagte er, nach Luft ringend. Immer noch hustend und keuchend.

    "Verdammt, Major! Wir haben keine Zeit für sowas. Wir müssen hier verflucht nochmal verschwinden und zur Basis zurück!" Sagte sie mit drängendem Ton, während sie sich immer unruhiger und nervöser umblickte.
    In ihrer Stimme schwang Angst und Entsetzen mit. Sie hatte den Major mittlerweile an seinen Lederriemen hochgehieft und in eine bequeme Position gebracht.
     
    "Hier geht gerade die Hölle ab. Sowas.." sie wurde wieder von heftigen Einschlägen unterbrochen.
     
    Diesmal waren sie bedrohlich nahe. Erde und Gesteinsbrocken wurden aufgewirbelt und regneten über ihren Köpfen nieder. Die junge Frau hielt sich schützend ihre Hände über den Kopf und kniff die Augen fest zusammen. Wer war sie nur, was machte sie hier? Sie schien noch ein halbes Kind zu sein, kaum alt genug um in einer Bar ein Bier bestellen zu können und trotzdem war sie hier mit ihm. Und sie trug eine Uniform. Er musterte die dunkelblaue Kampfweste die unter dem Kevlar hervorragte. Auf der oberen rechten Seite der Schutzweste war ein Namensschild befestigt. Leutnant S. Jarih. Der Name. Er kannte ihn. Er dachte angestrengt nach ehe es ihm wieder einfiel. Er befehligte das 77ste Infanterie Bataillon und Shura Jarih war Leutnant unter seinem Befehl.
     
    "Shura!" Er fixiert sie mit festen Blick, schaute ihr tief in die Augen.
     
    "W-was?" Erwiderte sie und zuckte dabei leicht zusammen. Sie schien völlig aus dem Konzept gebracht worden zu sein.
     
    "Wir müssen hier sofort weg!"
     
    Perplex starrte sie ihn an und schüttelte den Kopf ehe sie sich neben ihn hockte und seinen rechten Arm packte und um ihre schmale Schulter legte. Das Mädchen schien keine 60kg auf die Wage zu bringen dennoch schaffte sie es, mit einigen Mühen den benommen Major, der ja nun auch nicht mehr der jüngste war, hoch zu stämmen so dass er sich aufrichten konnte. Gestützt von seinem Leutnant wollte er in den Gang humpeln den er schon vorher ausgemacht hatte, wurde aber gestoppt.
    "Den können wir nicht mehr nehmen." warf sie kopfschüttelnd ein und wand sich in die entgegengesetze Richtung in der sich ebenfalls ein Korridor befand. Der Frontabschnitt RR1 und RR2 sind überrannt worden und der Kontakt zum Hauptquartier ist auf sämtlichen Posten zusammengebrochen. Er gillt ein allgemeiner Rückzugbefehl. Alle Soldaten in den vordersten Frontabschnitten sollen sich in die hinteren Linien zurückziehen und mit den Reservetruppen den Gegenangriff vorbereiten." erklärte sie ihm, ohne ihn dabei anzusehen.
    Shura's Blick ging entweder starr gerade aus oder nervös über ihre Schulter nach hinten. Man könnte meinen sie wäre verfolgt und irgendwie war dieses Gefühl ja auch recht. Die Granaten kamen immer näher an sie ran, versuchten sie aus der Luft auszumachen nur um sie knapp zu verfehlen. Und mit jedem Mal schien sich ihre Zielsicherheit zu verbessern. Sie waren nur knapp dreißig Meter gegangen als eine weitere Granate genau an der Stelle einschlug an der sich sich eben befanden. Shurah und der Major schauten sich darauf hin kurz an ehe sie weiter hetzten ehe sie das Ende des Grabens erreichten. An dessen Kopfseite war eine wackelige Metalleiter montiert. Oben auf der Leiter stand ein nervöser Infanterist der sich, wie Shura eben, nervös umschaute, als könnte er es nicht erwarten hier endlich wegzukommen. Er richtete den Lauf des Gewehrs mal hier hin, mal dort hin und als der Leutnant und der Major hickend und schnaufend in seinem unteren Blickfeld erschienen richtete er instinktiv und aufgekratzt wie er war das Gewehr in ihre Richtung.
     
    "He, He! Sullivan, Ich bin's, Ich bin's... Leutnant Jarih!" Sie hob beschwiftigend den freien Arm hoch und winkte ihm zu. "Nicht schiessen Ich.. Ich hab' den Major gefunden!"
     
    "Major, sind Sie das?" Der Blick des Infanteristen Namens Sullivan wirkte skeptisch und unruhig.
     
    Er kniff die Augen zusammen und musterte den Mann vor sich. Dieser hatte eine normale Größe und trug die Uniform eines höheren Offiziers. Die goldenen Schulterklappen und die aufgenähten Rangabzeichen an seiner Schulter wiesen ihn in der Tat als Major der Infanterie aus. Das war auch alles was an ihm den Anschein eines Offiziers machte. Seine Haare waren zerwühlt und sauber an der Schläfen rasiert wie es eigentlich nur die Mannschaften machten. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten wild aus ihren Höhlen. Ein ungepflegter Bart zierte sein -Gesicht- markantes Gesicht. Zur Krönung zog sich eine breite, rosa Narbe von seinem Jochbein bis zum Nasenrücken quer durch seine linke Gesichtshälfte. Rote Äderchen in den Augenrändern zeugten von wenig Schlaf und starken Alkoholkonsum. All das gab ihm durchaus eine verwegene Allüre und ließ ihn so garnicht wie einen Offizier wirken. Im Grunde wirkt er nicht mal wie ein Soldat. Eher wie Söldner oder wie ein Vagabund...
     
    "Scheiße, Major.." kam es krächzend aus Sullivans Hals. "Ich hab'se fast über'n Hauf'n geballert, man!" Er lachte heißer in sich rein und schulterte das Gewehr. "Jetzt aber nichts wie weg hier! Diese Bastarde machen uns verdammt nochmal die Hölle heiß. Scheiße..."
    Er spuckte aus und wischt sich mit den Handrücken den Mund ab. "Ich wußte garnicht dass die Penner sowas können..."

    Der andere Soldat, der bisher regungslos mit verschränkten Armen, an die Wand gelehnt, unter halb der Treppe stand, gab ein bestätigendes Grunzen vor sich. Sein Gesicht konnte man nicht erkennen da er eine schwarze Gasmaske trug. Gekleidet war er mit einem verschmutzten, weißen Unterhemd unter dem sich ein trainierter Körper spannte. Seine Arme waren lang und muskulös und seine dunkle Haut mit etlichen Tätovierungen und Narben verziert. Er trug eine dunkelblaue Kampfhose der Infanterie und seine Kampfjacke hatte er sich mit den Ärmeln um die Hüften gebunden. Er wirkte bedrohlich und durch seine hühnenhafte Statur überragte er die meisten anderen Soldaten.
     
    "Wir sollten verschwinden, Wie Sully gesagt hat" Gab der Riese ruhig von sich. "Hier wird es langsam eng und heiß."
     
    Jimmy antwortete mit einem knappen Nicken und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Der Himmel über ihnen war mittlerweile von Suchlichtern und umherschwirrenden Leuchtspurgeschossen hell erleuchtet so dass es ihnen leicht gelang ihren Weg in der vernarbten Landschaft zu finden. Sie hechteten über Stacheldrähte und Trümmerteile, umgingen tiefe Granattrichter in denen sich Treibstoff und giftiges Gas sammelte. Tote und Verletzte lagen gleichermassen verteilt auf dem Schlachtfeld und feindliche Granaten schlugen weiterhin um sie herum ein. Heftige Explosionen rissen tiefe Krater in den felsigen Boden und schleuderten sowohl Erde, Gesteins- und Granatesplitter also auch Körper wirbelnd durch die Gegend. Die Luft war erfüllt von dem Geruch von verbranntem Fleisch, Schießpulver und geschmolzenem Metal gemischt mit brennenden Treibstoff und Giftgas. Eine chaotische Kakophonie aus Detonationen, Schreien und heulenden Mörsergranate erfüllte die Umgebung während der Boden dermaßen zitterte dass manche glaubten die Erde würde sich jeden Moment unter ihren Füßen auftun und sie alle verschlucken. Als sie vollkommen mit Dreck bedeckt und außer Atem den hinteren Teil der Frontlinie erreichten bot sich ein Bild der Verzweiflung: Überall war Material verteilt, Soldaten irrten verloren umher, jede bis jetzt aufrecht erhaltene Ordnung schien zusammenzubrechen. Verwundete schleppten sich humpelten und stolpernd mit letzten Kräften von überall heran, tote lagen wahllos am Boden verteilt. Einige Offiziere versuchten vergebens Befehle zu erteilen jedoch schien sich in der allgemeinen Panik keiner dafür zu interessieren: Jeder war damit beschäftigt seine eigene Haut zu retten und den Arsch aus dem Schussfeld zu schaffen.
     
    "Verfluchte Scheiße" brachte der Major hustend hervor. "Wir müssen schleunigst zum Landeplatz ehe dieser Abschnitt auch verloren geht!"
     
    Sein Blick schweifte über den rotglühenden Horizont von dem die Großoffensive gleich einer Feuerwalze heran rollte. Was war hier bloß los? Klar, in der Zeit in der das 77ste Bataillon hier stationiert war gab es einige harte Gefechte aber dies war mit keiner vorhergehenden Schlacht zu vergleichen. Die Gewalt, die sich plötzlich über und um ihn herum entfesselte versetzte auch hartgesottene Frontschweine wie den Major in eine besorgte Unruhe. Keiner hatte mit einer Offensive dieser Härte gerechnet und die Kampferprobten Soldaten des Dritten Armeekorps liefen wie aufgescheuchte Hühner herum, verzweifelt auf der Suche nach Deckung und einem Ausweg aus dieser Hölle. Jimmy betrachtete eine Weile die Szenerie und ihm wurde klar: Diese Schlacht war definitiv verloren, die Front brach an sämtlichen Abschnitten zusammen, die Armee befand sich auf einem ungeordneten Rückzug ohne Chance darauf sich in den hinteren Teilen neu zu formieren. Dies schien der Anfang vom Ende zu sein. Oder das Ende vom Anfang...
     
    (Fortsetzung folgt)
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    JimmyRustleton got a reaction from Olaxis in Im Westen Nichts Neues   
    Vorwort: Nach über einem Jahr Abwesenheit und Funkstille kommt endlich die Fortsetzung zur Lore des 77sten Infanteriebataillon. Ich hoffe ihr habt, trotz einiger Form- und Rechtschreibfehler, Spaß beim Lesen (korrigierte Version kommt hoffentlich bald!
     
     
    Teil I: Grabenratten
     
     

    Kapitel 2: Feuertaufe
     
    Zuerst konnte er nur ein Pfeifen wahrnehmen. Nicht etwa ein Pfeifen wie von einem Teekessel oder einer Trillerpfeife. Es war in etwa wie ein sehr hoher Sinuston: durchgehend, eintönig und auf hoher Frequenz. Seine Sicht war verschwommen und er musste blinzeln um die Schärfe wieder herzustellen. Doch vergebens. Es war dunkel um ihn herum und er bekam Panik beim Gedanken eventuell erblindet zu sein. Sein Puls ging dennoch langsam, alles schien in Zeitlupe zu geschehen. Sein Gehör schien beschädigt zu sein, denn alles drang nur gedämpft in seine Ohren, als wäre er unter Wasser. Er schnappte nach Luft und sog diese gierig ein. Sie brannte in seinem Hals und seinen Nasenhöhlen. Scheinbar war er doch nicht unter Wasser. Aber wo dann? Alle seine Sinne schienen durcheinander geraten zu sein. Er versuchte sich zu rühren, aber seine Gelenke und Glieder, seine Muskeln und Sehnen schienen nicht zu reagieren. Der Befehl war klar aus seinem Hirn in sein Nervensystem gedrungen, schien aber unterwegs verloren gegangen zu sein, als ob seine Gedanken selbst nicht mehr wüssten wohin. Was war geschehen? Verwirrung und Unbehagen machte sich in seinen Gedanken breit. Benommen tastete er die Umgebung ab. Er lag auf harten Boden, auf dem Rücken wie ein Käfer und konnte sich nicht bewegen.
     
    "Verdammt!" Entfuhr es ihm.
     
    Er musste schwer keuchen und husten. Die stickige warme Luft drang brennend in seine Lungen durch seinen Mund und seine Nase und hinterließ einen eisenhaltigen Geschmack auf der Zunge. Er taste sich selbst ab. Langsam fing sein Körper wieder an ihm zu gehorchen und er spührte seine Zehen und Fingerspitzen. Scheinbar war noch alles dran. Er blinzelte erneut um etwas zu erkennen und erkannte irgendetwas wie leuchtende Streifen die sich in langen Parabeln am pech schwarzen Himmel abzeichneten. Offenbar war er auch nicht blind. Er winkelte die Knie an und versuchte sich zur Seite zu wenden um sich irgendwie aufzurappeln, doch ihm war noch zu schwindelig so dass er beim Versuch sich aufzurichten umkippte wie ein Besoffener und liegen blieb. Er ächzte auf und wand sich wieder auf dem Rücken wie zuvor und versuchte seine unregelmässige Atmung zu regulieren. Er schaute zu den Leuchtstreifen am Himmel und verfolgte deren Bahn. Sie erschienen im vorderen Rand seines Blickfeldes und verschwandet, gefolgt von mehreren Erschütterungen die die Erde beben liessen. Irgendwas rieselte aus seinen Ohren. Er entfernte die ledernen Handschuhe und tastete mit der Fingerspitze die Innenseite seines Ohres ab und hielt sich diese anschliessend vor die Augen. Er konnte immer noch nicht viel erkennen denn die Schärfe hatte sich nicht eingestellt aber er konnte erkennen dass seine Fingerkupe feucht war. War das Blut? Anscheinend ist sein Trommelfell geplatzt. Er verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse und schaute, keuchend und hustend am Boden liegend, dem Feuerwerk über ihm zu.
    Ihm war schlecht von dem Schwindelgefühl. Alles drehte sich in seinem Kopf und er hatte ernsthafte Schwierigkeiten damit einen klaren Gedanken zu fassen. Er versuchte sich zu erinnern. Wer war er? Wie hieß er, wo war er und warum? Er wendete den Blick nach rechts und betrachtete den Boden. Der Boden war teils mit Bretten und Holzplatten ausgekleidet. Er erkannte Seitenwände die ebenfalls mit Bretten und Holz verkleidet und verstärkt waren. Es war aber kein Dach über ihm und er war im Freien. Er suchte weiter die Umgebung ab und erkannte an einer seiner eine Kiste mit einer Beschriftung. Große weiße Buchstaben erklärten ihm dass es sich um eine Munitionskiste handelte. Ein Siegelprankte auf der Seite, eine Art Lorbeerenkranz. Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Auf der Kiste lag eine Waffe. Ein langes Gewehr aus Carbon, mit aufgesetztem Zielfernrohr, ganz in schwarz. Er konnte das erkennen da die Leuchtstreifen am Himmel die Umgebung kurzfristig erhellten ehe alles wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Er drehte den Kopf in die andere Richtung. Er erkannte einen ebenfalls unbedachten, mit Holzplatten und Brettern verkleideten Korridor der sich in der Finsternis verirrte. An dessen Anfang erkannte er ebenfalls zwei Stiefelsohlen. Ein lebloser Körper lag dahinter, spannungslos und erschlafft. Die Übelkeit überkam ihn und er musste würgen. Und wand sich wieder gen Himmel und dachte konzentriert nach. Langsam fügten sich die Eindrücke wie von selbst zusammen und ergaben ein Muster. Er lag auf dem Boden eines Schützengrabens und die Leuchtstreifen über ihm waren kein frohes Feuerwerk, sondern Artilleriegranaten die von der anderen Seite aus geschossen kamen. Die andere Seite.. Der Feind. Der Krieg! 'Verdammt, die beschiessen uns!' sagte er zu sich selbst, die Panik und Hilflosigkeit schlugen ein und er begann sich nervös zu winden. Er musste hier sofort weg! Die Einschläge kamen immer näher und auch die Erschütterungen wurden heftiger.

    Plötzlich erschien ein Gesicht in seinem Blickfeld. Direkt vor ihm. Es war auf einmal da, wie aus dem Nichts. Es war das Gesicht einer jungen Frau, etwas blass und von Sommersprossen gespickt. Ihre Augen, unter denen schwere, dunkle Tränensecke hingen blickten ihn flehend an. Einzelnde Haarstränen hingen ihr wild im Gesicht und ihr Mund formt Worte, aber sie drangen nicht zu ihm durch. Verwunderung machte sich in seinem Gesicht breit und er blinzelte sie verdutzt an.
     
    "Was zum-.. Wer..?" stammelte er benommen.
     
    Seine Stimme klang rau und heißer. Er brauchte dringend Wasser. Wasser war auf einmal das Wichtigste.
     
    "Major!" schrie die junge Dame ihn fast schon bettelnd an. "Wir.." Ihr Satz wurde von einer starken Erschütterung unterbrochen.
     
    Sie sah sich nervös um bevor sie wieder ansetzen und weiter eindringlich auf ihn einredete.
     
    "Major! Kommen Sie zu sich! Wir müssen sofort hier weg! Unsere Stellungen werden auf allen Fronten gleichzeitig angegriffen. Uns bleibt nicht viel Zeit wir...!" Ein erneuter Anschlag ließ die Erde erneut deutlich stärker zittern.
     
    Das schien ziemlich nahe gewesen zu sein. Doch er schaute sie weiter völlig verwundert an ehe sich die Synapsen in seinem Gehirn in Gang setzen. Alles kehrte auf einmal zurück, seine Sinne und seine Wahrnehmung. Er wußte wieder wo er war und was er hier tat. Er war Major James Rustleton. Soldat im dritten Infanterie Korp der republikanischen Garde und steckte in verdammt großen Schwierigkeiten. Die Erschütterung intensivierten. Er blickte die junge Frau erneut an. Er erholte sich recht schnell von dem Granatschock. Er. Der Soldat. Elwood. Der Schuss. Die Schüsse... Das Blut. 'Fuck' dachte er und zog eine schiefe Grimasse.
     
    "Elwood... Er... Wir können nicht ohne ihn..." sagte er, nach Luft ringend. Immer noch hustend und keuchend.

    "Verdammt, Major! Wir haben keine Zeit für sowas. Wir müssen hier verflucht nochmal verschwinden und zur Basis zurück!" Sagte sie mit drängendem Ton, während sie sich immer unruhiger und nervöser umblickte.
    In ihrer Stimme schwang Angst und Entsetzen mit. Sie hatte den Major mittlerweile an seinen Lederriemen hochgehieft und in eine bequeme Position gebracht.
     
    "Hier geht gerade die Hölle ab. Sowas.." sie wurde wieder von heftigen Einschlägen unterbrochen.
     
    Diesmal waren sie bedrohlich nahe. Erde und Gesteinsbrocken wurden aufgewirbelt und regneten über ihren Köpfen nieder. Die junge Frau hielt sich schützend ihre Hände über den Kopf und kniff die Augen fest zusammen. Wer war sie nur, was machte sie hier? Sie schien noch ein halbes Kind zu sein, kaum alt genug um in einer Bar ein Bier bestellen zu können und trotzdem war sie hier mit ihm. Und sie trug eine Uniform. Er musterte die dunkelblaue Kampfweste die unter dem Kevlar hervorragte. Auf der oberen rechten Seite der Schutzweste war ein Namensschild befestigt. Leutnant S. Jarih. Der Name. Er kannte ihn. Er dachte angestrengt nach ehe es ihm wieder einfiel. Er befehligte das 77ste Infanterie Bataillon und Shura Jarih war Leutnant unter seinem Befehl.
     
    "Shura!" Er fixiert sie mit festen Blick, schaute ihr tief in die Augen.
     
    "W-was?" Erwiderte sie und zuckte dabei leicht zusammen. Sie schien völlig aus dem Konzept gebracht worden zu sein.
     
    "Wir müssen hier sofort weg!"
     
    Perplex starrte sie ihn an und schüttelte den Kopf ehe sie sich neben ihn hockte und seinen rechten Arm packte und um ihre schmale Schulter legte. Das Mädchen schien keine 60kg auf die Wage zu bringen dennoch schaffte sie es, mit einigen Mühen den benommen Major, der ja nun auch nicht mehr der jüngste war, hoch zu stämmen so dass er sich aufrichten konnte. Gestützt von seinem Leutnant wollte er in den Gang humpeln den er schon vorher ausgemacht hatte, wurde aber gestoppt.
    "Den können wir nicht mehr nehmen." warf sie kopfschüttelnd ein und wand sich in die entgegengesetze Richtung in der sich ebenfalls ein Korridor befand. Der Frontabschnitt RR1 und RR2 sind überrannt worden und der Kontakt zum Hauptquartier ist auf sämtlichen Posten zusammengebrochen. Er gillt ein allgemeiner Rückzugbefehl. Alle Soldaten in den vordersten Frontabschnitten sollen sich in die hinteren Linien zurückziehen und mit den Reservetruppen den Gegenangriff vorbereiten." erklärte sie ihm, ohne ihn dabei anzusehen.
    Shura's Blick ging entweder starr gerade aus oder nervös über ihre Schulter nach hinten. Man könnte meinen sie wäre verfolgt und irgendwie war dieses Gefühl ja auch recht. Die Granaten kamen immer näher an sie ran, versuchten sie aus der Luft auszumachen nur um sie knapp zu verfehlen. Und mit jedem Mal schien sich ihre Zielsicherheit zu verbessern. Sie waren nur knapp dreißig Meter gegangen als eine weitere Granate genau an der Stelle einschlug an der sich sich eben befanden. Shurah und der Major schauten sich darauf hin kurz an ehe sie weiter hetzten ehe sie das Ende des Grabens erreichten. An dessen Kopfseite war eine wackelige Metalleiter montiert. Oben auf der Leiter stand ein nervöser Infanterist der sich, wie Shura eben, nervös umschaute, als könnte er es nicht erwarten hier endlich wegzukommen. Er richtete den Lauf des Gewehrs mal hier hin, mal dort hin und als der Leutnant und der Major hickend und schnaufend in seinem unteren Blickfeld erschienen richtete er instinktiv und aufgekratzt wie er war das Gewehr in ihre Richtung.
     
    "He, He! Sullivan, Ich bin's, Ich bin's... Leutnant Jarih!" Sie hob beschwiftigend den freien Arm hoch und winkte ihm zu. "Nicht schiessen Ich.. Ich hab' den Major gefunden!"
     
    "Major, sind Sie das?" Der Blick des Infanteristen Namens Sullivan wirkte skeptisch und unruhig.
     
    Er kniff die Augen zusammen und musterte den Mann vor sich. Dieser hatte eine normale Größe und trug die Uniform eines höheren Offiziers. Die goldenen Schulterklappen und die aufgenähten Rangabzeichen an seiner Schulter wiesen ihn in der Tat als Major der Infanterie aus. Das war auch alles was an ihm den Anschein eines Offiziers machte. Seine Haare waren zerwühlt und sauber an der Schläfen rasiert wie es eigentlich nur die Mannschaften machten. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten wild aus ihren Höhlen. Ein ungepflegter Bart zierte sein -Gesicht- markantes Gesicht. Zur Krönung zog sich eine breite, rosa Narbe von seinem Jochbein bis zum Nasenrücken quer durch seine linke Gesichtshälfte. Rote Äderchen in den Augenrändern zeugten von wenig Schlaf und starken Alkoholkonsum. All das gab ihm durchaus eine verwegene Allüre und ließ ihn so garnicht wie einen Offizier wirken. Im Grunde wirkt er nicht mal wie ein Soldat. Eher wie Söldner oder wie ein Vagabund...
     
    "Scheiße, Major.." kam es krächzend aus Sullivans Hals. "Ich hab'se fast über'n Hauf'n geballert, man!" Er lachte heißer in sich rein und schulterte das Gewehr. "Jetzt aber nichts wie weg hier! Diese Bastarde machen uns verdammt nochmal die Hölle heiß. Scheiße..."
    Er spuckte aus und wischt sich mit den Handrücken den Mund ab. "Ich wußte garnicht dass die Penner sowas können..."

    Der andere Soldat, der bisher regungslos mit verschränkten Armen, an die Wand gelehnt, unter halb der Treppe stand, gab ein bestätigendes Grunzen vor sich. Sein Gesicht konnte man nicht erkennen da er eine schwarze Gasmaske trug. Gekleidet war er mit einem verschmutzten, weißen Unterhemd unter dem sich ein trainierter Körper spannte. Seine Arme waren lang und muskulös und seine dunkle Haut mit etlichen Tätovierungen und Narben verziert. Er trug eine dunkelblaue Kampfhose der Infanterie und seine Kampfjacke hatte er sich mit den Ärmeln um die Hüften gebunden. Er wirkte bedrohlich und durch seine hühnenhafte Statur überragte er die meisten anderen Soldaten.
     
    "Wir sollten verschwinden, Wie Sully gesagt hat" Gab der Riese ruhig von sich. "Hier wird es langsam eng und heiß."
     
    Jimmy antwortete mit einem knappen Nicken und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Der Himmel über ihnen war mittlerweile von Suchlichtern und umherschwirrenden Leuchtspurgeschossen hell erleuchtet so dass es ihnen leicht gelang ihren Weg in der vernarbten Landschaft zu finden. Sie hechteten über Stacheldrähte und Trümmerteile, umgingen tiefe Granattrichter in denen sich Treibstoff und giftiges Gas sammelte. Tote und Verletzte lagen gleichermassen verteilt auf dem Schlachtfeld und feindliche Granaten schlugen weiterhin um sie herum ein. Heftige Explosionen rissen tiefe Krater in den felsigen Boden und schleuderten sowohl Erde, Gesteins- und Granatesplitter also auch Körper wirbelnd durch die Gegend. Die Luft war erfüllt von dem Geruch von verbranntem Fleisch, Schießpulver und geschmolzenem Metal gemischt mit brennenden Treibstoff und Giftgas. Eine chaotische Kakophonie aus Detonationen, Schreien und heulenden Mörsergranate erfüllte die Umgebung während der Boden dermaßen zitterte dass manche glaubten die Erde würde sich jeden Moment unter ihren Füßen auftun und sie alle verschlucken. Als sie vollkommen mit Dreck bedeckt und außer Atem den hinteren Teil der Frontlinie erreichten bot sich ein Bild der Verzweiflung: Überall war Material verteilt, Soldaten irrten verloren umher, jede bis jetzt aufrecht erhaltene Ordnung schien zusammenzubrechen. Verwundete schleppten sich humpelten und stolpernd mit letzten Kräften von überall heran, tote lagen wahllos am Boden verteilt. Einige Offiziere versuchten vergebens Befehle zu erteilen jedoch schien sich in der allgemeinen Panik keiner dafür zu interessieren: Jeder war damit beschäftigt seine eigene Haut zu retten und den Arsch aus dem Schussfeld zu schaffen.
     
    "Verfluchte Scheiße" brachte der Major hustend hervor. "Wir müssen schleunigst zum Landeplatz ehe dieser Abschnitt auch verloren geht!"
     
    Sein Blick schweifte über den rotglühenden Horizont von dem die Großoffensive gleich einer Feuerwalze heran rollte. Was war hier bloß los? Klar, in der Zeit in der das 77ste Bataillon hier stationiert war gab es einige harte Gefechte aber dies war mit keiner vorhergehenden Schlacht zu vergleichen. Die Gewalt, die sich plötzlich über und um ihn herum entfesselte versetzte auch hartgesottene Frontschweine wie den Major in eine besorgte Unruhe. Keiner hatte mit einer Offensive dieser Härte gerechnet und die Kampferprobten Soldaten des Dritten Armeekorps liefen wie aufgescheuchte Hühner herum, verzweifelt auf der Suche nach Deckung und einem Ausweg aus dieser Hölle. Jimmy betrachtete eine Weile die Szenerie und ihm wurde klar: Diese Schlacht war definitiv verloren, die Front brach an sämtlichen Abschnitten zusammen, die Armee befand sich auf einem ungeordneten Rückzug ohne Chance darauf sich in den hinteren Teilen neu zu formieren. Dies schien der Anfang vom Ende zu sein. Oder das Ende vom Anfang...
     
    (Fortsetzung folgt)
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    JimmyRustleton got a reaction from Sir Kunz in Im Westen Nichts Neues   
    Vorwort: Nach über einem Jahr Abwesenheit und Funkstille kommt endlich die Fortsetzung zur Lore des 77sten Infanteriebataillon. Ich hoffe ihr habt, trotz einiger Form- und Rechtschreibfehler, Spaß beim Lesen (korrigierte Version kommt hoffentlich bald!
     
     
    Teil I: Grabenratten
     
     

    Kapitel 2: Feuertaufe
     
    Zuerst konnte er nur ein Pfeifen wahrnehmen. Nicht etwa ein Pfeifen wie von einem Teekessel oder einer Trillerpfeife. Es war in etwa wie ein sehr hoher Sinuston: durchgehend, eintönig und auf hoher Frequenz. Seine Sicht war verschwommen und er musste blinzeln um die Schärfe wieder herzustellen. Doch vergebens. Es war dunkel um ihn herum und er bekam Panik beim Gedanken eventuell erblindet zu sein. Sein Puls ging dennoch langsam, alles schien in Zeitlupe zu geschehen. Sein Gehör schien beschädigt zu sein, denn alles drang nur gedämpft in seine Ohren, als wäre er unter Wasser. Er schnappte nach Luft und sog diese gierig ein. Sie brannte in seinem Hals und seinen Nasenhöhlen. Scheinbar war er doch nicht unter Wasser. Aber wo dann? Alle seine Sinne schienen durcheinander geraten zu sein. Er versuchte sich zu rühren, aber seine Gelenke und Glieder, seine Muskeln und Sehnen schienen nicht zu reagieren. Der Befehl war klar aus seinem Hirn in sein Nervensystem gedrungen, schien aber unterwegs verloren gegangen zu sein, als ob seine Gedanken selbst nicht mehr wüssten wohin. Was war geschehen? Verwirrung und Unbehagen machte sich in seinen Gedanken breit. Benommen tastete er die Umgebung ab. Er lag auf harten Boden, auf dem Rücken wie ein Käfer und konnte sich nicht bewegen.
     
    "Verdammt!" Entfuhr es ihm.
     
    Er musste schwer keuchen und husten. Die stickige warme Luft drang brennend in seine Lungen durch seinen Mund und seine Nase und hinterließ einen eisenhaltigen Geschmack auf der Zunge. Er taste sich selbst ab. Langsam fing sein Körper wieder an ihm zu gehorchen und er spührte seine Zehen und Fingerspitzen. Scheinbar war noch alles dran. Er blinzelte erneut um etwas zu erkennen und erkannte irgendetwas wie leuchtende Streifen die sich in langen Parabeln am pech schwarzen Himmel abzeichneten. Offenbar war er auch nicht blind. Er winkelte die Knie an und versuchte sich zur Seite zu wenden um sich irgendwie aufzurappeln, doch ihm war noch zu schwindelig so dass er beim Versuch sich aufzurichten umkippte wie ein Besoffener und liegen blieb. Er ächzte auf und wand sich wieder auf dem Rücken wie zuvor und versuchte seine unregelmässige Atmung zu regulieren. Er schaute zu den Leuchtstreifen am Himmel und verfolgte deren Bahn. Sie erschienen im vorderen Rand seines Blickfeldes und verschwandet, gefolgt von mehreren Erschütterungen die die Erde beben liessen. Irgendwas rieselte aus seinen Ohren. Er entfernte die ledernen Handschuhe und tastete mit der Fingerspitze die Innenseite seines Ohres ab und hielt sich diese anschliessend vor die Augen. Er konnte immer noch nicht viel erkennen denn die Schärfe hatte sich nicht eingestellt aber er konnte erkennen dass seine Fingerkupe feucht war. War das Blut? Anscheinend ist sein Trommelfell geplatzt. Er verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse und schaute, keuchend und hustend am Boden liegend, dem Feuerwerk über ihm zu.
    Ihm war schlecht von dem Schwindelgefühl. Alles drehte sich in seinem Kopf und er hatte ernsthafte Schwierigkeiten damit einen klaren Gedanken zu fassen. Er versuchte sich zu erinnern. Wer war er? Wie hieß er, wo war er und warum? Er wendete den Blick nach rechts und betrachtete den Boden. Der Boden war teils mit Bretten und Holzplatten ausgekleidet. Er erkannte Seitenwände die ebenfalls mit Bretten und Holz verkleidet und verstärkt waren. Es war aber kein Dach über ihm und er war im Freien. Er suchte weiter die Umgebung ab und erkannte an einer seiner eine Kiste mit einer Beschriftung. Große weiße Buchstaben erklärten ihm dass es sich um eine Munitionskiste handelte. Ein Siegelprankte auf der Seite, eine Art Lorbeerenkranz. Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Auf der Kiste lag eine Waffe. Ein langes Gewehr aus Carbon, mit aufgesetztem Zielfernrohr, ganz in schwarz. Er konnte das erkennen da die Leuchtstreifen am Himmel die Umgebung kurzfristig erhellten ehe alles wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Er drehte den Kopf in die andere Richtung. Er erkannte einen ebenfalls unbedachten, mit Holzplatten und Brettern verkleideten Korridor der sich in der Finsternis verirrte. An dessen Anfang erkannte er ebenfalls zwei Stiefelsohlen. Ein lebloser Körper lag dahinter, spannungslos und erschlafft. Die Übelkeit überkam ihn und er musste würgen. Und wand sich wieder gen Himmel und dachte konzentriert nach. Langsam fügten sich die Eindrücke wie von selbst zusammen und ergaben ein Muster. Er lag auf dem Boden eines Schützengrabens und die Leuchtstreifen über ihm waren kein frohes Feuerwerk, sondern Artilleriegranaten die von der anderen Seite aus geschossen kamen. Die andere Seite.. Der Feind. Der Krieg! 'Verdammt, die beschiessen uns!' sagte er zu sich selbst, die Panik und Hilflosigkeit schlugen ein und er begann sich nervös zu winden. Er musste hier sofort weg! Die Einschläge kamen immer näher und auch die Erschütterungen wurden heftiger.

    Plötzlich erschien ein Gesicht in seinem Blickfeld. Direkt vor ihm. Es war auf einmal da, wie aus dem Nichts. Es war das Gesicht einer jungen Frau, etwas blass und von Sommersprossen gespickt. Ihre Augen, unter denen schwere, dunkle Tränensecke hingen blickten ihn flehend an. Einzelnde Haarstränen hingen ihr wild im Gesicht und ihr Mund formt Worte, aber sie drangen nicht zu ihm durch. Verwunderung machte sich in seinem Gesicht breit und er blinzelte sie verdutzt an.
     
    "Was zum-.. Wer..?" stammelte er benommen.
     
    Seine Stimme klang rau und heißer. Er brauchte dringend Wasser. Wasser war auf einmal das Wichtigste.
     
    "Major!" schrie die junge Dame ihn fast schon bettelnd an. "Wir.." Ihr Satz wurde von einer starken Erschütterung unterbrochen.
     
    Sie sah sich nervös um bevor sie wieder ansetzen und weiter eindringlich auf ihn einredete.
     
    "Major! Kommen Sie zu sich! Wir müssen sofort hier weg! Unsere Stellungen werden auf allen Fronten gleichzeitig angegriffen. Uns bleibt nicht viel Zeit wir...!" Ein erneuter Anschlag ließ die Erde erneut deutlich stärker zittern.
     
    Das schien ziemlich nahe gewesen zu sein. Doch er schaute sie weiter völlig verwundert an ehe sich die Synapsen in seinem Gehirn in Gang setzen. Alles kehrte auf einmal zurück, seine Sinne und seine Wahrnehmung. Er wußte wieder wo er war und was er hier tat. Er war Major James Rustleton. Soldat im dritten Infanterie Korp der republikanischen Garde und steckte in verdammt großen Schwierigkeiten. Die Erschütterung intensivierten. Er blickte die junge Frau erneut an. Er erholte sich recht schnell von dem Granatschock. Er. Der Soldat. Elwood. Der Schuss. Die Schüsse... Das Blut. 'Fuck' dachte er und zog eine schiefe Grimasse.
     
    "Elwood... Er... Wir können nicht ohne ihn..." sagte er, nach Luft ringend. Immer noch hustend und keuchend.

    "Verdammt, Major! Wir haben keine Zeit für sowas. Wir müssen hier verflucht nochmal verschwinden und zur Basis zurück!" Sagte sie mit drängendem Ton, während sie sich immer unruhiger und nervöser umblickte.
    In ihrer Stimme schwang Angst und Entsetzen mit. Sie hatte den Major mittlerweile an seinen Lederriemen hochgehieft und in eine bequeme Position gebracht.
     
    "Hier geht gerade die Hölle ab. Sowas.." sie wurde wieder von heftigen Einschlägen unterbrochen.
     
    Diesmal waren sie bedrohlich nahe. Erde und Gesteinsbrocken wurden aufgewirbelt und regneten über ihren Köpfen nieder. Die junge Frau hielt sich schützend ihre Hände über den Kopf und kniff die Augen fest zusammen. Wer war sie nur, was machte sie hier? Sie schien noch ein halbes Kind zu sein, kaum alt genug um in einer Bar ein Bier bestellen zu können und trotzdem war sie hier mit ihm. Und sie trug eine Uniform. Er musterte die dunkelblaue Kampfweste die unter dem Kevlar hervorragte. Auf der oberen rechten Seite der Schutzweste war ein Namensschild befestigt. Leutnant S. Jarih. Der Name. Er kannte ihn. Er dachte angestrengt nach ehe es ihm wieder einfiel. Er befehligte das 77ste Infanterie Bataillon und Shura Jarih war Leutnant unter seinem Befehl.
     
    "Shura!" Er fixiert sie mit festen Blick, schaute ihr tief in die Augen.
     
    "W-was?" Erwiderte sie und zuckte dabei leicht zusammen. Sie schien völlig aus dem Konzept gebracht worden zu sein.
     
    "Wir müssen hier sofort weg!"
     
    Perplex starrte sie ihn an und schüttelte den Kopf ehe sie sich neben ihn hockte und seinen rechten Arm packte und um ihre schmale Schulter legte. Das Mädchen schien keine 60kg auf die Wage zu bringen dennoch schaffte sie es, mit einigen Mühen den benommen Major, der ja nun auch nicht mehr der jüngste war, hoch zu stämmen so dass er sich aufrichten konnte. Gestützt von seinem Leutnant wollte er in den Gang humpeln den er schon vorher ausgemacht hatte, wurde aber gestoppt.
    "Den können wir nicht mehr nehmen." warf sie kopfschüttelnd ein und wand sich in die entgegengesetze Richtung in der sich ebenfalls ein Korridor befand. Der Frontabschnitt RR1 und RR2 sind überrannt worden und der Kontakt zum Hauptquartier ist auf sämtlichen Posten zusammengebrochen. Er gillt ein allgemeiner Rückzugbefehl. Alle Soldaten in den vordersten Frontabschnitten sollen sich in die hinteren Linien zurückziehen und mit den Reservetruppen den Gegenangriff vorbereiten." erklärte sie ihm, ohne ihn dabei anzusehen.
    Shura's Blick ging entweder starr gerade aus oder nervös über ihre Schulter nach hinten. Man könnte meinen sie wäre verfolgt und irgendwie war dieses Gefühl ja auch recht. Die Granaten kamen immer näher an sie ran, versuchten sie aus der Luft auszumachen nur um sie knapp zu verfehlen. Und mit jedem Mal schien sich ihre Zielsicherheit zu verbessern. Sie waren nur knapp dreißig Meter gegangen als eine weitere Granate genau an der Stelle einschlug an der sich sich eben befanden. Shurah und der Major schauten sich darauf hin kurz an ehe sie weiter hetzten ehe sie das Ende des Grabens erreichten. An dessen Kopfseite war eine wackelige Metalleiter montiert. Oben auf der Leiter stand ein nervöser Infanterist der sich, wie Shura eben, nervös umschaute, als könnte er es nicht erwarten hier endlich wegzukommen. Er richtete den Lauf des Gewehrs mal hier hin, mal dort hin und als der Leutnant und der Major hickend und schnaufend in seinem unteren Blickfeld erschienen richtete er instinktiv und aufgekratzt wie er war das Gewehr in ihre Richtung.
     
    "He, He! Sullivan, Ich bin's, Ich bin's... Leutnant Jarih!" Sie hob beschwiftigend den freien Arm hoch und winkte ihm zu. "Nicht schiessen Ich.. Ich hab' den Major gefunden!"
     
    "Major, sind Sie das?" Der Blick des Infanteristen Namens Sullivan wirkte skeptisch und unruhig.
     
    Er kniff die Augen zusammen und musterte den Mann vor sich. Dieser hatte eine normale Größe und trug die Uniform eines höheren Offiziers. Die goldenen Schulterklappen und die aufgenähten Rangabzeichen an seiner Schulter wiesen ihn in der Tat als Major der Infanterie aus. Das war auch alles was an ihm den Anschein eines Offiziers machte. Seine Haare waren zerwühlt und sauber an der Schläfen rasiert wie es eigentlich nur die Mannschaften machten. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten wild aus ihren Höhlen. Ein ungepflegter Bart zierte sein -Gesicht- markantes Gesicht. Zur Krönung zog sich eine breite, rosa Narbe von seinem Jochbein bis zum Nasenrücken quer durch seine linke Gesichtshälfte. Rote Äderchen in den Augenrändern zeugten von wenig Schlaf und starken Alkoholkonsum. All das gab ihm durchaus eine verwegene Allüre und ließ ihn so garnicht wie einen Offizier wirken. Im Grunde wirkt er nicht mal wie ein Soldat. Eher wie Söldner oder wie ein Vagabund...
     
    "Scheiße, Major.." kam es krächzend aus Sullivans Hals. "Ich hab'se fast über'n Hauf'n geballert, man!" Er lachte heißer in sich rein und schulterte das Gewehr. "Jetzt aber nichts wie weg hier! Diese Bastarde machen uns verdammt nochmal die Hölle heiß. Scheiße..."
    Er spuckte aus und wischt sich mit den Handrücken den Mund ab. "Ich wußte garnicht dass die Penner sowas können..."

    Der andere Soldat, der bisher regungslos mit verschränkten Armen, an die Wand gelehnt, unter halb der Treppe stand, gab ein bestätigendes Grunzen vor sich. Sein Gesicht konnte man nicht erkennen da er eine schwarze Gasmaske trug. Gekleidet war er mit einem verschmutzten, weißen Unterhemd unter dem sich ein trainierter Körper spannte. Seine Arme waren lang und muskulös und seine dunkle Haut mit etlichen Tätovierungen und Narben verziert. Er trug eine dunkelblaue Kampfhose der Infanterie und seine Kampfjacke hatte er sich mit den Ärmeln um die Hüften gebunden. Er wirkte bedrohlich und durch seine hühnenhafte Statur überragte er die meisten anderen Soldaten.
     
    "Wir sollten verschwinden, Wie Sully gesagt hat" Gab der Riese ruhig von sich. "Hier wird es langsam eng und heiß."
     
    Jimmy antwortete mit einem knappen Nicken und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Der Himmel über ihnen war mittlerweile von Suchlichtern und umherschwirrenden Leuchtspurgeschossen hell erleuchtet so dass es ihnen leicht gelang ihren Weg in der vernarbten Landschaft zu finden. Sie hechteten über Stacheldrähte und Trümmerteile, umgingen tiefe Granattrichter in denen sich Treibstoff und giftiges Gas sammelte. Tote und Verletzte lagen gleichermassen verteilt auf dem Schlachtfeld und feindliche Granaten schlugen weiterhin um sie herum ein. Heftige Explosionen rissen tiefe Krater in den felsigen Boden und schleuderten sowohl Erde, Gesteins- und Granatesplitter also auch Körper wirbelnd durch die Gegend. Die Luft war erfüllt von dem Geruch von verbranntem Fleisch, Schießpulver und geschmolzenem Metal gemischt mit brennenden Treibstoff und Giftgas. Eine chaotische Kakophonie aus Detonationen, Schreien und heulenden Mörsergranate erfüllte die Umgebung während der Boden dermaßen zitterte dass manche glaubten die Erde würde sich jeden Moment unter ihren Füßen auftun und sie alle verschlucken. Als sie vollkommen mit Dreck bedeckt und außer Atem den hinteren Teil der Frontlinie erreichten bot sich ein Bild der Verzweiflung: Überall war Material verteilt, Soldaten irrten verloren umher, jede bis jetzt aufrecht erhaltene Ordnung schien zusammenzubrechen. Verwundete schleppten sich humpelten und stolpernd mit letzten Kräften von überall heran, tote lagen wahllos am Boden verteilt. Einige Offiziere versuchten vergebens Befehle zu erteilen jedoch schien sich in der allgemeinen Panik keiner dafür zu interessieren: Jeder war damit beschäftigt seine eigene Haut zu retten und den Arsch aus dem Schussfeld zu schaffen.
     
    "Verfluchte Scheiße" brachte der Major hustend hervor. "Wir müssen schleunigst zum Landeplatz ehe dieser Abschnitt auch verloren geht!"
     
    Sein Blick schweifte über den rotglühenden Horizont von dem die Großoffensive gleich einer Feuerwalze heran rollte. Was war hier bloß los? Klar, in der Zeit in der das 77ste Bataillon hier stationiert war gab es einige harte Gefechte aber dies war mit keiner vorhergehenden Schlacht zu vergleichen. Die Gewalt, die sich plötzlich über und um ihn herum entfesselte versetzte auch hartgesottene Frontschweine wie den Major in eine besorgte Unruhe. Keiner hatte mit einer Offensive dieser Härte gerechnet und die Kampferprobten Soldaten des Dritten Armeekorps liefen wie aufgescheuchte Hühner herum, verzweifelt auf der Suche nach Deckung und einem Ausweg aus dieser Hölle. Jimmy betrachtete eine Weile die Szenerie und ihm wurde klar: Diese Schlacht war definitiv verloren, die Front brach an sämtlichen Abschnitten zusammen, die Armee befand sich auf einem ungeordneten Rückzug ohne Chance darauf sich in den hinteren Teilen neu zu formieren. Dies schien der Anfang vom Ende zu sein. Oder das Ende vom Anfang...
     
    (Fortsetzung folgt)
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    JimmyRustleton got a reaction from DragonsForce in Im Westen Nichts Neues   
    Vorwort: Nach über einem Jahr Abwesenheit und Funkstille kommt endlich die Fortsetzung zur Lore des 77sten Infanteriebataillon. Ich hoffe ihr habt, trotz einiger Form- und Rechtschreibfehler, Spaß beim Lesen (korrigierte Version kommt hoffentlich bald!
     
     
    Teil I: Grabenratten
     
     

    Kapitel 2: Feuertaufe
     
    Zuerst konnte er nur ein Pfeifen wahrnehmen. Nicht etwa ein Pfeifen wie von einem Teekessel oder einer Trillerpfeife. Es war in etwa wie ein sehr hoher Sinuston: durchgehend, eintönig und auf hoher Frequenz. Seine Sicht war verschwommen und er musste blinzeln um die Schärfe wieder herzustellen. Doch vergebens. Es war dunkel um ihn herum und er bekam Panik beim Gedanken eventuell erblindet zu sein. Sein Puls ging dennoch langsam, alles schien in Zeitlupe zu geschehen. Sein Gehör schien beschädigt zu sein, denn alles drang nur gedämpft in seine Ohren, als wäre er unter Wasser. Er schnappte nach Luft und sog diese gierig ein. Sie brannte in seinem Hals und seinen Nasenhöhlen. Scheinbar war er doch nicht unter Wasser. Aber wo dann? Alle seine Sinne schienen durcheinander geraten zu sein. Er versuchte sich zu rühren, aber seine Gelenke und Glieder, seine Muskeln und Sehnen schienen nicht zu reagieren. Der Befehl war klar aus seinem Hirn in sein Nervensystem gedrungen, schien aber unterwegs verloren gegangen zu sein, als ob seine Gedanken selbst nicht mehr wüssten wohin. Was war geschehen? Verwirrung und Unbehagen machte sich in seinen Gedanken breit. Benommen tastete er die Umgebung ab. Er lag auf harten Boden, auf dem Rücken wie ein Käfer und konnte sich nicht bewegen.
     
    "Verdammt!" Entfuhr es ihm.
     
    Er musste schwer keuchen und husten. Die stickige warme Luft drang brennend in seine Lungen durch seinen Mund und seine Nase und hinterließ einen eisenhaltigen Geschmack auf der Zunge. Er taste sich selbst ab. Langsam fing sein Körper wieder an ihm zu gehorchen und er spührte seine Zehen und Fingerspitzen. Scheinbar war noch alles dran. Er blinzelte erneut um etwas zu erkennen und erkannte irgendetwas wie leuchtende Streifen die sich in langen Parabeln am pech schwarzen Himmel abzeichneten. Offenbar war er auch nicht blind. Er winkelte die Knie an und versuchte sich zur Seite zu wenden um sich irgendwie aufzurappeln, doch ihm war noch zu schwindelig so dass er beim Versuch sich aufzurichten umkippte wie ein Besoffener und liegen blieb. Er ächzte auf und wand sich wieder auf dem Rücken wie zuvor und versuchte seine unregelmässige Atmung zu regulieren. Er schaute zu den Leuchtstreifen am Himmel und verfolgte deren Bahn. Sie erschienen im vorderen Rand seines Blickfeldes und verschwandet, gefolgt von mehreren Erschütterungen die die Erde beben liessen. Irgendwas rieselte aus seinen Ohren. Er entfernte die ledernen Handschuhe und tastete mit der Fingerspitze die Innenseite seines Ohres ab und hielt sich diese anschliessend vor die Augen. Er konnte immer noch nicht viel erkennen denn die Schärfe hatte sich nicht eingestellt aber er konnte erkennen dass seine Fingerkupe feucht war. War das Blut? Anscheinend ist sein Trommelfell geplatzt. Er verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse und schaute, keuchend und hustend am Boden liegend, dem Feuerwerk über ihm zu.
    Ihm war schlecht von dem Schwindelgefühl. Alles drehte sich in seinem Kopf und er hatte ernsthafte Schwierigkeiten damit einen klaren Gedanken zu fassen. Er versuchte sich zu erinnern. Wer war er? Wie hieß er, wo war er und warum? Er wendete den Blick nach rechts und betrachtete den Boden. Der Boden war teils mit Bretten und Holzplatten ausgekleidet. Er erkannte Seitenwände die ebenfalls mit Bretten und Holz verkleidet und verstärkt waren. Es war aber kein Dach über ihm und er war im Freien. Er suchte weiter die Umgebung ab und erkannte an einer seiner eine Kiste mit einer Beschriftung. Große weiße Buchstaben erklärten ihm dass es sich um eine Munitionskiste handelte. Ein Siegelprankte auf der Seite, eine Art Lorbeerenkranz. Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Auf der Kiste lag eine Waffe. Ein langes Gewehr aus Carbon, mit aufgesetztem Zielfernrohr, ganz in schwarz. Er konnte das erkennen da die Leuchtstreifen am Himmel die Umgebung kurzfristig erhellten ehe alles wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Er drehte den Kopf in die andere Richtung. Er erkannte einen ebenfalls unbedachten, mit Holzplatten und Brettern verkleideten Korridor der sich in der Finsternis verirrte. An dessen Anfang erkannte er ebenfalls zwei Stiefelsohlen. Ein lebloser Körper lag dahinter, spannungslos und erschlafft. Die Übelkeit überkam ihn und er musste würgen. Und wand sich wieder gen Himmel und dachte konzentriert nach. Langsam fügten sich die Eindrücke wie von selbst zusammen und ergaben ein Muster. Er lag auf dem Boden eines Schützengrabens und die Leuchtstreifen über ihm waren kein frohes Feuerwerk, sondern Artilleriegranaten die von der anderen Seite aus geschossen kamen. Die andere Seite.. Der Feind. Der Krieg! 'Verdammt, die beschiessen uns!' sagte er zu sich selbst, die Panik und Hilflosigkeit schlugen ein und er begann sich nervös zu winden. Er musste hier sofort weg! Die Einschläge kamen immer näher und auch die Erschütterungen wurden heftiger.

    Plötzlich erschien ein Gesicht in seinem Blickfeld. Direkt vor ihm. Es war auf einmal da, wie aus dem Nichts. Es war das Gesicht einer jungen Frau, etwas blass und von Sommersprossen gespickt. Ihre Augen, unter denen schwere, dunkle Tränensecke hingen blickten ihn flehend an. Einzelnde Haarstränen hingen ihr wild im Gesicht und ihr Mund formt Worte, aber sie drangen nicht zu ihm durch. Verwunderung machte sich in seinem Gesicht breit und er blinzelte sie verdutzt an.
     
    "Was zum-.. Wer..?" stammelte er benommen.
     
    Seine Stimme klang rau und heißer. Er brauchte dringend Wasser. Wasser war auf einmal das Wichtigste.
     
    "Major!" schrie die junge Dame ihn fast schon bettelnd an. "Wir.." Ihr Satz wurde von einer starken Erschütterung unterbrochen.
     
    Sie sah sich nervös um bevor sie wieder ansetzen und weiter eindringlich auf ihn einredete.
     
    "Major! Kommen Sie zu sich! Wir müssen sofort hier weg! Unsere Stellungen werden auf allen Fronten gleichzeitig angegriffen. Uns bleibt nicht viel Zeit wir...!" Ein erneuter Anschlag ließ die Erde erneut deutlich stärker zittern.
     
    Das schien ziemlich nahe gewesen zu sein. Doch er schaute sie weiter völlig verwundert an ehe sich die Synapsen in seinem Gehirn in Gang setzen. Alles kehrte auf einmal zurück, seine Sinne und seine Wahrnehmung. Er wußte wieder wo er war und was er hier tat. Er war Major James Rustleton. Soldat im dritten Infanterie Korp der republikanischen Garde und steckte in verdammt großen Schwierigkeiten. Die Erschütterung intensivierten. Er blickte die junge Frau erneut an. Er erholte sich recht schnell von dem Granatschock. Er. Der Soldat. Elwood. Der Schuss. Die Schüsse... Das Blut. 'Fuck' dachte er und zog eine schiefe Grimasse.
     
    "Elwood... Er... Wir können nicht ohne ihn..." sagte er, nach Luft ringend. Immer noch hustend und keuchend.

    "Verdammt, Major! Wir haben keine Zeit für sowas. Wir müssen hier verflucht nochmal verschwinden und zur Basis zurück!" Sagte sie mit drängendem Ton, während sie sich immer unruhiger und nervöser umblickte.
    In ihrer Stimme schwang Angst und Entsetzen mit. Sie hatte den Major mittlerweile an seinen Lederriemen hochgehieft und in eine bequeme Position gebracht.
     
    "Hier geht gerade die Hölle ab. Sowas.." sie wurde wieder von heftigen Einschlägen unterbrochen.
     
    Diesmal waren sie bedrohlich nahe. Erde und Gesteinsbrocken wurden aufgewirbelt und regneten über ihren Köpfen nieder. Die junge Frau hielt sich schützend ihre Hände über den Kopf und kniff die Augen fest zusammen. Wer war sie nur, was machte sie hier? Sie schien noch ein halbes Kind zu sein, kaum alt genug um in einer Bar ein Bier bestellen zu können und trotzdem war sie hier mit ihm. Und sie trug eine Uniform. Er musterte die dunkelblaue Kampfweste die unter dem Kevlar hervorragte. Auf der oberen rechten Seite der Schutzweste war ein Namensschild befestigt. Leutnant S. Jarih. Der Name. Er kannte ihn. Er dachte angestrengt nach ehe es ihm wieder einfiel. Er befehligte das 77ste Infanterie Bataillon und Shura Jarih war Leutnant unter seinem Befehl.
     
    "Shura!" Er fixiert sie mit festen Blick, schaute ihr tief in die Augen.
     
    "W-was?" Erwiderte sie und zuckte dabei leicht zusammen. Sie schien völlig aus dem Konzept gebracht worden zu sein.
     
    "Wir müssen hier sofort weg!"
     
    Perplex starrte sie ihn an und schüttelte den Kopf ehe sie sich neben ihn hockte und seinen rechten Arm packte und um ihre schmale Schulter legte. Das Mädchen schien keine 60kg auf die Wage zu bringen dennoch schaffte sie es, mit einigen Mühen den benommen Major, der ja nun auch nicht mehr der jüngste war, hoch zu stämmen so dass er sich aufrichten konnte. Gestützt von seinem Leutnant wollte er in den Gang humpeln den er schon vorher ausgemacht hatte, wurde aber gestoppt.
    "Den können wir nicht mehr nehmen." warf sie kopfschüttelnd ein und wand sich in die entgegengesetze Richtung in der sich ebenfalls ein Korridor befand. Der Frontabschnitt RR1 und RR2 sind überrannt worden und der Kontakt zum Hauptquartier ist auf sämtlichen Posten zusammengebrochen. Er gillt ein allgemeiner Rückzugbefehl. Alle Soldaten in den vordersten Frontabschnitten sollen sich in die hinteren Linien zurückziehen und mit den Reservetruppen den Gegenangriff vorbereiten." erklärte sie ihm, ohne ihn dabei anzusehen.
    Shura's Blick ging entweder starr gerade aus oder nervös über ihre Schulter nach hinten. Man könnte meinen sie wäre verfolgt und irgendwie war dieses Gefühl ja auch recht. Die Granaten kamen immer näher an sie ran, versuchten sie aus der Luft auszumachen nur um sie knapp zu verfehlen. Und mit jedem Mal schien sich ihre Zielsicherheit zu verbessern. Sie waren nur knapp dreißig Meter gegangen als eine weitere Granate genau an der Stelle einschlug an der sich sich eben befanden. Shurah und der Major schauten sich darauf hin kurz an ehe sie weiter hetzten ehe sie das Ende des Grabens erreichten. An dessen Kopfseite war eine wackelige Metalleiter montiert. Oben auf der Leiter stand ein nervöser Infanterist der sich, wie Shura eben, nervös umschaute, als könnte er es nicht erwarten hier endlich wegzukommen. Er richtete den Lauf des Gewehrs mal hier hin, mal dort hin und als der Leutnant und der Major hickend und schnaufend in seinem unteren Blickfeld erschienen richtete er instinktiv und aufgekratzt wie er war das Gewehr in ihre Richtung.
     
    "He, He! Sullivan, Ich bin's, Ich bin's... Leutnant Jarih!" Sie hob beschwiftigend den freien Arm hoch und winkte ihm zu. "Nicht schiessen Ich.. Ich hab' den Major gefunden!"
     
    "Major, sind Sie das?" Der Blick des Infanteristen Namens Sullivan wirkte skeptisch und unruhig.
     
    Er kniff die Augen zusammen und musterte den Mann vor sich. Dieser hatte eine normale Größe und trug die Uniform eines höheren Offiziers. Die goldenen Schulterklappen und die aufgenähten Rangabzeichen an seiner Schulter wiesen ihn in der Tat als Major der Infanterie aus. Das war auch alles was an ihm den Anschein eines Offiziers machte. Seine Haare waren zerwühlt und sauber an der Schläfen rasiert wie es eigentlich nur die Mannschaften machten. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten wild aus ihren Höhlen. Ein ungepflegter Bart zierte sein -Gesicht- markantes Gesicht. Zur Krönung zog sich eine breite, rosa Narbe von seinem Jochbein bis zum Nasenrücken quer durch seine linke Gesichtshälfte. Rote Äderchen in den Augenrändern zeugten von wenig Schlaf und starken Alkoholkonsum. All das gab ihm durchaus eine verwegene Allüre und ließ ihn so garnicht wie einen Offizier wirken. Im Grunde wirkt er nicht mal wie ein Soldat. Eher wie Söldner oder wie ein Vagabund...
     
    "Scheiße, Major.." kam es krächzend aus Sullivans Hals. "Ich hab'se fast über'n Hauf'n geballert, man!" Er lachte heißer in sich rein und schulterte das Gewehr. "Jetzt aber nichts wie weg hier! Diese Bastarde machen uns verdammt nochmal die Hölle heiß. Scheiße..."
    Er spuckte aus und wischt sich mit den Handrücken den Mund ab. "Ich wußte garnicht dass die Penner sowas können..."

    Der andere Soldat, der bisher regungslos mit verschränkten Armen, an die Wand gelehnt, unter halb der Treppe stand, gab ein bestätigendes Grunzen vor sich. Sein Gesicht konnte man nicht erkennen da er eine schwarze Gasmaske trug. Gekleidet war er mit einem verschmutzten, weißen Unterhemd unter dem sich ein trainierter Körper spannte. Seine Arme waren lang und muskulös und seine dunkle Haut mit etlichen Tätovierungen und Narben verziert. Er trug eine dunkelblaue Kampfhose der Infanterie und seine Kampfjacke hatte er sich mit den Ärmeln um die Hüften gebunden. Er wirkte bedrohlich und durch seine hühnenhafte Statur überragte er die meisten anderen Soldaten.
     
    "Wir sollten verschwinden, Wie Sully gesagt hat" Gab der Riese ruhig von sich. "Hier wird es langsam eng und heiß."
     
    Jimmy antwortete mit einem knappen Nicken und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Der Himmel über ihnen war mittlerweile von Suchlichtern und umherschwirrenden Leuchtspurgeschossen hell erleuchtet so dass es ihnen leicht gelang ihren Weg in der vernarbten Landschaft zu finden. Sie hechteten über Stacheldrähte und Trümmerteile, umgingen tiefe Granattrichter in denen sich Treibstoff und giftiges Gas sammelte. Tote und Verletzte lagen gleichermassen verteilt auf dem Schlachtfeld und feindliche Granaten schlugen weiterhin um sie herum ein. Heftige Explosionen rissen tiefe Krater in den felsigen Boden und schleuderten sowohl Erde, Gesteins- und Granatesplitter also auch Körper wirbelnd durch die Gegend. Die Luft war erfüllt von dem Geruch von verbranntem Fleisch, Schießpulver und geschmolzenem Metal gemischt mit brennenden Treibstoff und Giftgas. Eine chaotische Kakophonie aus Detonationen, Schreien und heulenden Mörsergranate erfüllte die Umgebung während der Boden dermaßen zitterte dass manche glaubten die Erde würde sich jeden Moment unter ihren Füßen auftun und sie alle verschlucken. Als sie vollkommen mit Dreck bedeckt und außer Atem den hinteren Teil der Frontlinie erreichten bot sich ein Bild der Verzweiflung: Überall war Material verteilt, Soldaten irrten verloren umher, jede bis jetzt aufrecht erhaltene Ordnung schien zusammenzubrechen. Verwundete schleppten sich humpelten und stolpernd mit letzten Kräften von überall heran, tote lagen wahllos am Boden verteilt. Einige Offiziere versuchten vergebens Befehle zu erteilen jedoch schien sich in der allgemeinen Panik keiner dafür zu interessieren: Jeder war damit beschäftigt seine eigene Haut zu retten und den Arsch aus dem Schussfeld zu schaffen.
     
    "Verfluchte Scheiße" brachte der Major hustend hervor. "Wir müssen schleunigst zum Landeplatz ehe dieser Abschnitt auch verloren geht!"
     
    Sein Blick schweifte über den rotglühenden Horizont von dem die Großoffensive gleich einer Feuerwalze heran rollte. Was war hier bloß los? Klar, in der Zeit in der das 77ste Bataillon hier stationiert war gab es einige harte Gefechte aber dies war mit keiner vorhergehenden Schlacht zu vergleichen. Die Gewalt, die sich plötzlich über und um ihn herum entfesselte versetzte auch hartgesottene Frontschweine wie den Major in eine besorgte Unruhe. Keiner hatte mit einer Offensive dieser Härte gerechnet und die Kampferprobten Soldaten des Dritten Armeekorps liefen wie aufgescheuchte Hühner herum, verzweifelt auf der Suche nach Deckung und einem Ausweg aus dieser Hölle. Jimmy betrachtete eine Weile die Szenerie und ihm wurde klar: Diese Schlacht war definitiv verloren, die Front brach an sämtlichen Abschnitten zusammen, die Armee befand sich auf einem ungeordneten Rückzug ohne Chance darauf sich in den hinteren Teilen neu zu formieren. Dies schien der Anfang vom Ende zu sein. Oder das Ende vom Anfang...
     
    (Fortsetzung folgt)
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    JimmyRustleton reacted to Sir Kunz in Elsa von Spielburg   
    17 Jahre vergingen und Elsa von Spielburg, wie ihr Titel nun lauten sollte war inzwischen zu einer wunderschönen Engelsdame herangewachsen. Neben ihren zwei reinweißen Flügeln verrieten nur noch ihre goldenen Augen ihre Abstammung. Über die Jahre hatte sie viel Privatunterricht bei ihrem Mentor Arnhold erhalten. Dieser Historiker, Künstler, Philosoph und Physiker hatte Elsa neben den Grundlagen einiger Wissenschaften auch Schwertkampf sowie das Fliegen beigebracht. Da Elsas Vater flugunfähig war und es sonst keine Engel in Spielburg gab kreierte Arnhold zu ihrem 16. Geburtstag eine Flugrampe am Rande der Stadt. Damit Elsa nichts passieren konnte wurden die nächsten zehn Meter hinter der Rampe mit Heuballen gesichert.
     
    An diesem Tag erklärte er Elsa wie Vögel sich in der Luft halten. Das Wichtigste wär immer die Flügel weit auszustrecken und den Körper waagerecht wie möglich zu halten. Als Elsa dann ihre Flügel, mit einer Spannweite von gut sechs Metern ausstreckte und so schnell sie konnte die Rampe hochrannte schaffte sie es bereits langsam und elegant zurück zum Boden zugleiten.
     
    Bis heute ist es eine ihrer freudigsten Erinnerungen die sie und ihren Mentor eng miteinander verband.
     
    Heute jedoch an ihrem 17. Geburtstag sollte Elsa ein noch ungewöhnlicheres Geschenk als das Fliegen erhalten. Ihre Kammerzofe Serah kamm an diesem morgen erfreut in Elsas Zimmer. Sie selber lag noch im Bett und schlief.
     
    Fräulein Elsa!!! Fräulein Elsa!!! Aufstehen! Es ist euer 17. Geburtstag. Alle haben sich bereits im Thronsaal versammelt um euch zu gratulieren! Ein haufen Geschenke ist eingetroffen! Außerdem hat euer Vater euch das hier besorgt!
     
    Sie hielt ein elegantes azurblaues Kleid in den Händen. Es war weich wie Seide und hatte ein tiefschwarzes Korsett eingenäht. Dazu kamen kleine Blumenmuster, passende Schuhe, ein goldener Kamm und ein eleganter Pelzumhang.
     
    Serah... nicht so laut... ich steh ja schon auf...
     
    Serah öffnete alle Vorhänge und Fenster in Elsas Zimmer. Es war sowohl geräumig als auch gemütlich. Ein kleines Feuer prasselte verspielt im Kamin. An den Wänden hingen ein paar Felle und Gemälde von Elsa oder ihrem Vater. An der Kommode, welche direkt neben Elsas Bett stand lehnte sich ihr Holzschwert an welches ihr Vater ihr zu ihrem 4. Geburtstag schenkte. Es war abgenutzt und verstaubt. Dennoch wollte sich Elsa nie davon trennen.
     
    Schließlich stand Elsa auf und legte sich in die kleine Holzwanne für ein Bad, welches Serah schon vorbereitet hatte. Danach zog Serah Elsa in ihrem neuen prachtvollen Kleid an und steckte eine kleine Mohnblume in Elsas Haare. Elsa betrachtete sich selber im Spiegel und versuchte ihre Flügel anzulegen.
     
    Wunderbar. Das wär dann alles Serah.
    Fräulein Elsa. Ich wollte euch noch das hier schenken.
     
    Serah reichte Elsa eine Halskette mit einem Amulett aus Ebenholz und einer Goldverzieherung.
     
    Es ist wunderschön. Hab vielen dank Serah.
     
    Mit diesen Worten ließ sich Elsa von Serah die Kette anlegen.
     
    Die Beziehung der beiden Frauen war sehr eng. Serah war 30, unverheiratet und aus gutem Hause. Relativ früh kam sie in das Haus des Königs als Dienstmädchen. Als Elsa damals nach Spielburg kam wurde Serah erst ihr Kindermädchen und dann ihre Kammerzofe. Da Elsa selber kaum Kontakt zu anderen Mädchen hatte übernahm Serah ein Stück weit ihre Mutter- und Freundesrolle. Sie war die beste Freundin für Elsa mit der sie Kleider oder Männer bewundern konnte. Dennoch wagte es Serah nie Elsa wie eine unadlige Freundin anzusprechen. Diese Distanz sollte stehts aufrecht erhalten werden.
     
    Nachdem Serah gegangen war atmete Elsa noch einmal tief durch. Dann öffnete sie die Tür und ging die Treppe aus ihrem Turm hinunter. Die Holzdielen knarten unter Elsas Schritten. Die Korridore waren genau so gemütlich wie Elsas Zimmer. Überall roch es nach Holz und Bier. Schließlich ging Elsa durch die Bibliothek ihres Vaters, eine weitere Treppe hinunter und ließ sich dann von zwei Wachen die große Tür zum Thronsaal öffnen.
     
    Nun war es soweit und Elsa präsentierte sich im Thronsaal. Alle außer ihrem Vater verbeugten sich so, dass ein Gang von Elsa bis hin zum Thron und ihrem Vater enstand. Elegant aber dennoch fröhlich ging sie langsam, und dann immer schneller auf ihren Vater Kortas zu, welcher sie in die Arme nahm und ihre gratulierte.
     
    Hier ist mein Geschenk für dich Elsa. Ich hoffe es gefällt dir!
     
    Kortas zeigte auf einen Rüstungständer welcher eine Eisenrüstung trug. Die Rüstung selber bestand zum großteil aus Leder oder Stoff. Es war ein einfaches dunkelblaues Stoffhemd mit einem Lederharnisch drauf, dazu Leder Arm- und Beinschützer, Lederstiefel, eine Stoffhose und verzierte Metalschulterplatten sowie kleine Metalplatten auf der Lederrüstung. Auf einem Podest neben der Rüstung lag ein rotes Kissen mit einer Eisenkrone drauf. Die Krone selber ähnelte dem Kopfschmuck einer Walküre mit Goldverzieherungen.
     
    Es ist eine Spezialanfertigung für dich allein. Die Rüstung ist sehr leicht, damit du mit ihr auch fliegen kannst. Dennoch wirst du merken, dass du sehr gut gepanzert bist. Als Krönung des ganzen brauchst du natürlich noch eine Waffe! Hier meine Tochter!  Diese Schwert sollte sich dir würdig erweisen!
     
    Kortas reichte Elsa ein großes Breitschwert. Die Klinge selber war aus purem Eisen. Der Knauf war elegant aus Leder eingearbeitet. Und als Höhepunkt des ganzen schmückte ein großer Smaragd das Schwert an der goldenen Parierstange. 
     
    Pass aber auf Elsa. Es ist kein gewöhnliches Schwert. Es ist ein magisches Schwert aus Ätheria. Du bist nun 17 Jahre alt und es wird Zeit, dass du deiner heilligen Abstammung Ehre zuwendest. Mit diesem Geschenk wirst du die Großgenerälin von Spielburg!
     
    Oh Vater! Es ist ein wundervolles Geschenk. Nie habe ich ein schöneres Schwert gesehen. Bist du jedoch sicher, dass ich es als Großgenerälin schaffe? Ich habe noch nie in einer Schlacht gekämpft. Ich weiß nichts über Strategien oder wie man Soldaten befehligt.
     
    Das wird du alles lernen wenn du willst. Mach dir darum keine Sorgen. Heute sollst du von uns gefeiert werden!!! Lasst uns alle auf meine Tochter anstoßen!
     
    Im ganzen Saal wurde unter den vielen Gästen Bier ausgeteilt. Alle zusammen hebten sie ihre Becher und riefen "Dreimal Hoch auf Elsa! Hoch! Hoch! Hoch!"
     
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    JimmyRustleton reacted to Sir Kunz in Elsa von Spielburg   
    Viele Jahre vor der Zerstörung der Erde existierten, wenige Sterne von der Erde entfernt zwei Welten.
     
    Die obere hieß Ätheria. Eine Welt aus perfekten geflügelten Geschöpfen, gesegnet mit unendlichem Leben, ewiger Jugend und teils magischen Kräften. Letzteres war jedoch eher die Ausnahme und wurde als Privileg unter den Engeln angesehen. So waren es König Kortas und Königin Erana welche als Stärkste ihrer Rasse gekrönt wurden. Der König selber war ein ehrenvoller gerechter Anführer, welche sich in Zeiten der Krieges mit seiner mächtigen Rüstung in den Kampf stürzte und mit einem heilligen verzauberten Diamanthammer sein Reich beschützte. Königin Erana war ebenfalls eine starke Kämpferin und stand mit ihrem Mann oft Rücken an Rücken im Gefecht. Mit ihrem verzauberten Diamantschwert enthauptete sie Unwürdige und gab ihnen gleichzeitig einen barmherzigen schnellen Tod.
    Jedoch waren selbst Kortas und Erana nicht so perfekt wie sie schienen. Kortas selber hat nicht einmal richtige Flügel sondern nur zwei Federschweife, welche auch das Wappen Ätherias schmückte. Zudem hatte er unzählige Maitressen, auch außerhalb Ätherias. Erana hingegen hielt an ihrem Mann fest und war ihm nie untreu. Dafür erschien sie generell kalt und gefühlslos. Sie strebte nach einem perfekten Reich ohne Sünde, ohne Leid. Sie verabscheute Engel ohne magische Kräfte und lied diese gezielt nicht zu Festen ein oder sprach extra von "heilligen Engeln" in ihren Reden und Ansprachen.
     
    Die Welt unter Ätheria, der eigentliche Planet war eine eher mittelalterliche Welt. Gigantische Burgen zwischen Bergen und Tälern, über Bäche und Flüsse, von Höhlen bis zur Küste erstreckten sich in dieser Welt. Alle waren harmonisch unter König Kortas vereint. Da dieser jedoch kaum den sterblichen Menschen dieser Welt einen Besuch abstattete war der Adel in Spielburg fast vergessen. Ein jeder trug in diesem Reich bei was er konnte. Zwischen Bauern, Schmieden, Jägern und Wachen konnte jeder seinen Platz finden, egal ob Mann oder Frau. Jedes mal wenn Kortas Spielburg besuchte wurde die große Stadt Spielburg in der Mitte des Reichs extra hergerichtet. Zwischen weißen Blumen, bunten Bannern und jubelnden Untertanen begrüßte man den König von den fliegenden Inseln. Er brachte den Leuten stehts das Geschenk der Hoffnung. In Spielburg würde man mit dem Tod erlöst und anschließend in Ätheria als Engel wiedergeboren werden. So baten viele den König nach Verstorbenen in Ätheria zu suchen und verschiedene Nachrichten zu überbringen. Kortas selber überbrachte auch hin und wieder die ein oder andere Nachricht. Damit die Menschen Hoffnung hätten. Schließlich wollte er auch, dass es ihnen gut geht.
     
    Erana hingegen sah dies anders. Für sie waren die Bewohner Spielburgs nur Bauern, Kanonenfutter, Sterbliche. Kortas selber stritt hin und wieder mit Erana über ihre Ansichten. Dennoch geschah es, dass Erana und Kortas bald adligen Nachwuchs bekommen würden, vier Kinder sagte eine Gesegnete von Ätheria vorraus.
     
    Während der Schwangerschaft stritten sich Erana und Kortas immer mehr. Schließlich schlossen sie eine Wette ab: Kortas würde eines der Kinder mit nach Spielburg nehmen und dort als Mensch aufziehen während Erana die anderen Kinder bei sich in Ätheria behält. In 100 Jahren würden sich alle Kinder dem Volk offen präsentieren und das Volk dürfte abstimmen wer als Kronprinz oder Kronprinzessin folgen sollte.
     
    Schließlich kam der Tag und die vier Kinder wurden geboren. Alles Mädchen. Erana fand schnell namen für ihre Kinder. Das kind mit blutrotem Haar nannte sie Aveline. Das Nächste mit rabenschwarzen Haaren Madeleine. Ihr drittes Kind mit Haaren weiß wie Sternenlicht Elizabeth.
     
    Kortas bekam die Tochter die überig blieb. Sie hatte hellblonde Haare, wie das Licht des Mondes im Konflikt mit Sonnenstrahlen. Er nannte seine Tochter Elsa und verließ Ätheria. In der Stadt Spielburg war bereits alles vorbereitet. Mit Freuden feierte man die Geburt von Elsa und die ewige Heimkehr ihres Königs.
     
    So hieß es bald im Reich König Kortas von Spielburg und Königin Erana von Ätheria.
     
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    JimmyRustleton got a reaction from PWubb in Name reset   
    Done!
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    JimmyRustleton reacted to Zwergengraf in GameUnity.TV Modpack   
    GameUnity.TV Modpack
     
    (English version below)
     
    Liebe Spieler,
    wir präsentieren euch heute die größte Neuerung seit Bestehen des Servers: Das GameUnity.TV Modpack! Unser Ziel war es immer, Starbound mit sinnvollen neuen Inhalten zu erweitern und zu verbessern - so wie z.B. durch Features wie den Planetenschutz oder Gilden. Mit einem Modpack ergeben sich viele neue Möglichkeiten für eigenen Content, und nach wie vor ist uns wichtig, das Spiel sinnvoll zu erweitern - für OP-Items und nervige Memes ist hier kein Platz (:
     
    Das Modpack enthält zwar auch "fremde" Mods, unser Ziel ist es jedoch, langfristig hauptsächlich eigenen Content ins Spiel zu integrieren. Möglichkeiten dazu gibt es viele, angefangen bei neuen Items und Objekten über neue Biome und Dungeons bis hin zu komplexeren Features, die das Spiel grundlegend erweitern. Wie gewohnt werden Spieler die Möglichkeit haben, eigene Vorschläge zu äußern oder direkt am Modpack mitzuarbeiten!
     
    Releases für das Modpack werden jeweils ein bestimmtes Thema haben. Die erste Version wird hauptsächlich neuen Content in Form von Dekorationen, Objekten, Möbeln etc. bieten! Außerdem werden unter anderem die Monster überarbeitet und verschiedene neue Werkbanken eingeführt.
     
    In diesem Thread können gerne Wünsche und Ideen geäußert werden - in welchen Bereichen von Starbound seht ihr Potential für neue Inhalte?
     
     
    ----------
     
     
    Dear players,
    we are excited to announce the biggest new feature: The GameUnity.TV Modpack! We always thrived to improve Starbound with reasonable new content - e.g. planet protection or guilds, and mods will give us many new possibilities. Only adding reasonable new content is very important to us, so don't worry: There won't be OP items or annoying memes (:
     
    While the Modpack will contain third party mods, our long-term focus is on creating our own content. There are many possibilities, for example new items, objects, biomes, dungeons or even more complex features to fundamentally expand the game. As usual, all players can voice their suggestions and ideas or directly work on the mod pack with us!
     
    All releases of our Modpack will have a certain theme. The first version is focused on adding more variety - new props, objects, furniture and more! In addition, monsters will be overhauled and new workbenches will be introduced.
     
    Feel free to share your ideas and wishes in this thread - where do you see potential to improve Starbound with our Modpack?
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    JimmyRustleton got a reaction from Dyonisos in Zeigt eure Bauwerke!!!!   
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    Im Westen Nichts Neues

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    JimmyRustleton got a reaction from DragonsForce in Zeigt eure Bauwerke!!!!   
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    Im Westen Nichts Neues

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    JimmyRustleton got a reaction from Kyurix in Zeigt eure Bauwerke!!!!   
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    Im Westen Nichts Neues

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    JimmyRustleton got a reaction from Zwergengraf in Zeigt eure Bauwerke!!!!   
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    Im Westen Nichts Neues

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    JimmyRustleton got a reaction from Sir Kunz in Zeigt eure Bauwerke!!!!   
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    Im Westen Nichts Neues

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    JimmyRustleton got a reaction from Beatrice in Zeigt eure Bauwerke!!!!   
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    Im Westen Nichts Neues

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    JimmyRustleton reacted to Kyurix in Zeigt eure Bauwerke!!!!   
    Noch ein Teil von Fungus:
     
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    JimmyRustleton got a reaction from Sir Kunz in Der Frühling ist da   
    Ich bin auch dabei Elsa. Brauchst du ne Band?
     
    -Major James Rustleton
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    JimmyRustleton reacted to Sir Kunz in Der Frühling ist da   
    Hallo liebe Mitglieder von Gameunity.
     
    Der Frühling ist (zumindest bei mir) endlich da. Dies sollte gefeiert werden. Daher lade ich am kommenden Sonntag, den 18.03.2018 zum Ball auf Spielburg gegen 17:00 Uhr. Es sind selbstverständlich alle eingeladen. Es gibt keinen richtigen Dresscode aber Pastellfarben wären hinsichtlich des Frühlings erwünschenswert. Ich hoffe, dass sehr viele von euch kommen.
     
    Bis dahin und genießt den Frühling
    Elsa of Spielburg
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    JimmyRustleton got a reaction from Jasmin in Im Westen nichts Neues   
    Vorwort:
    Ich habe mich endlich mal dazu durchgerungen den ersten Teil meiner Lore zu schreiben. Ich wurde durch Miraaks Post im Chat sehr inspiriert und musste meine Ideen einfach mal festhalten. Ich habe vor die Lore auch in Form von Logs und Einträgen zu erstellen die ich (hoffentlich) regelmässig hochladen werden. Hier schonmal der erste Teil. Ich bin nicht so begabt, aber ich hoffe ihr werdet trotzdem Spaß beim Lesen haben. LG, euer Jim
     
    P.S: falls ihr Rechtschreibungs- und Formfehler findet sagt mir bitte bescheid^^)
     
     
     
    Teil I: Grabenratten
     
     
     
    Kapitel 1: Der Horschposten
     
    "Da ist nichts mehr"  sagte der Major mit dampfenden Atem. "Du bildest dir langsam Sachen ein..."
    "Und ich sage dir , ich habe da draußen einen von denen gesehen!"  gab der Leutnant leicht irritiert zurück und hielt das Zielfernrohr seines Scharfschützengewehres wieder an sein rechtes Auge.
     
    Der Major zuckte nur mit den Schultern, sah den Mann neben ihm eine Weile lang an, lehnte sich schließlich über den Rand des Schützengrabens, drückte sich den Feldstecher an die Augen und spähte in die absolute Finsternis. Doch da war nichts zu erkennen. Keine Umrisse oder Konturen, keine Schatten. Einfach nur abgrundtiefe Dunkelheit, die alles zu verschlucken schien.
     
    "Das ist doch Zeitverschwunden, Elwood. Komm lass' uns wie-"
    "Psshhh..."  Ohne sich abzuwenden gab der Leutnant dem Major mit einem zischenden Geräusch zu verstehen ruhig zu bleiben.
     
    Er verharrte in absoluter Regungslosigkeit und wäre da nicht ein kleines Dampfwölkchen, das ab und an aus seinem Mund aufstieg, hätte man meinen können, er wäre in seiner Starre erfroren. Der Major schüttelte nur den Kopf und lies es auf sich beruhen. Manch anderer Offizier hätte in dieser Situation seinen Untergebenen gemaßregelt, aber dafür kannte er den Leutnant zu gut.
    Leutnant Louis Elwood (den alle, bis auf die rangniedrigeren Gefreiten und frischen Rekruten, einfach nur Elwood nannten) gehörte zu den begabtesten Scharfschützen, die das 77ste Infanterie Bataillon zu bieten hatte. Was ihm an Respekt und Disziplin fehlte, machte er mit einer außergewöhnlichen Trefferquote wieder wett und so kam er mit so manchen Dingen davon, die anderen Soldaten ein Disziplinarverfahren eingebrockt hätte.
     
    "Verdammt, Elwood" , murmelte der ranghöhere Offizier.
     
    Abermals lehnte sich der Major über den Rand des Schützengrabens, in dem die beiden Männer saßen. Nun, eigentlich waren sie zu dritt. Letzterer lag aber auf dem gefrorenen Boden und würde da auch noch eine Weile liegen. Man konnte meinen er würde sich, nach den heftigen Bombardements der letzten paar Tage, etwas Ruhe gönnen; wäre da nicht das sich langsam  schwarz verfärbende Loch mitten in der Stirn. Zum Glück konservierte die eisige Kälte den toten Soldaten, sodass die Verwesung nicht einsetze und somit der Gestank eine Weile ausbleiben würde (immerhin lag dieser schon einige Tage auf der eisigen Erde). Innerhalb der nächsten Tage sollten sie dennoch versuchen, die Leiche in den hinteren Frontabschnitt zu schleppen. Sanitäts- und Bergungstrupps lehnten es mittlerweile kategorisch ab, die Leichen der Gefallenen aus den vordesten Abschnitten und Horschposten abzutransportieren. Aus verständlichen Gründen, meinten der Major und so manch anderes Frontschwein. Die vorgeschobenen Schützengräben waren an manchen Stellen kilometerweit von den hinteren, sicheren Abschnitten enfernt und ein zweiköpfiger Bergungstrupp, der entsand wurde, um einen Gefallenen zu bergen, kam meistens mit nur einem Mann und zwei Leichen zurück.
     
    "Elwood, komm. Das führt doch zu nichts. Wir sollten-", sagte der Major mit einem resignierten Ton, bevor er erneut von seinem Untergebenen unterbrochen wurde.
    "Einen Augenblick noch..." , gab der Leutnant von sich ohne sich auch nur ein bisschen zu bewegen.
     
    Der Major kramte eine Taschenuhr aus der Tasche seines zerschlissenen Wintermantels. Noch zwei Minuten bis zur Wachablösung. Dann würden sie sich endlich in die Sicherheit eines Unterstandes zurückziehen können, um sich dort für die nächsten vier Stunden aufzuwärmen. Er seufzte kaum hörbar und packte die Uhr wieder in die Tasche. Soll er doch noch eine Weile in die Leere starren und imaginäre Feinde jagen.
    Der Offizier hatte stets Vertrauen in die Fähigkeiten dieses äußerst talentierten Scharfschützen gehabt, doch je länger er in das dunkle Nichts, das die Umgebung völlig zu verschlingen schien, starrte, desto mehr Zweifel kamen auf. War Elwood denn endgültig verrückt geworden? Was hatte der Leutnant da draußen gesehen? Sah er denn jetzt auch Gespenster, wie so viele andere Soldaten, die einen Granatschock erlitten hatten? Oder vielleicht ließ in Folge der zermürbenden letzten Tage sein eigenes Wahrnehmungsvermögen nach? Er war einfach nur müde und erschöpft. Schon seit Stunden hockten sie schon halb erfroren in diesem Schützengraben. der eher einem aufgewühlten Erdloch glich und jetzt, kurz vor der Ablösung, wollte Elwood unbedingt was gesehen haben?
     
    "Das kann doch nicht sein Ernst sein" , sagte der Major genervt und spuckte in den weißen Schnee, bevor er seine Hände wieder in den Taschen vergrub und sich an die Wand des Grabens lehnte.
     
    In den letzten Wochen wurde ihre Stellung mehrmals am Tag beschossen. Wellen von feindlichen Soldaten versuchten sich abermals durch das nicht endende Niemandsland bis zu den Stellungen, die das  77ste Bataillon eisern verteidigte, vorzukämpfen. Jedoch ohne sichtlichen Erfolg. Sie alle starben im Kugelhagel, der sich aus den Maschinengewehrnestern auf sie ergoss und bald war der Boden von Toten überseht, die sich an manchen Stellen fast bis zur Hüfte auftürmten.
    Die Angriffe ebten jedoch vor zwei Tagen abrupt ab und so war den Soldaten eine temporäre Verschnaufspause gegönnt. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die Attacken mit neuer Intensität wieder anfangen würden. Vielleicht mussten die auf der anderen Seite erstmal neue "Kugelfänger", wie die feindlichen Soldaten im allgemeinen Frontjargon genannt wurden, zum verheitzen an die Front schaffen, um das tägliche Sterben wieder aufnehmen zu können. Der Major fragte sich, woher die da drüben so viele Soldaten hernahmen und wie sich überhaupt so viele Menschen rekrutieren ließen. Täglich starben mehrere tausende Soldaten und trotzdem kamen immer mehr. Sahen die denn nicht ein, dass es zwecklos war immer und immer wieder zu versuchen die Front zu durchbrechen und dass die Soldaten der republikanischen Garde eher sterben würden, als auch nur einen Meter Land zu verlieren? Außerdem waren die Streitkräfte der Republik im Gegensatz zu denen des Feindes mit der modernsten Militärtechnik ausgerüstet und bestens ausgebildet. Die Armee bestand aus erfahrenen Berufssoldaten, die ihr Handwerk verstanden. Die Armee des Feindes, wenn man diesen undisziplinierten Haufen so nennen kann, bestand aus Bauern und anderen Teilen einer ausgedehnten Landbevölkerung, die innerhalb von Tagen in frisch geschneiderte Uniformen gesteckt und in den Krieg geschickt wurde. Sie bekamen statt einer Heugabel ein vollautomatisches Maschinengewehr in die Hand gedrückt, nur um augenblicklich von die Kugeln, die die republikanischen Maschinengewehre auf sie erbrachen, zerfetzt zu werden.
    Es kam ihm vor wie purer Wahnsinn. Und dennoch führten sie schon seit 9 Jahren Krieg und hielten auf höchst erstaunliche Weise die Front, ohne dass sich diese nennenswert verändert hatte. Was als ein offensiver Angriffskrieg begann, erstarrte nun zu einem äußerst hartnäckigen Stellungskrieg. Durch die extreme Kälte der ersten Winter fror die republikanische Garde im wahrsten Sinne des Wortes fest. Aus einer Offensive wurde binnen zweier Jahre eine Verteidigung, obwohl die Republikaner es ja waren, die ihre Welt angegriffen hatten. Was verteidigten Sie eigentlich hier? Hatte die oberste Führung nicht erkannt, dass sie den Feind unterschätzt hatten? Dass er seine technische Unterlegenheit mit Menschenmaterial und einen unbrechbaren Willen ausglich? Dass dem Feind, mit herkömmlichen Mitteln, nicht beizukommen war? Denn im Gegensatz zu den Soldaten der Republik kämpften diese Leute nicht für Geld. Sie kämpften für die Freiheit und für ihr Vaterland. Aber woher kam dieses Gefühl, dass junge Männer dazu antrieb sich in diese Hölle aus Eis und Matsch zu werfen und unter dem Einsatz ihres Lebens diese tote Erde zu verteidigen? Die Gedanken schwirrten in seinem Kopf, doch ehe er diese nur zuende bringen konnte, wurde der Major durch den plötzlichen Ausruf seines Leutnants, der die Stille unterbrach, aus seiner Gedankenwelt gerissen.
     
    "Hab' ich dich endlich, du Dreckskerl!"
     
    Der Finger des Leutnants krümmte sich am Abzug des Gewehrs und war die einzige Bewegung, die der Major von ihm in den letzten Minuten wahrgenommen hatte. Der Knall zerriss kurz darauf die gefrorene Luft, und eine ungeheuerliche Feuerzunge spie aus dem Lauf der Waffe und erinnerte an die eines Drachen. Der Schuss war einfach ohrenbetäubend und halte noch einige Sekunden über die Erde, ehe sich wieder Stille über die eisige Nacht legte.
     
    "Sch***e, Elwood! Wo zum Teuf-"
     
    Doch noch ehe er den Satz zuende sprechen konnte, schwang sich der eben noch so unbewegliche Elwood mit einem akrobatischen Satz über den Graben und verschwand in der Finsternis. Der Major versuchte zu reagieren und bekam ihn fast noch am Mantel zu fassen, doch es war zu spät: Er war weg. Von der Dunkelheit verschluckt.
     
    (Fortsetzung folgt)
     
     
     
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